Paris, Mitte der 30er Jahre: In dem kleinen Musiktheater "Chansonia" geht gerade eine Silvestergala über die Bühne, aber auch hinter den Kulissen geht es turbulent zu. Der Bühnenarbeiter Pigoil (Gérard Jugnot) wird von seiner Frau sitzen gelassen, die eine Affäre mit einem der Sänger hat, und der Direktor des Theaters erschießt sich, weil er sich beim lokalen Gangsterpaten haushoch verschuldet hat. Das Chansonia wird geschlossen. Pigoil ersäuft seinen Kummer im Alkohol, während sein Sohn Jojo (Maxence Perrin) als Straßenmusikant Geld für sie beide verdient. Kurz darauf erhält Jojos Mutter das alleinige Sorgerecht für Jojo und Pigoil wird jeglicher Kontakt zu ihm verwehrt. Als Pigoils ehemalige Theaterkollegen Jacky (Kad Merad) und Milou (Clovis Cornillac) das Chansonia zu neuem Leben erwecken wollen, schließt sich Pigoil ihnen an, da er ohne eine Arbeit keine Chance hat, seinen Sohn wieder sehen zu können. In der jungen Sängerin Douce (Nora Arnezeder) finden sie den zentralen Star für ihre Aufführungen und feiern schon bald wieder große Erfolge.
Mit
"Paris, Paris" macht Regisseur Christophe Barratier nach
seinem erfolgreichen Debüt "Die
Kinder des Monsieur Mathieu" erneut die Musik zum
Zentrum
eines Films. Trotz ernster und melancholischer Untertöne
wird
der Film von den beschwingten Chansonnummern getragen, die
auf der
Theaterbühne zum Besten gegeben werden und passt
stimmungsmäßig
perfekt in die Vorweihnachtszeit. Dazu gesellen sich die
von Clint
Eastwoods Stamm-Kameramann Tom Stern eingefangenen Bilder,
die einige
eindrucksvolle Kamerafahrten aufweisen und Paris als
romantischen
Schauplatz der Geschichte in Szene setzen. Doch Barratier
zeigt
Paris nicht nur als die Stadt der Liebe und Chansons,
sondern setzt
zu der märchenhaften Geschichte vom allein gelassenen
Familienvater
und dem Kampf für den großen Bühnenerfolg noch einen
Gegenpol, indem er die politische Situation Frankreichs im
Jahr
1936 mit einbezieht, als es zunächst zu Massenstreiks kam
und
schließlich die von den Sozialisten geführte
Volksfront-Regierung
gebildet wurde. Besonders großen Raum nehmen diese
Ereignisse
im Film zwar nicht ein und sie sind auch nicht von
wesentlicher
Bedeutung für seine Handlung, doch helfen sie immerhin,
die
erfundene Geschichte in der historischen Realität zu
verankern.
Mit
Gérard Jugnot, Kad Merad und Maxence Perrin hat Barratier
gleich drei Darsteller aus seinem Erstlingswerk erneut in
wichtigen
Rollen besetzt. Als am vielseitigsten erweist sich dabei
das Schauspiel
von Hauptdarsteller Jugnot, der in seiner Rolle nicht nur
singen
und tanzen darf, sondern auch emotionale Ausbrüche
überzeugend
meistert. Erstmals auf der Leinwand zu bewundern ist die
junge Nora
Arnezeder als Douce, die zwar mit ihrer Singstimme
begeistern kann,
schauspielerisch aber eher farblos bleibt. Als absolut
stimmungsvoll
und kinotauglich erweisen sich dafür die Chansons selber,
was
keine Selbstverständlichkeit ist, da man hier mehrheitlich
nicht auf große französische Klassiker gesetzt, sondern
eigens für den Film eine Reihe von Liedern geschrieben
hat.
Lange
Zeit sieht es während des Films so aus, als sei hier alles
richtig gemacht worden. Die Dialoge sind witzig, die
Darsteller
gut aufgelegt und man bangt mit Pigoil und den anderen
Charakteren,
ob es ihnen denn gelingen wird, dem stillgelegten Theater
wieder
zu altem Glanz zu verhelfen. Da "Paris, Paris" zwar mehr
Drama als Komödie ist, aber in seinem Ton von Beginn an
schwungvoll
und positiv daherkommt, ist zudem schnell klar, dass ihnen
das auch
gelingen wird und die Handlung bleibt bis kurz vor
Filmende ohne
große Überraschungen.
Das macht es aber trotzdem ärgerlich, wie überstürzt
gegen Schluss des Films ein versöhnliches Ende eingeläutet
wird. Viel zu unproblematisch lösen sich da zentrale
Handlungsstränge
einfach in Wohlgefallen auf, so dass man sich als
Zuschauer so überrumpelt
fühlt, dass alles was danach geschieht beliebig wirkt, da
es
nur auf diesen kaum erklärten Handlungselementen fußt.
Von dieser Unstimmigkeit abgesehen ist "Paris, Paris" aber ein äußerst stimmungsvoller Film mit einigen wunderschönen Bildern, in dem neben all der beschwingten Musik auch die ernsten Elemente nicht zu kurz kommen. Als Ausklang für einen tristen Wintertag ist dieser Ausflug in die Welt des französischen Varietétheaters auf jeden Fall bestens geeignet.
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