Tuya kann nicht mehr. Sie kann sich nicht mehr um ihren schwerkranken Mann, um die Tiere, den Haushalt und die Kinder kümmern. Die Last übersteigt ihre Kräfte. Es dauert nicht lange und es steht für die junge Frau fest, dass sie sich einen zweiten Ehemann suchen muss, der sie entlastet. Doch die Suche nach einem Mann, der dazu noch Tuyas Forderung akzeptiert, ihren ersten Mann nicht zu verstoßen, gestaltet sich schwieriger als erwartet. Es gestaltet sich deshalb schwieriger, weil die Männer, die sich um Tuyas Gunst bewerben, in vielerlei Hinsicht Nieten und Versager sind. Zwischen den großen übergewichtigen Widerlingen und ständig betrunkenen Nichtsnutzen will sich die äußerst selbstbewusste Frau nicht entscheiden. Sehr genau, fast schon dokumentarisch, beobachtet der junge chinesische Regisseur Wang Quan'an den Leidensweg dieser Frau, die kongenial von der asiatischen Schönheit Nan Yu (sie ist übrigens die einzige professionelle Schauspielerin im Film, der Rest sind äußerst begabte Laien) verkörpert wird. Unter den dicken Schichten der traditionellen mongolischen Kleidung ist von dieser Schönheit im Grunde gar nichts mehr zu sehen, doch der Film lässt sie immer wieder erahnen, indem er Tuya genau beobachtet, ihr quasi ständig über die Schulter guckt und so eine gewisse Bindung zu ihr entwickelt. Das Wohlwollen und die uneingeschränkte Sympathie der Zuschauer hat sie so im Handumdrehen sicher. Vielen Kinogängern wird der Kosmos, den Wang Quan'an in seinem zweiten Spielfilm beschreibt, aus den Filmen der auch für einen Oscar-nominierten Münchner Filmhochschulabsolventin Byambasuren Davaa (u.a. "Die Geschichte vom weinenden Kamel") oder auch aus dem in Deutschland zu einem kleinen Überraschungserfolg mutierten chinesischen Film "Magnolian Pinp Pong" von Ning Hao bekannt sein. Beide Filmemacher zeigen in ihren Filmen eigentlich dasselbe. Sie dokumentieren den langsamen Zerfall und den damit zwangsläufig einhergehenden Untergang einer Kultur, die sich nur mit der ihr größtmöglichen Isolation von einer zunehmend von der Globalisierung geprägten Gesellschaft distanzieren kann. Der dadurch resultierende "Clash der Kulturen" erschafft in den oft schwelgerisch romantischen Kinobildern eine sehr angenehme Ironie. Im Kino darf also noch gelacht werden, wobei die Realität bitterernst bleibt und bar jeglicher Romantik ihre harschen Bahnen zieht. |
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