Ihr Name mag nicht der allercoolste sein, aber die Mädchengang der "Wilden Hühner" ist mit Sicherheit die angesagteste Bande ihrer nicht näher benannten kleinen Stadt. Wer, wie die etwas einsame Melanie, darin aufgenommen werden will, muss erstmal Einiges leisten. Denn die vier anderen Mitglieder gehen als Freundinnen durch dick und dünn und stehen sich bei allen Alltagssorgen bei. Seien es Trudes Gewichtsprobleme, Friedas anstrengende Familie, oder auch der drohende soziale Abstieg von Melanies Eltern. Den "Fuchsalarm" löst allerdings Sprotte aus, als deren hartherzige Großmutter beschließt ihre hofeigenen Hennen schlachten zu lassen. Es gilt das bedrohte Federvieh zu retten, nicht zuletzt da die Hühnerdamen schließlich als Maskottchen und Namensgeber der Bande dienen. Die Mission entwickelt sich allerdings weitaus komplizierter als zunächst gedacht, und so beißen die Mädchen schließlich in den wohl sauersten Apfel, der überhaupt vorstellbar ist: Sie bitten die doofen Jungs der "Pygmäenbande" um Hilfe.
Cornelia Funke auf allen Kanälen: Während die Jagd durch selbige in Venedig ihres, ebenfalls gerade erst verfilmten, "Herr der Diebe" allerdings nur mäßig gelungen und für erwachsene Zuschauer eine ziemliche Tortur ist, bieten die "Wilden Hühner" nun aber tatsächlich das gern beschworene Vergnügen für die GANZE Familie. Das mag man aufgrund der obigen Inhaltsbeschreibung zunächst zwar kaum glauben, ist aber wirklich wahr - großes Bandenehrenwort!
Denn wo vor allem die erwachsenen Charaktere im aufwändig inszenierten Venedigevent nah an (und manchmal auch jenseits) der Grenze zur Karikatur agieren, erleben wir hier ein sympathisches kleines Abenteuer, mit einer Vielzahl glaubwürdiger Figuren. Was nun nicht heißen soll, dass wir es mit einem leicht deprimierenden Sozialdrama zu tun hätten. Nein, die aus dem Leben gegriffenen Probleme der einzelnen Familien betten sich eher unaufdringlich in die Haupthandlung um Freundschaft, Gemeinsamkeit und erste Liebe ein, werden aber eben auch nicht ausgespart.
Trotz durchschnittlicher Leinwandzeit gelingt es dabei, ein gutes Bild der gestressten, allein erziehenden Mutter mit Männerproblemen (hübsche Rolle für Veronica Ferres als Sprottes Mutter) oder vor allem eines gewalttätigen und überforderten Vaters (Axel Prahl) zu zeichnen. Lediglich die etwas zu einfache Problemlösung durch zwei sympathische Lehrer (Gastrollen für Jessica Schwarz und Benno Fürmann), kann da nicht so einhundertprozentig überzeugen.
Die meiste Zeit aber quietschen die kleineren Zuschauer vor Vergnügen über die Streiche der beiden Banden, während sich die Älteren entweder an alte Baumhaus-Zeiten erinnert fühlen oder sich an den für sie eingestreuten feinen Gags erfreuen, zu denen unter anderem ein Kurzauftritt von Piet Klocke als nicht besonders reizvolles Date gehört.
Die jungen, zum Teil aus bekannten Schauspielerfamilien stammenden Nachwuchsdarstellerinnen machen ihre Sache durchgehend gut und bilden so eine Art weibliches Pendant zu den bereits mehrfach erfolgreichen "Wilden Kerlen" der Familie Ochsenknecht.
Bei den "Wilden Hühnern" handelt es sich mit Sicherheit um die unspektakulärste der drei aktuellen Cornelia Funke-Verfilmungen. Und obwohl man natürlich mit einigem Recht gespannt auf die große Hollywood-Produktion zu "Tintenherz" warten darf, liegt das Abenteuer der Mädchenbande schon mal ganz hervorragend im Rennen um den Titel der gelungensten Adaption ihrer Erfolgsbücher.
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