"Brennen lassen". So die Antwort auf die im Titel zu dieser Komödie gestellte Frage. Und so lautet auch ein alter Sponti-Spruch der Berliner Hausbesetzer- und Steinewerfer-Szene der Achtziger Jahre. Die Zeit ist anscheinend
Wie in alten Zeiten: Die "Gruppe 36" hängt ab vor Revoluzzer-Parolen der 80er. |
reif, auch diese jüngere deutsche Vergangenheit mal fürs Kino aufzuarbeiten. Dass diese Art Vergangenheit auch einem amtierenden deutschen Außenminister nicht ganz fremd ist und über Wochen die Schlagzeilen bestimmte, ist dabei ein eher glücklicher "Marketingzufall" für den dritten Film der deutschen Columbia Pictures, nach dem kommerziellen Überraschungserfolg "Anatomie" und dem ausgleichenden Totalflop "Feindliche Übernahme".
13 Jahre sind vergangen seit Tim (Til Schweiger) und seine Kumpel zusammen in einem besetzten Haus lebten und in kreativer Anarchie gegen das "Establishment" vorgingen. Während Tim diesen Idealen stets treu geblieben ist und sich um den im Rollstuhl sitzenden Hotte (Martin Feifel) kümmert, haben sich die Lebenswege der anderen Cliquenmitglieder gänzlich anders entwickelt: Maik (Sebastian Blomberg) leitet eine Werbeagentur, Nele (Nadja Uhl) hat als alleinerziehende Mutter zu kämpfen, der im Gegensatz zu seinem Namen eher softe "Terror" macht Karriere als Staatsanwalt und Tims Ex-Geliebte Flo steht kurz vor ihrer Hochzeit. Die gemeinsame Zeit ist nur noch eine Erinnerung und dabei würde es normalerweise auch bleiben. Da explodiert plötzlich (nach 14 Jahren) ein von der Gruppe selbstgebastelter, längst vergessener Sprengsatz in einer Grunewalder Villa und die Vergangenheit holt die sechs wieder ein. Notgedrungen rauft man
Til Schweiger als Vorzeigepunk? Zumindest Kollege Martin Feifel findet's wohl überzeugend. |
sich zusammen um die Spuren von damals zu verwischen. Und während der bärbeißige Polizeiermittler Manowsky ihnen auf die Pelle rückt, stellen sich für die sechs Ex-Anarchisten Fragen nach der Bedeutung von Freundschaft und danach, was aus ihrer Vision von einer besseren Welt eigentlich geworden ist.
Die Autoren von "Was tun, wenn's brennt?" hatten ursprünglich vor, ihre Geschichte bierernst zu erzählen und eine Art seriöse "politische Vergangenheitsbewältigung" zu schaffen. Glücklicherweise ist man von diesem Plan aber wieder abgekommen, denn als ernsthafte Parabel hätte der Film so erstens nicht funktioniert und zweitens nicht unterhalten. Wer möchte sich schon eine Gruppe verbitterter, desillusionierter Typen ansehen, die in heruntergekommenen Häusern über ihre Weltsicht diskutiert. Okay, vielleicht die Stammzuschauer des Vormittagsprogramms von 3sat, aber bestimmt kein großes Kinopublikum. Viel cleverer ist es da doch, das Ganze als leichte Komödie zu verpacken und dem Publikum dabei ganz nebenbei ein paar Einblicke in eine Welt zu gestatten, die nur ein Bruchteil wirklich aktiv miterlebt hat. Ob dieser "Bruchteil" aber "Genau so war das!" schreien wird ist doch eher zweifelhaft, denn allzu dick aufgetragen wirken die Aktionen der "Gruppe 36", allzu klischeehaft die einzelnen Typen in ihren schrillen Klamotten. Und das
Nein, in Umgebung explosiver Substanzen sollte man wirklich nicht kiffen, Frau Uhl! |
Gesicht von Til Schweiger bringt der Zuschauer leider mit zu viel anderem in Verbindung um gerade in ihm den letzten aufrechten Punk zu sehen. Es genügt eben noch lange nicht, mal eben Fehlfarbens "Es geht voran" einzuspielen um total authentisch zu sein.
Das klingt jetzt negativer als es letztendlich ist, denn gerade die viel zu dick aufgetragenen Klischees sorgen schließlich auch für die größten Lacher: So ist Maik natürlich zum größtanzunehmenden Ekelpaket von Werbefuzzi mutiert, das man sich nur vorstellen kann. Und die ehemals emanzipierte Nehle beschäftigt sich spießbürgerlich nahezu ausschließlich mit krabbelnden und krakeelenden Kleinkindern. Dazu gibt uns Klaus Löwitsch den verbitterten Anarchistenjäger, der dieses "Gesocks" einfach nur fertig machen will. Da jedoch gerade der Charakter des Polizeiermittlers im Laufe des Films eine erstaunliche Wandlung erfährt, sah Herr Löwitsch sich prompt genötigt, von einer "Reflexion auf den gesellschaftlichen Wandlungs- und Reifeprozess" zu schwafeln. Die Antwort von Til Schweiger, mit diesem Zitat konfrontiert: "Das kann er sicherlich so sehen".
Der clevere Til weiß nämlich ganz genau, dass "Was tun, wenn's brennt?" alles andere als eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der real existierenden BRD der Achtziger Jahre ist. Aber dafür ist es ein Film, der sich auf recht unterhaltsame Weise eines wirklich "deutschen" Themas annimmt, seine Herkunft nicht verleugnet und auch nicht versucht nach Hollywood auszusehen. Und als solches eine doch eher erfreuliche Erscheinung.
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