Nach ihrem gemeinsamen Spaß-Vehikel „Expendables“ kehren die beiden großen Actionhelden der achtziger Jahre nun jeweils fast zeitgleich mit einem eigenen neuen Film in die Kinos zurück. Während sich Sylvester Stallone mit "Shootout" aber für einen recht ernsthaften Thriller unter der Regie von Altmeister Walter Hill entschied (und in den letzten Jahren ja eh nie ganz weg war), lässt sich der von der Politik zurück auf die Leinwand wechselnde Arnold Schwarzenegger vom Koreaner Kim Jee-Woon in Szene setzen, der mit „The Last Stand“ sein Hollywooddebüt gibt. An den amerikanischen Kinokassen stieß das Comeback des „Governators“ jedoch auf bemerkenswert geringes Interesse und muss dort bereits jetzt als großer Flop abgehakt werden. Der Film selbst ist dabei eine zunächst nicht uninteressante Mischung aus klassischen Westernmotiven und modernem Actionfilm, der aber im Verlauf zunehmend die Puste ausgeht bis es dann zum Schluss vielleicht nicht unbedingt ärgerlich, aber doch schon sehr albern wird.
Summerton ist ein unauffälliges amerikanisches Wüstenstädtchen an der Grenze zu Mexiko. Hierhin hat sich der frühere Großstadtpolizist Ray Owens (Arnold Schwarzenegger) zurückgezogen um als örtlicher Sheriff eine eher ruhige Kugel zu schieben. Doch der Gangsterboss Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) und dessen Helfershelfer machen dem Veteranen einen Strich durch die Rechnung, als sie sich ausgerechnet Summerton als Treffpunkt für die Flucht über die Grenze ausgucken. Cortez ist eben erst auf spektakuläre Art aus dem Polizeigewahrsam entkommen und rast nun mitsamt einer Geisel und einem hochgezüchteten Prototypen durch die Wüste direkt auf die Stadt zu, gejagt vom nervösen Polizeichef (Forest Whittaker). Seine Söldner erregen unterdessen durch ihr brutales Vorgehen bereits die Aufmerksamkeit von Sheriff Owens, der sich schließlich mitsamt seinen unerfahrenen (Jamie Alexander, Luiz Guzman) oder sogar völlig ungeeigneten (Rodrigo Santoro, Johnny Knoxville) Helfern den Verbrechern als letzte Bastion entgegenstellt.
Wenn der Film zu den Klängen von „Blue Moon“ (in der grandiosen Version der „Cowboy Junkies“) eröffnet und dabei den Blick auf die endlos weiten Wüstenstraßen freigibt, dann stellt sich durchaus so etwas wie Vorfreude ein und auch die folgende originelle Befreiungsaktion für Oberbösewicht Cortez weiß durchaus zu gefallen. Keine Frage, Regisseur Kim Jee-Won, der vor einigen Jahren schon die wilde Western-Komödie „The Good, the Bad, the Weird“ vorlegte, hat ein Talent und Auge für schöne Bilder und ist in der Lage rasante Action zu inszenieren, wie sich hier dann auch bei einer Autoverfolgungsjagd durchs Maisfeld beobachten lässt.
Seine karge Story, die in ihrer Grundkonstellation des einsamen, nur von ein paar Getreuen umgebenen Kleinstadtsheriffs an Westernklassiker wie „Rio Bravo“ erinnert, wirkt dabei jedoch wirklich nur wie das unbedingt nötige Beiwerk, um möglichst viele Schießereien und Crash-Sequenzen in Szene zu setzen. So ist schon das futuristische Fahrzeug, mit dem Cortez (natürlich ein ehemaliger Rennfahrer) fast durch die Gegend „fliegt“ (er ist damit schneller als ein Helikopter) ein komplett unglaubwürdiges und ziemlich albernes Gimmick. Falls man damit ein symbolisches Gegenstück zum bodenständigen „Old School“–Kämpfer Schwarzenegger präsentieren wollte, so bleibt dieser Schachzug jedoch im Ansatz stecken, denn wenn sich die beiden Protagonisten schließlich gegenüberstehen, spielt der Prototyp keine Rolle mehr. Stattdessen scheint es gerade in Mode zu kommen, zum finalen Höhepunkt auf den guten alten Faustkampf zurückzugreifen, doch wie schon beim nicht minder trashigen „Gangster Squad“ wirkt dieser dann leider eher lächerlich als cool.
Stichwort „lächerlich“. Ebenso als ziemliche Schnapsidee erweist sich der Einfall, „Jackass“-Krawallbubi Johnny Knoxville als Dorfdeppen und Waffenfetischist in die Geschichte einzubauen und mit diversen Geräten sowie schlechten Witzen um sich schießen zu lassen. Der Geselle nervt nicht nur in jeder einzelnen seiner Szenen, er verstärkt zudem auch das mehr als krasse Ungleichgewicht zwischen den ernstgemeinten dramatischen Momenten und deren Veralberung durch vermeintlich witzige Sprüche. Zwar gehören die lässigen Oneliner zu einem gut abgehangenen Schwarzenegger-Action-Streifen natürlich dazu, doch wirken sie hier oft aufgesetzt und gezwungen und vor allem furchtbar vorhersehbar. Wenn der nicht vollständig in Ehren gealterte Mann aus der Steiermark auf die Frage „Wie fühlst Du Dich?“ mit „Alt“ antwortet ist das noch einer der besseren Gags, oft sieht man seine Antworten jedoch schon lange vorher kommen, wenn etwa der in der Not zum Deputy beförderte Kleinkriminelle seinen Stern zurückgeben will. Was antwortet daraufhin der zerfurchte Gesetzeshüter? Genau, natürlich „Behalt ihn, denn Du hast ihn Dir verdient“. Und wer er überhaupt sei? "Ich bin hier der Sheriff". Ah ja.
Nein, mit derart abgestandener Routine lockt man heute höchstens noch die ganz schmerzlosen Altfans hinter ihrem Schwarzenegger-Altar hervor und verdient später vielleicht noch ein paar Kröten in der Videothek. Obwohl das Urteil an der Kasse im alten Europa noch aussteht, geht „The last Stand“ zumindest hierzulande mit einer zusätzlichen Hypothek ins Rennen, denn der deutsche Verleih plant, den Film in einer um 22 Sekunden geschnittenen Fassung herauszubringen (um eine Altersfreigabe ab 16 zu bekommen). Das hört sich zwar nach nicht allzu viel an und bei der hier gebotenen Gewaltorgie dürfte auch so noch genug an zerfetzten Körpern und deren Einzelteilen übrig bleiben, es ist aber für einige der erwähnten Fans eventuell ein weiterer Grund auf den Kinobesuch zu verzichten. Sie verpassen nicht viel.
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