Huch! Ist das wirklich der Mann, der noch in den 90er Jahren das Image eines sexsüchtigen Machos pflegte und dies mit seinen Rollen in "Wall Street", "Basic Instinct" oder der berühmten "Verhängnisvollen Affäre" noch untermauerte? Yup, es ist in der Tat Michael Douglas, der uns da gleich in der ersten Szene von "King of California" als wuseliger Waldschrat begegnet, und wer bisher glaubte, der Schauspieler hätte bereits als abgehalfterter Professor in den "Wonder Boys" Mut zur Hässlichkeit bewiesen, erkennt nun, das es da durchaus noch Steigerungspotential gab.
Douglas Figur nennt sich aber erstaunlicherweise nicht "Catweazle" sondern Charlie und wurde soeben aus einem gut zweijährigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik entlassen. Seine siebzehnjährige Tochter Miranda (Evan Rachel Wood) ist darüber allerdings weniger erfreut. Denn diese hat sich notgedrungen ihr Leben zwischenzeitlich recht gut selbst organisiert, und was sie nun am Wenigsten gebrauchen kann, ist ein unberechenbarer und völlig unkontrollierbarer Mitbewohner. Trotzdem stellt sich Miranda ihrer Verantwortung und dem Fakt, dass es sich schließlich um ihren Vater handelt. Der bestätigt dann auch schon bald die schlimmsten Befürchtungen durch lautstarke nächtliche Aktionen und den Verkauf des Autos seiner Tochter. Denn Charlie hat sich während seines Aufenthalts in der Geschlossenen weitergebildet und benötigt nun dringend Finanzmittel für seinen Plan: Den sich seit mehreren hundert Jahren unter der Erde Kaliforniens befindlichen und von ihm genauestens und todsicher lokalisierten Goldschatz eines spanischen Eroberers zu heben. Hoch motiviert macht sich Charlie ans Werk und lässt sich dabei auch nicht von den Errungenschaften der modernen Zivilisation aufhalten.
Oder von ungläubigen Mitmenschen und lästigen Ordnungshütern. Die sind nämlich ebenso nur unbedeutendes Beiwerk wie sämtliche weiteren Mitwirkenden neben dem Vater/Tochter-Paar Michael Douglas und Evan Rachel Wood. Dabei ist selbstredend Douglas der Star und greift die dankbarere Rolle ab, denn während Wood nicht viel mehr als die brave Stimme der Vernunft bleibt, darf ihr Gegenpart hemmungslos herum toben und die verquere Weltanschauung seiner Figur verbreiten. Da es sich bei Charlie aber keineswegs um einen komplett negativ oder unsympathisch gezeichneten Charakter handelt, enthalten seine Weisheiten folglich auch immer etwas Wahres und Nachdenkenswertes.
Die Entwicklung ist dabei ganz deutlich: Sind die Aktionen des Vaters zu Beginn einfach nur nervtötend und rücksichtslos, so verbessert sich das Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten in dem Maße, wie sich die kühnen Pläne als gar nicht mal so abwegig entpuppen. Die frustrierte Miranda wird daher von einer zunächst unfreiwilligen zur motivierten Helferin und vielleicht wird sie ihren alten Herrn sogar irgendwann mal "Dad" nennen - das würde ihn nämlich sehr freuen. Die Wandlung in der Beziehung der Beiden erfolgt allerdings etwas spontan und überraschend, denn einen konkreten Anlass für die plötzliche Milde der geplagten Tochter gibt es zunächst eigentlich nicht. Aber Drehbuchautor und Regisseur Mike Cahill hat sich in seinem Kinodebüt für die seichte und leichte Variante einer Story entschieden, die auch genauso gut in eine ziemlich düstere Richtung hätte kippen können. So werden also die dunkleren Abgründe der Figur Charlie nicht wirklich thematisiert.
Aus dieser Konsequenz ergibt sich dann ein sehr netter und sympathischer Film, mit einem offensichtlich hochmotivierten Hauptdarsteller, dem man dem Spaß an seiner Rolle durchgehend anmerkt. Mit wirrem Blick und feixendem Grinsen übertreibt es Douglas allerdings, vor allem zu Beginn des Films, doch ein wenig. Da das Publikum Charlie zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht einzuschätzen weiß, bestand hier wohl die Absicht es ein wenig in die Irre zu führen um es dann später zu überraschen, was das Ganze allerdings etwas uneinheitlich erscheinen lässt. Und gelegentlich sogar komplett unglaubwürdig, wenn es dem ja nicht gerade besonders ansprechend auftretenden Charlie beispielsweise gelingt, mit nur wenigen charmanten Worten eine resolute Polizistin nicht nur zum Verzicht aufs Strafticket, sondern auch gleich noch zum Besuch auf der heimischen Matratze zu bewegen.
Im Großen und Ganzen können solche kleinen Makel aber den oben beschriebenen Gesamteindruck kaum trüben: Den eines harmlosen und netten kleinen Films.
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