Zum zweiten Mal und einige Jahre nach dem großartigen "Interview mit einem Vampir" dienen die "Vampir-Chroniken" von Anne Rice als Vorlage für einen Kinofilm. Und wieder begegnen wir dem legendären Vampir Lestat, der diesmal allerdings nicht von Tom Cruise verkörpert wird. Wie überhaupt das ganze Projekt diesmal ein bis zwei Nummern kleiner daherkommt als die erste Adaption. Und leider auch um einige Nummern schwächer.
Der gute Lestat (Stuart Townsend) hat nämlich beschlossen, nach Jahrhunderten seine Schattenexistenz zu beenden und sich im Lichte der Öffentlichkeit zu sonnen. Am einfachsten geht dies heutzutage in der Rolle eines Rockstars, bei dem niemand ahnt wie ernst es mit dessen Vampirgehabe tatsächlich steht. Und wenn die willigen Groupies letztendlich merken, auf wen sie sich da eingelassen haben, ist es auch schon zu spät. Trotzdem kann Lestat sein neues Leben nicht so recht genießen, denn er schafft sich damit auch zahlreiche Feinde: Die Vampirforscherin Jesse kommt ihm auf die Spur und kann sich der Faszination des Untoten nur schwer entziehen. Lestats Artgenossen finden seine öffentlichen Auftritte auch gar nicht so witzig und schließlich erwacht auch noch die uralte Vampirkönigin Akasha (Aaliyah) zum Leben, um gemeinsam mit Lestat ihre Herrschaft über die Welt anzutreten.
Diese "Königin der Verdammten" ist also die Titelfigur
des Films und der darum aufgebaute Hype beruht auch zum
größten
Teil auf dem frühen Unfalltod von Aaliyah, die hier ihre
letzte
Filmrolle spielt. Nur taucht die böse Akasha in der
kompletten
ersten Hälfte des Films praktisch gar nicht auf und der
Zuschauer
fragt sich mit der Zeit, wann es denn nun eigentlich
richtig los
geht. Bis dahin dreht sich alles um die in Rückblenden
erzählte
"Entstehungsgeschichte" von Lestat und dessen Verhältnis
zu Jesse, deren Herkunft ebenfalls äußerst umnebelt ist.
Die Atmosphäre dieser Episoden ist durchaus stimmig und
stilvoll
inszeniert, wobei die Szenen um Lestat und seinen Mentor
Marius
doch sehr stark an das Verhältnis Brad Pitt/Tom Cruise in
"Interview
mit einem Vampir" erinnern - allerdings mit umgekehrten
Vorzeichen,
denn hier ist Lestat der "Frischling".
Nach
rund 40 Minuten allerdings verliert der Film ein wenig den
Faden,
um nach einer Phase des gemächlichen Dahinplätscherns
schließlich die Vampirkönigin ins Spiel zu bringen. Dabei
macht Aaliyah ihre Sache als grausam mordende und
katzenhaft zischende
Untote durchaus gut, nur ist ihre ganze Rolle eigentlich
eher überflüssig,
denn das Ganze hätte auch fast genauso gut ohne sie
funktioniert.
Da die bombastisch und mit zahlreichen Special-Effects
inszenierten
Szenen im letzten Drittel des Films zudem nicht wirklich
überzeugen
können sondern leider manchmal recht albern wirken, bildet
der Handlungsstrang um die "Königin" daher auch den
Schwachpunkt des Films. Letztendlich entsteht somit leider
nur ein
recht unausgegorener Mix: Für einen knallharten und coolen
Horrorfilm zuwenig, für ein ernsthaftes, atmosphärisch
dichtes Werk aber zuviel und eher schlechte Action. Die
Fans von
Aaliyah werden sicherlich trotzdem ins Kino pilgern um ihr
die letzte
Ehre zu erweisen. Und da "Die Königin der Verdammten"
ja auch nicht ganz misslungen ist, ist das wohl auch in
Ordnung.
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