Das Bilderbuch-Ehepaar Derek (Idris Elba) und Sharon Charles (Beyoncé Knowles) ist noch relativ frisch verheiratet und führt ein ziemlich sorgloses Leben. Der erfolgreiche Vermögensverwalter hatte sich in seine ehemalige Assistentin verliebt und so reagiert diese auch entsprechend skeptisch, als Derek zum ersten Mal seine neue Mitarbeiterin Lisa (Ali Larter) erwähnt. Denn weibliche Bürohilfen für ihren Mann sind eigentlich von jetzt an tabu, doch der beruhigt die Gemahlin zunächst mit dem Hinweis, dass es sich ja nur um eine kurzfristige Aushilfe handele. Doch die Sorgen sind berechtigt, denn die Vertretung bleibt und hat auch bereits den attraktiven Chef zum Ziel ihrer Begierde erklärt. Der verhält sich nicht mehr als aufmunternd und freundlich, was die blonde Ali aber so nicht wahrhaben will und komplett fehlinterpretiert. Die Dame wird aufdringlicher und die Situation für den sonst so smarten Derek zunehmend unangenehmer. Wie das Ganze schließlich eskalieren wird, kann er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht annähernd erahnen.
Soso, eine moderne Version der berühmten "verhängnisvollen Affäre" soll das also sein, versehen mit dem zusätzlichen und äußerst provokativen Twist, dass es hier eine fiese Schlange weißer Hautfarbe ist, die den schwarzen Musterehemann verführt und auf Abwege zieht. Doch halt, "provokativ" ist an diesem durchgestylten Produkt in Wahrheit überhaupt nichts, höchstens sehr genau kalkuliert. So wie ja im Grunde alles in der Karriere von Popstar und Gelegenheitsschauspielerin Beyoncé Knowles, die aber halt immer nur in den Filmen halbwegs überzeugen kann, welche sich wie "Dreamgirls" oder zuletzt "Cadillac Records" in ihrem ureigenen Musik- und Showbereich bewegen.
Hier nun gibt sie natürlich nicht die fiese Intrigantin, sondern die anständige und bedrohte Gattin, welche dann auch über drei Viertel der Laufzeit so gut wie nichts zu tun bekommt. Am Ende darf sie dann aber zeigen was wirklich in ihr steckt, mit großem Körpereinsatz im bombastisch aufgeblasenen Finale die Kastanien aus dem Feuer holen und der durchgeknallten Rivalin aber so was von in den Allerwertesten treten.
Keine Spoilerwarnung nötig also, für das bereits angedeutete, von vorne bis hinten durchkalkulierte Image-Vehikel der Miss Knowles. Sehr wohl nötig sind allerdings noch ein paar Worte zu einer anderen Plot-Entscheidung der Verantwortlichen. Die schon geschilderte Rollenverteilung mag man ja so noch irgendwie akzeptieren und gewisse marketingtechnische Notwendigkeiten gnädig durchwinken, was aber nun gar nicht geht ist ja wohl ein Affären-Thriller ohne eine Affäre.
Aber mit genau so etwas haben wir es hier zu tun und es ist zu vermuten, dass der gute Michael Douglas gerade irgendwo Zuhause auf der Couch sitzt und sich halbtot lacht beim Betrachten dieser "Neuinterpretation". Der war nämlich damals wenigstens noch ein echter und triebgesteuerter Kerl, der den davon betroffenen Damen zumindest auch Grund gab leicht verärgert zu sein. Zwar wurde auch seine "Fatal Attraction" damals in der Hinsicht bearbeitet, dass der ins Eheglück eingedrungene Fremdkörper am Ende bestraft werden musste, aber ansonsten ging es doch immerhin hübsch trashig und unmoralisch zu. Das lassen wir diesmal aber lieber, denn so weit wollte man dann ja irgendwie doch nicht gehen, es hier womöglich tatsächlich zum Austausch gemischtrassiger Körperflüssigkeiten kommen zu lassen - nicht mal nachdem die Kamera abblendet.
Um es also ganz deutlich auszusprechen (was deshalb so schwer fällt, weil es die ganze Geschichte halt so absurd macht): Es gibt hier keine Affäre, derer sich der brave Derek schuldig macht, er geht überhaupt nicht fremd, sondern weist die Annäherungsversuche der scharfen Lisa konsequent ab. Alles folgende beruht nur auf den Behauptungen bzw. der Einbildung des blonden Gifts und Mr. Charles ist fortan bemüht glaubwürdig zu beteuern, dass doch an all dem nichts dran ist. Oh ja, Hollywood hat sich schon bemerkenswert weiterentwickelt seit den schmuddeligen 80ern, heutzutage bleiben selbst die Affären klinisch sauber und keimfrei.
Was gibt es Positives zu sagen über "Obsessed"? Vielleicht dass "Heroes"-Star Ali Larter eine brauchbare Gegenspielerin mit Ausstrahlung abgibt, auch wenn sie die Psychopathin mit leicht wirrem Blick schon sehr früh zwischendurch immer mal wieder durchscheinen lässt (aber das ist sicherlich Vorgabe gewesen, schließlich soll das Zielpublikum ja nicht plötzlich überrascht oder verwirrt werden, sondern gleich wissen wohin der Hase läuft). Dass auch Idris Elba (The Wire") eine gute Performance abliefert, der es hauptsächlich zu verdanken ist, dass wenigstens die erste Filmhälfte noch einigermaßen subtil das Verhältnis von Derek und Lisa aufbaut, bevor dann alles zunehmend ins Lächerliche abdriftet. Sonst ist zwar leider nicht viel Brauchbares zu entdecken, aber das hat das amerikanische Publikum trotzdem nicht davon abgehalten am Eröffnungswochenende in Massen in die Kinos zu strömen um sich dieses "gewagte" Filmchen anzuschauen. Es ist eher nicht anzunehmen, dass sich dieser Erfolg im alten Europa wiederholen lässt. Und dann darf man sich hierzulande auch einfach mal ein bisschen überlegen und klüger fühlen.
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