Man ist aus Hollywood ja formelhafte, uninspirierte und weichgespülte
Massenware gewöhnt, aber ab und an kommt trotzdem noch ein
Film daher, der einfach so unfassbar mangelhaft ist, dass man mit
offenem Mund dasitzt und sich fragt, wie zum Himmel es solch ein
Bockmist jemals bis auf die Leinwand schaffen konnte - geschweige
denn bis zu den Dreharbeiten.
"Evan Allmächtig", die Quasi-Fortsetzung des Jim-Carrey-Vehikels
"Bruce Allmächtig",
ist die wohl
mit Abstand schlechteste Großproduktion Hollywoods des Jahres,
wenn nicht sogar des Jahrzehnts. Eine bodenlose Frechheit, die noch
dazu als teuerste Komödie aller Zeiten in die Geschichte eingeht
(das Budget betrug 175 Millionen Dollar), obwohl man sich bis zum
Schluss fragt, wo dieses ganze Geld eigentlich geblieben ist. Ein
Gutteil wanderte vermutlich in die Taschen solch namhafter und an
sich respektabler Akteure wie Morgan Freeman und John Goodman, denn
andere Argumente als der schnöde Mammon kann es für keinen
der beteiligten Stars gegeben haben, um sich für diesen Bockmist
herzugeben.
Während das Original mit seiner Grundidee "Mensch bekommt
Gottes Macht übertragen" zumindest noch für einen
halben guten Film taugte und anständige Unterhaltung bot, durfte
man sich schon fragen, wo da das Potential für eine Fortsetzung
stecken sollte. Klare Antwort: Es gibt keins. Aber da "Bruce
Allmächtig" einfach zuviel Geld einspielte, um kein Sequel
zu drehen, zählte dieses Argument wohl nur für Jim Carrey,
der sich hier schön fernhielt. Drum wird nun Steve Carell ("Jungfrau
(40), männlich, sucht...") zum neuen Protagonisten
erhoben, der als Nachrichten-Moderator Evan Baxter in Teil Eins
nur eine Nebenfigur war, die Jim Carrey das Leben schwer machte.
Zu Beginn dieses Films ist Evan nun frisch zum Kongress-Abgeordneten
gewählt worden und zieht mit Frau (Lauren Graham von den
"Gilmore Girls") und drei Söhnen gen Washington.
Kaum im neuen Traumhaus angekommen, erwarten ihn zwei bedeutende
Aufgaben: Der mächtige Abgeordnete Long (John Goodman) will
Evan mit in eine Gesetzesinitiative einspannen und bietet damit
eine riesige Karriere-Chance. Doch dummerweise erscheint auch Gott
höchstpersönlich (Morgan Freeman, der sich im Gegensatz
zu Carrey für die Fortsetzung nicht zu schade war) und fordert
von Evan, er solle eine Arche bauen - ganz genau wie Noah.
Natürlich weigert sich Evan eine Weile, überhaupt zu
glauben, dass das wirklich Gott ist, mit dem er da redet, um sich
dann so gut es geht vor seiner Aufgabe zu sperren, was auch nicht
gerade leicht fällt, wenn ihm auf einmal zahlreiche Tiere in
Paaren hinterherlaufen. Zudem wächst ihm in Rekordgeschwindigkeit
ein mächtiger Bart, der sich nicht Wegrasieren lässt,
bis er schließlich wirklich die Haarpracht eines biblischen
Propheten hat. Wer nicht so recht versteht, wo da der Witz stecken
soll, hat das entscheidende Problem bereits gefunden: Da steckt
nämlich keiner.
"Evan
Allmächtig" als Komödie zu bezeichnen ist eigentlich
schon der beste Witz am ganzen Film, der selbst so verzweifelt auf
der Suche nach verwertbarem Klamauk in seiner papierdünnen
Story ist, dass Evan wiederholte Male von einem Hund ins Gemächt
gebissen wird, sich beim Bau der Arche dutzendfach mit dem Hammer
auf den Finger haut und natürlich von den zahlreichen Vögeln,
die ihm bis zur Arbeit folgen, des öfteren angeschissen wird.
Womit dann eigentlich auch schon alle "Witze" dieses Films
Erwähnung gefunden hätten.
Nachdem Evan sich endlich dazu durchgerungen hat, seine Mission
zu akzeptieren und seine Polit-Karriere dafür schleifen zu
lassen, hat sich die Entwicklung für die Hauptfigur dann auch
erledigt, der Rest des Films "lebt" eigentlich nur noch
davon, dass ihn alle auslachen und keiner an ihn glauben will -
auch wenn es keine rationale Erklärung für den Zoo an
Tieren gibt, die Evan folgen und ihm schließlich sogar beim
Bau der Arche helfen. Warum ihm keiner glauben will? Weil der Film
sonst vorbei wäre. Nachvollziehbar ist das jedenfalls nicht,
sondern einzig der per Holzhammer vermittelten Grundbotschaft des
Films geschuldet, dass man gegen alle Widerstände an seinen
Glauben festhalten soll.
Mit seiner erzählerischen Plattheit und der erbärmlich
heuchlerischen Lobpreisung von Moral und Familienwerten taugt "Evan
Allmächtig" so eigentlich nur als Erbauungsfilm für
christliche Fundamentalisten mit sehr schlichtem Gemüt. Alle
anderen verbringen 90 Minuten mit ungläubigem Kopfschütteln
über diesen
unsagbaren Käse, der ihnen da serviert wird. "Höhepunkt"
ist dann das Finale, wo es nicht ganz zur Sintflut, aber immerhin
zu einer gigantischen Flutwelle kommt (für deren mittelprächtige
Animation das gigantische Budget übrigens auch nicht draufgegangen
sein kann). Deren Wassermassen verschwinden dann sofort spurlos,
nachdem sie ihren dramatischen Dienst getan haben. Wer's glaubt,
wird selig.
"Evan Allmächtig" kann sich rühmen, das wohl schlechteste Drehbuch einer Hollywood-Großproduktion der Filmgeschichte zu haben - ein komplett indiskutables, nicht mal halbgares und aus einer (schlechten) Idee zusammengeklopptes Nichts von Skript, das man dem Autor eigentlich nach dem Lesen kräftigst um die Ohren hätte hauen müssen. Dass es stattdessen anstandslos umgesetzt wurde, ist das eigentliche unerklärliche Wunder an diesem Film. Der einzig erträgliche Aspekt an "Evan Allmächtig" bleiben die Darsteller, die es mit bewundernswerter Professionalität schaffen, ihre lächerlichen Rollen ernst zu nehmen und ordentliche Vorstellungen abzuliefern. Was allerdings nichts daran ändert, dass auch sie mächtig Buße dafür zu tun haben, dass sich dieser unsägliche Schund mit ihren Gesichtern schmücken darf.
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