"Pietje Bell" ist eine zauberhafte Lausbubengeschichte im Stil von Astrid Lindgrens "Michel aus Lönneberga". In den Niederlanden war die Verfilmung der bekannten holländischen Kinderbuchreihe ein größerer Kassenmagnet als "Harry Potter" und wurde schnell zum erfolgreichsten Kinderfilm des Landes.
Im Rotterdam der 1930er Jahre hält der 8-jährige Pietje Bell mit seinen Streichen die ganze Stadt in Atem. Als er eine Parade zu Ehren des Zeitungsmillionärs Stark mit seinen Ideen stört, wird er plötzlich zum Star. Der Zeitungsherausgeber Paul Velinga will nicht immer nur über die Depression schreiben, sondern setzt den Knirps auf die Titelseite. Obwohl Pietje berühmt wird, werden die Pressegeschichten über ihn immer wilder, bis er plötzlich als Dieb und Lügner da steht. Pietje taucht unter und gründet mit seinen Freunden die Bande der schwarzen Hand. Als er Diebesgut entdeckt und mit seinen Freunden an Arme verteilt, fragen sich nicht nur die Medien, sondern auch böse Ganoven, wer hinter der schwarzen Hand steckt.
Die
Regisseurin Maria Peters, deren Film "Krümelchen"
mehrere Kinderfilm-Preise gewann, zögerte erst, die in den
Niederlanden sehr bekannten und geliebten Geschichten um Pietje
Bell zu verfilmen. Da die Bücher episodisch sind und keine
klare Erzählstruktur haben, entwickelte sie ein etwas einfacheres
Drehbuch aus den ersten fünf von acht Bänden. Man merkt
dem Film an, dass verschiedene Episoden aneinandergereiht wurden,
doch ist "Pietje Bell" trotzdem ein in sich schlüssiger
Film geworden.
Das Rotterdam der 30er ist sehr liebevoll gestaltet worden, so dass
Pietjes Umgebung einen erheblichen Beitrag zur Leichtigkeit der
Geschichte beiträgt. Auch die Figuren wurden von den Schauspielern
(besonders den Kinderdarstellern) zum Leben erweckt. Besonders Frensch
de Groot, der Pietjes Freund Sprosse spielt, ist ein Erlebnis, während
Quinten Schram den Pietje etwas zu glatt wirken lässt. Eine
Hans-Werner Olm-würdige Sabberleistung legt hingegen Stjin
Westenend als böser Lehrer und Verehrer von Pietjes Schwester
hin.
Bei
den Rollen zeigen sich allerdings auch ein wenig die Grenzen der
Geschichte, da die Guten klischeeartig gut und die Bösen sabbernde
Ekel sind. Mag dies sehr platt erscheinen, so passt es wenigstens
zu den überdrehten Streichen, die der Bub seiner Umwelt spielt.
Thematisch ist der Film auch für Erwachsene schön, da
er nicht nur Lausbubengeschichten zeigt, sondern auch den Wahrheitsanspruch
der Medien und die Zuverlässigkeit ihrer Quellen aufs Korn
nimmt. Zusätzlich wird die soziale Realität der Epoche
nicht verschwiegen, sondern Pietje durch seinen Freund Sprosse auch
mit Armut konfrontiert.
So ist "Pietje Bell" ein Kinderfilm, der spannend und
lustig ist, das Herz erwärmt und nicht nur die Kleinen erfreut.
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