Dunkirk

Originaltitel
Dunkirk
Jahr
2017
Laufzeit
106 min
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Frank-Michael Helmke / 20. Juli 2017

DunkirkAls die Armeen von Nazi-Deutschland in Mai 1940 in Frankreich und den Benelux-Ländern einfielen, drangen sie so schnell bis zur Küste vor, dass sie die gegnerischen Truppen dort von den französischen Einheiten im Landesinneren abschneiden konnten. Die Folge: Hunderttausende Soldaten, vor allem gut 400.000 Briten, die bei der Verteidigung des Kontinents helfen sollten, wurden rund um die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt. Um sie herum die feindlichen Deutschen, hinter ihnen das Meer. Die britische Regierung hatte keine andere Wahl, als die Evakuierung all ihrer Truppen über den englischen Kanal zu befehlen, doch wie sollte diese erfolgreich und rechtzeitig gelingen gegen das vorrückende feindliche Heer und die Übermacht der deutschen Luftwaffe, die die zur Evakuierung nötigen Kriegsschiffe nach Belieben bombardieren konnte? 

Für ein paar Tage schien es damals tatsächlich so, als könnte England einen Gutteil seiner Streitkräfte verlieren, bevor der Zweite Weltkrieg für das Land überhaupt richtig begonnen hatte. Dieses maßgebliche Ereignis und die Umstände, unter denen die Evakuierung im sogenannten "Wunder von Dünkirchen" doch noch gelang, verarbeitet nun Christopher Nolan auf der ganz großen Leinwand, und liefert damit den vielleicht besten Film seiner Karriere ab. 

Man sollte bei "Dunkirk" indes keine Geschichtslehrstunde erwarten. Tatsächlich liefert der Film bis auf ein paar spärliche Textzeilen zu Beginn und ein sehr aussagekräftiges Flugblatt in seiner ersten Szene quasi keinerlei Exposition darüber, in welcher Situation sich die britischen Soldaten befinden und wie es dazu kam - der obige Absatz vermittelt mehr historischen Kontext, als es der gesamte Film tut. Das ist aber beileibe nicht als Kritikpunkt gemeint, viel mehr veranschaulicht es Nolans radikalen erzählerischen Ansatz, "Dunkirk" voll und ganz auf das subjektive Erleben der einfachen Soldaten zu reduzieren, die zu Abertausenden am Strand von Dünkirchen ausharrten und weder so richtig verstanden, wie genau sie in diese Situation gekommen waren, noch wirklich wussten, was die Oberbefehlshaber in der Heimat für ihre Rettung taten und ob überhaupt welche kommen würde.

DunkirkIn einer kunstvoll verschachtelten (und von einem brillanten Filmschnitt zusammengehaltenen) Erzählung präsentiert Nolan die Geschichte dieser Evakuierung über drei verschiedene Stränge, die alle ihre eigene Chronologie haben: An Land, am Strand und an der Mole von Dünkirchen harren die Soldaten und ihr oberster Kommandant (Kenneth Branagh) eine Woche lang aus, eingeschlossen und ohne Ausweg, ein leichtes Ziel für deutsche Luftangriffe, und können kaum mehr tun als warten auf die wenigen Kriegsschiffe, die zu ihrer Rettung durchdringen und jederzeit versenkt werden können. Auf See macht sich ein englischer Herr (Mark Rylance) und zwei junge Helfer mit seinem privaten Boot auf die Tagesreise über den Kanal, um bei der Evakuierung der Truppen zu helfen. Und in der Luft kämpft ein Kampf-Pilot (Tom Hardy) für die eine Stunde, die sein Treibstoff hält, gegen die deutschen Flugzeuge, die die britsche Flotte aufs Korn nehmen wollen.

Die erwähnten Figuren haben zwar alle einen Namen, doch sie hier zu erwähnen, macht kaum Sinn. Zum einen, da man schon höllisch aufpassen muss, um sie überhaupt mitzukriegen, und zum anderen, da "Dunkirk" auch gar keinen Wert darauf legt, seine Charaktere in dieser Hinsicht zu individualisieren. Schaut man in die offizielle Besetzungsliste des Films, so sieht man kaum zehn Figuren, die einen richtigen Rollennamen haben, die meisten bleiben namenlos, selbst tragende Figuren wie ein auf hoher See geretteter, traumatisierter Soldat, der von dem durchaus bekannten Cillian Murphy gespielt wird. Wie die beiden von den unbekannten Darstellern Fionn Whitehead und Damien Bonnard gespielten Protagonisten des Handlungsstrangs am Strand will "Dunkirk" seine Figuren nicht als spezifische Individuen verstanden wissen, deren ganz eigene Geschichte inmitten dieses Krieges er erzählt. Sie sind vielmehr bloße Repräsentanten der riesengroßen Masse an Menschen, die in dieser Ausnahmesituation allesamt gleich (ausgeliefert) waren und alle nur eines wollten: überleben, irgendwie. 

DunkirkWie hilflos all diese Soldaten waren, wie beliebig und zufällig der Tod sie ereilen konnte, das fängt "Dunkirk" wohl effektiver ein als je ein Kriegsfilm zuvor. Nicht nur durch seine strenge Beschränkung der Erzählperspektive, die jedes feindliche Flugzeug, jeden nahenden Torpedo genauso unangekündigt und plötzlich auftauchen lässt, wie sie auch die betroffenen Soldaten wahrnehmen, sondern auch durch seine meisterhafte Inszenierung der nahezu konstanten Anspannung. Einen enormen Anteil daran hat der wahrlich genial umgesetzte Soundtrack von Hans Zimmer, der ein einziges Thema über nahezu den gesamten Film zieht und dadurch akustisch ein nur leicht an- und abschwillendes, aber niemals verschwindendes Gefühl von Bedrohung und nahendem Unheil vermittelt. 

Mit Mitteln wie diesem hält Nolan die bemerkenswerte Intensität seines Films über beinahe die gesamte Laufzeit am Anschlag und erzeugt damit eine ebenso bedrückende wie extrem packende Wirkung, die einen als Zuschauer niemals loslässt - obwohl oder gerade weil "Dunkirk" über keine Handlung im konventionellen Sinne verfügt. Gerade die komplette Reduktion auf das Erleben der Bedrohung, der Verzicht auf jegliche weitergehende Narration und seine damit selbstauferlegte Schlichtheit als reiner Spannungsfilm macht "Dunkirk" im Kontext der sonst eigentlich immer episch angelegten filmischen Thematisierung des Zweiten Weltkriegs - wahrlich ein weithin abgegrastes Feld - zu einem herausragenden Einzelstück. 

DunkirkDoch obwohl er sich über weite Strecken als reinrassiger Action-Thriller geriert, wird "Dunkirk" seinem Sujet doch mehr als gerecht. Inmitten all der permanenten Gefahr, dem visuellen Spektakel aus Bombardierungen, Explosionen und Luftgefechten, findet Nolan immer auch zahlreiche kleine Momente, um das ganz menschliche Drama des Krieges einzufangen. Wie sich Solidarität auflösen und völlige Apathie übernehmen kann, wenn Hoffnungslosigkeit und Todesangst einen nur lang genug zermürben, wie der Einzelne andererseits aber auch sich selbst völlig zurückstellen kann im Bewusstsein, dass es um viel mehr als bloß das eigene Leben geht, und wie Heldenhaftigkeit sich manchmal allein dadurch manifestieren kann, dass man es einfach schafft zu überleben. 

"Dunkirk" ist ein Kriegsfilm wie kaum ein anderer zuvor, weil er sich in meisterhaft ausgeführter Konsequenz auf das elementare, umittelbare Erleben der direkt Betroffenen beschränkt und versucht, sein Publikum so nah wie möglich an dieses Erleben heranzubringen - mit aller beschränkten Wahrnehmung, die das bedeutet. Dass er seinem Publikum fast keinen Kontext gibt, nicht einen deutschen Soldaten zeigt und ein ständiges Gefühl von Unsicherheit - was geht hier eigentlich vor? - erzeugt, ist keine Schwäche, sondern die ganz besondere Stärke dieses Films. Es gibt wohl keinen anderen Filmemacher auf der Welt, dem Produktionsbudgets in dieser Größenordnung anvertraut werden, um sein ganz eigenes Ding zu verwirklichen, und der damit dann auch noch Filme von solcher Wagemutigkeit und mit solchem Anspruch macht. Das geht nicht immer gut (siehe unsere Kritik zu Nolans vorherigem Film "Interstellar"), aber in diesem Fall hat es das zweifellos getan. "Dunkirk" ist ein kraftvolles, beeindruckendes, faszinierendes Monument von einem Film, ein handwerkliches Meisterwerk und vielleicht auch der Film, der Christopher Nolan seinen Regie-Oscar einbringen wird. Verdient wäre es.  

Bilder: Copyright

5
5/10

Liest sich gut, die Kritik – nur hält der Film leider nicht, was sie verspricht. Daß Nolan keine Handlung im üblichen Sinne anlegt und es nicht wirklich Charaktere gibt, mit denen man sich identifizieren und zu denen man eine Bindung aufbauen könnte ist keine Stärke des Films, so wie ausgelobt, sondern eben seine Schwäche. So, wie die Soldaten sich sicherlich gewünscht hätten zu wissen, was los ist – so wünscht es sich auch der Zuschauer. Aber leider ebenso vergeblich. Und so ist man als Zuschauer dann auch eher froh, wenn es einfach vorbei ist. So, wie die Soldaten auch.

Ich weiß nicht, ob Christopher Nolan als späte Rache an den Krauts dorthin nur schlechte 70 mm Kopien in die Kinos geschickt hat – was uns in der Vorstellung gezeigt wurde hatte nirgendwo eine wirkliche Schärfe, der Gesamteindruck war eher verwaschen. Nein, es lag nicht an meinen Augen. Meinem Sitznachbarn ging es ebenso. Der Filmvorführer war sich auch keiner Schuld bewußt. Würde mich mal interessieren, ob jemand eine 70 mm Kopie des Films gesehen hat, die einen brillanten Bildeindruck hinterließ.

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8
8/10

Gerade aus dem Kino gekommen. Ich glaube ich war die einzige Frau im Saal, passte zum Film, da hat ja auch nicht wirklich eine mitgespielt.
Ich stimme zwar grundsätzlich in allen Punkten zu... nach einer halben Stunde Laufzeit dachte ich: ich kapiere hier gar nichts, was sind das für Menschen, was passiert da und wieso so komische Chronologie. Aber ja klar, damit gibt man dem Zuschauer in der selben Situation zu sein, packend ist das auf jeden Fall. Und der Ton von Hans Zimmer ist wirklich extrem gut und passt perfekt zum Film.... aaaaaaber: bei interstellar wurde angemerkt, das Nolan stehst eine gewisse Distanz zu seinen Figuren hat, keine Emotionen, keine Nähe. Diesmal hat er jedes Gefühl weggelassen. Es mag besser das Gefühl von krieg vermitteln; aber wenn es mir als Zuschauer nicht Nähe geht, wenn einer der Protagonisten (falls man die hier überhaupt so nennen kann) stirbt, dann gehe ich irgendwie mit einem leeren Gefühl aus dem Kino.
Passt alles zusammen, aber ich für meinen Teil möchte schon bei einem Kriegsfilm Emotionen haben, wenn Menschen sterben...
trotz allem, sehr guter, bedrückender und atmosphärischer Kriegsfilm

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10
10/10

Ich stimme voll und ganz mit dem Autor überein. Ein gewaltiger Film.
Man wird ohne Vorgeschichte einfach ins Geschehen geworfen und Muss sich dann fast 2 Stunden mitreißen lassen.
Man stelle sich vor, man käme als Soldat dort an.Die eigene Einheit verloren und man weiß nur,dass man zu diesem Strand soll, um aus dieser Hölle abgeholt zu werden. Viel besser als in diesem Film kann man es fast schon nicht inszenieren. Die ständige Bedrohung wird durch den Soundtrack noch weiter unterstützt.
Wenn man bei diesem Film von Unterhaltung spricht, wird es schwierig. Dieser Film berührt einen und lässt uns hoffen, dass wir nie in solch einer Situation sein müssen. Ein gewaltiger Film. Bestimmt kein Popcornkino, sondern ein Film, der zum Nachdenken anregt.

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War gestern mit meiner Familie im Kino. Sorry : Film technisch sicherlich ein Highlight und handwerklich sowie vom Score her ein Meisterwerk aber mitreißend oder spannend eher nach unseren Geschmack nicht. Kommt beinahe wie eine Doku daher. Sehr schöne Bilder aber Spannung oder gar Mitfiebern Fehlanzeige. Filme sollten meiner Meinung nach primär Unterhalten; dies macht Dunkirk eher schlecht als recht.

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8
8/10

Wohl selten hat ein Film dem Zuschauer so sehr das Gefühl geben können eine Beteiligung an einem Krieg selbst nachzuempfinden. Christopher Nolan gelingt es auch ohne ausdrückliche Gewaltdarstellung die Hölle des Krieges nachvollziehbar zu machen. Sein Handwerk ist beeindruckend. Kaum gab es bisher solche erstaunlichen Luftschlachten zu sehen. Zusammen mit Hans Zimmers Filmmusik und dem Sound ergibt sich eine permanente Stimmung der Anspannung. Das führt dazu, dass man sich als Zuschauer permanent unter Stress gesetzt befindet und sich dementsprechend geschlaucht nach der Kinoaufführung fühlt. Selbst auf das Wesentliche reduziert wie hier kommen Nolans Filme noch tonnenschwer und erdrückend daher. Das mag zu einem Kriegsfilm passen, ist für mich mittlerweile aber als Kritikpunkt zu verstehen. Der Regisseur spielt außerdem gerne mit der Zeit. Hier ist das nicht mehr als ein nettes Gimmick, "Dunkirk" fühlt sich so an als würde doch alles zeitgleich passieren. Tom Hardy gibt nach "Bane" das zweite Mal den Mann hinter der Maske, ich hätte ihn auch gerne mal wieder ohne gesehen. Der größte Kritikpunkt ist für mich, dass der Film ohne jeden Zweifel stark an seiner Wirkung einbüßen wird sobald er nicht mehr auf der Leinwand und dem modernsten Soundsystem angeschaut werden kann. Für ein 10-Punkte Alltime-Klassiker erwarte ich aber, dass er mir auch zu Hause die selbe Erfahrung bietet. "Dunkirk" profitiert dafür insbesondere zu sehr von seinen brachialen Soundeffekten. Alles in allem also ein guter Film, den man hauptsächlich im Kino schauen sollte.

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7
7/10

Ich bin schon ziemlich enttäuscht von dieser Rezension und von all den anderen da draußen. Fast überall hat dieser Film Höchstwertungen erhalten. Nirgendwo wird der diesem Film inhärente Pathos erwähnt, der gerade am Ende des Films in meinen Augen unerträglich wirkt. In Zeiten von "Platoon" undenkbar, dass so ziemlich alle Kritiken das überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Und ich bin nicht der einzige in dem Kino, der das so erlebt hat. Es macht mir wirklich Sorgen, dass keine Kritik auf das Pathos-Problem hingewiesen hat. Wahrscheinlich nehemen das heutige Zuschauer überhaupt nicht mehr wahr!?

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Ich finde, seit "Memento" Nolans bester Wurf, weil er sich endlich wieder eine vergleichbare formale Strenge auferlegt. Vergleichbar ist auch das Prinzip der hochkomplexen Montage - eine Technik, die in den meisten Filmen ja für Gleichzeitiges angewandt wird, hier aber mehrere parallele Stränge erzählt, die sich zwar alle in einem einzigen Augenblick und Ort überschneiden, aber eben nicht synchron ablaufen. Ein kleiner Bruch ist der pathetische Augenaufschlag von Kenneth Branagh - warum mußte der als Star eigentlich sein? - beim Eintreffen der "home fleet", sonst aber überzeugt das existenzielle Gebeuteltwerden der einzelnen, die ihre Haut (oder die ihrer Landsleute) zu retten versuchen. Interessant auch der Ansatz, die Deutschen weder zu zeigen noch als solche zu benennen, es ist hier nur ein anonymer "Feind". Man erspart sich somit den Aufbau des bösen Nazi als Buhmann, es ist eigentlich egal, wem die Engländer hier gerade unterliegen, wichtig ist nur ihre Haltung in dieser Situation, die Binnenkonflikte der Besiegten, Verängstigten und Gedemütigten. In gewisser Weise erinnert die Erzählhaltung somit an Wickis berühmte "Brücke".

Diese "Einseitigkeit" der Perspektive ist vergleichbar mit einem anderen, interessanten WK II-Drama, dem Doppelfilm "Letters from Iwo Yima / Flags of our fathers" von Clint Eastwood, der dieselbe Kriegsepisode aus zwei nur an einer einzigen Handlungsststelle lose verknoten Erzählungen thematisierte. Fazit: Wichtiger Meilenstein des Genres, für Leute, die selbiges oder eben verwinkelte Kinoerzählungen als solche interessieren.

Meine Kopie im Mainzer Cinestar war übrigens tadellos.

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@MvE: Danke für die Rückmeldung zur Kopienqualität im Mainzer Cinestar. Vielleicht war ich einfach in der falschen Stadt im falschen Kino :-(

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3
3/10

Nein, das war mal wieder nichts!
Die Inszenierung und Darbietung dieses Filmes ist unkonsumierbar. Ein nervtötender Soundtrack untermalt Bilder, die monoton und in ihrer Abwechslungsarmut langweilig sind. Soldaten am Strand, Soldaten im Wasser, Schnitt auf Flieger im Himmel, Schnitt auf Zivilisten in Schipperbooten. Immer wieder Bomben und Maschinengewehrsalven und am Ende noch ein pathetischer völlig überflüssiger Monolog.
Die Intention des Regisseurs kann man natürlich so interpretieren, dass er genau das Gefühl der Soldaten an diesem Strand vor 70 Jahren an den Zuschauer heranbringen wollte; Verwirrtheit, Verzweiflung und das Gefühl einfach nur noch weg zu wollen. Das wurde auch gut geschafft. Aber es sollte doch die Frage erlaubt sein, ob es jemanden nutzt, wenn man ein Parfüm herstellt und dabei für sich reklamieren kann, dass es genauso "riecht" wie ein Kackhaufen. Ziel erfüllt aber brauche das wirklich jemand? Genauso geht es mir mit diesem Film.
Völlig überflüssig!

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10
10/10

Dieser Film hat Oscars verdient! KEINE SPOILER

Nach dem Konsom sämtlicher Avengers Spin Offs und sonstigen krawall-lastigen CGI Action Filmen, mag "Dunkirk" den Otto Normal Zuschauer sicher nicht nachhaltig begeistern. Dieser Film ist nicht "Black Hawk Down" oder "Pearl Habor". Aber die echte Welt ist das eben auch nicht.

Dunkirk versprüht die permanente Unruhe eines heraufziehenden Sturmes und vermittelt so unmittelbar die Angst der Soldaten in dieser scheinbar ausweglosen Situation. Das Schweigen der Protagonisten zeugt vom verbitternden Ertragen der Wartezeit, welche abrupt durch Sturzflieger und Bombenhagel unterbrochen wird.

Er verharrt allerdings auch nicht an einer Stelle, sondern wechselt ständig den Blickwinkel auf das Geschehen.
Dabei werden allerdings nur die unmittelbar Betroffenen gezeigt. Kein Diplomatenkrimi, keine Liebesgeschichte.

Es ist toll, wie sich der Film in seinen Bildern und dem Setting Zeit nimmt. Mal man kann die Gischt fast schmecken oder es werden Größenverhältnisse zwischen Nuss-Schale und Kriegsschiff im langsamen vorbeigleiten machtvoll demonstriert.

Der Score von Hans Zimmer untermalt die gewohnt großen Szenen und hält den Zuschauer in erwähnter permanenter Unruhe der Soldaten.

Langweilig wird der Film nie, dafür sorgen allein die tollen und sehr realistisch inszenierten Luftschlachten.
Es wird Treibstoff uns Munition gespart und so eine unsagbare Spannung erzeugt.

Christopher Nolan hat erneut bewiesen, dass er die hohe Kunst des Filmemachens in nahezu jedem Gerne perfekt beherrscht und das Medium nutzt, um Emotionen zu erzeugen.

Für solche Filme ist die Leinwand gemacht!
Applaus und vielen Dank für diesen anspruchsvollen Film!

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7
7/10

Ein über 2 Stunden durchgehend packender Film, aber kein Film, den man sich zweimal anschaut, dafür ist die Geschichte zu dünn, die Charaktere so kurz gezeigt und einsilbig, dass man sie für eindimensional halten kann, und die Bilder zwar technisch perfekt, aber inhaltlich schon oft gesehen. Ein sehenswerter Film, aber Genrefilme wie Der längste Tag, Apocalypse Now, The Thin Red Line, Full Metal Jacket (sogar Saving Private Ryan) bringen weitaus mehr mit für 10 Sterne oder die Oscar-Verleihung oder die vorderen Plätze der privaten Filmsammlung.

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7
7/10

Klar! "Dunkirk" ist ein Audio-visuelles Spektakel für jeden Filmfreund. Nolan beweist das kein tropfen Blut notwendig ist, um das grauen des Krieges überzeugend darzustellen. Ergo. Ein äusserst gelungener Kriegsfilm! Leider fehlt mir persönlich ein entscheidendes Element am Film, um ihn (für mich) zum absoluten Meisterwerk zu machen. Und zwar DIE Eine Figur! Die Figur mit der ich mich als Zuschauer wirklich identifizieren kann. EINE Figur die mich mitleiden lässt. Nolan schafft es wieder nicht (ähnlich wie in seinen anderen Werken) eine echte(!) emotionale Tiefe entstehen zu lassen. Schade.

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9
9/10

Ich habe den Film letzte Woche gesehen und fand ihn einfach unglaublich gut und furchtbar. Mich hat er gepackt und für die gesamte Laufzeit nicht losgelassen. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie man keine emotionale Bindung aufbauen oder keine Identifikationsfigur im gesamten Film finden konnte. Der Film ist voll davon.
Von allen am meisten gerührt hat mich die Szene (ich versuche, nicht zu spoilern), in der der Sohn des Typen mit dem privaten Boot dem unbekannten Soldaten antwortet... da liegt so viel Entwicklung und (unnötige?) Reife in diesem wahnsinnig kurzen Dialog!
Das Einzige, was mich doch ein wenig gestört hat, ist der heldenhafte Pathos, der gegen Ende vor allem in Form der Figur von Tom Hardy dann doch noch ausgepackt wird... Aber sonst ein unglaublich guter und mich sehr berührender Film!

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8
8/10

Das Nolan typische Hintergrundsbrummen, das sich den kompletten Film hindurchzieht und das er schon in "The Dark Knight Rises" sehr geschickt eingesetzt hat, funktioniert auch hier hervorragend um eine schier unerträgliche, konstant ansteigende Spannung aufzubauen. In Kombination mit der tristen, graublauen Farbgebung, den spärlichen Dialogen und teils etwas verwirrenden Zeitsprüngen wird die Hoffnungslosigkeit und das Grauen der Situation perfekt transportiert. Aber wenn man dieses grandiose, künstlerisch famos umgesetzte Grundgerüst beiseite nimmt, dann stellt man fest, dass am Ende des Films nicht sehr viel übrig bleibt. Nichts was erinnerungswürdig wäre. Keine Geschichte, kein Plot Point, keine Filmfigur oder ein besonderer Charakterzug. Nur das bange Gefühl für unsägliches Leid und die Sinnlosigkeit des Krieges. Das ist der Preis den Nolan für sein anonymes Filmkunstwerk zahlt. Und das ist mir dann doch ein bisschen zu wenig.

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