Erfolgsbewährte Konzepte wiederholen ist eine übliche Masche in allen Belangen der modernen Geldmacherei. Den Preis für besonders dreiste Einfallslosigkeit in dieser Richtung holt sich dieses Jahr Joel Silver ab, der sich ab und zu als Produzent von Meilensteinen wie "Matrix" als Antreiber des Actionkinos feiern lassen kann, dazwischen aber die Innovation mächtig schleifen lässt. Denn mit "Born 2 Die" wirft er zum dritten Mal in Folge den im Prinzip selben Film auf den Markt. In "Romeo must die" wurden erstmalig alle als supercool empfundenen Zutaten des modernen Pop-Kinos in einen Topf geschmissen: Schwarzer HipHop plus asiatische Prügelkunst plus schnelle Autos plus nette Miezen plus viel Action, und mit Jet Li und Aaliyah zwei aufstrebende Stars in den Hauptrollen. Binnen Jahresfrist kam "Exit Wounds" - ohne asiatischen Hauptdarsteller, dafür mit noch mehr feschen Autos, noch mehr nackten Miezen und noch mehr Rap-Coolness in Gestalt von bad boy DMX in der Paraderolle. Nun setzt Joel Silver zum dritten Mal den Polen Andrzej Bartkowiak auf den Regiestuhl, der auch brav noch mal den selben Film dreht, diesmal mit - Variation ist alles - Jet Li und DMX in den Hauptrollen, und es gibt viel HipHop, viel asiatische Prügelkunst, viele schnelle Autos, viel Action, und ein paar nette Miezen. Diesmal aber nicht nackt, denn "Born 2 Die" hält verstärkt züchtige Familienwerte hoch. So kommt es denn auch, dass der böse Bube DMX hier einen einfühlsamen Papi spielen darf, der wohl nur aus Versehen ein bisschen kriminell ist. Als Profidieb Tony Fait mit moralischen Grundsätzen (seine Bande hat eine strikte "No Gun Policy") räumt er zu Beginn einen Tresorraum aus und stößt dabei zufällig auf ein paar geheimnisvolle schwarze Diamanten. Interessante Beute, die sich allerdings als brandgefährlich herausstellt: Der skrupellose Gangster Ling hat sie ins Land geschafft und ist arg ungehalten über ihren Verlust. Schwuppdiwupp entführt er Faits süße kleine Tochter Vanessa und will so die Steine aus ihm raus pressen. Die hat allerdings inzwischen ein örtlicher Gangsterboss an sich gebracht. Verzwickte Situation, in der Fait ein Zweckbündnis mit dem taiwanesischen Cop Su (Jet Li) schließt, der schon lange auf der Jagd nach den Diamanten und dem brutalen Ling ist. Soweit zum Grundplot, den Joel Silver vollmundig als "kompliziert" und "nicht einfach nachzuerzählen" beschreibt. Und um ein "übliches Buddy-Action-Movie" handelt es sich hier nach den Worten des Produzenten auch nicht. Ein bisschen Schönrederei ist wohl angesagt, wenn man sich in permanenten Wiederholungen verliert, "Born 2 Die" als kompliziert zu bezeichnen grenzt indes an Lächerlichkeit, denn nach der Etablierung des Grundszenarios tritt der Film volles Programm auf die Handlungsbremse und verliert sich lieber in der gewohnten Inszenierung gelackter Oberflächen und flotter Actionszenen, die dann auch zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit eingestrickt werden. Wer "Romeo must die" oder "Exit Wounds" gesehen hat kriegt hier absolut nichts Neues geboten, bis hinab zum Showdown, der teilweise ein unverhohlenes Selbstplagiat auf den ersten Teil dieser inoffiziellen "All style, no story"-Trilogie darstellt. Ansonsten bedienen Silver und Bartkowiak in bereits sattsam bekannter Weise die Bedürfnisse ihres primär männlichen Zielpublikums: Fette Karren, fette Knarren, fette Geldbeutel, fette Bässe zu den fetten Beats auf dem Soundtrack, dazu ein Besuch bei einer Underground Wrestling-Veranstaltung und der obligatorische Abstecher in einen durchgestylten Nachtclub, wo im Hintergrund viele knackige Ärsche durchs Bild laufen dürfen. Die permanente Aneinanderreihung von Testosteron-Reizwerten ist so kalkuliert, dass sie in all ihrer Erbärmlichkeit fast schon peinlich ist - wenn wir das alles nicht schon zweimal gesehen hätten und der Metallic-Lack von daher schon längst ab ist.
Einzig interessant weil ein bisschen anders ist in dieser Hinsicht nur der heuchlerische Versuch, ein paar konservative Familienwerte zu vermitteln, und das offensichtliche Bemühen, diesmal eine amerikanische PG-13-Altersfreigabe zu erreichen, indem man den Film ganz vorsichtig um alle nackten Brüste herum schnitt. Weniger Schauwerte fürs pubertierende Publikum, ohne Erfolg: Auch "Born 2 Die" erhielt ein R-Rating und versumpfte an der amerikanischen Box Office deutlich unter den Ergebnissen seiner Vorgänger. Was die leise Hoffnung regt, dass Silver ein einsehen hat und das ausgeleierte Strickmuster nicht noch ein viertes Mal verwendet. Auch wenn die gewollt selbstironischen Albereien von Sidekick Tom Arnold und dem dicken Anthony Anderson (auch er ein wiederkehrendes Utensil in allen drei Filmen) während des Abspanns etwas anderes erahnen lassen. Auch bei "Born 2 Die" kann man sicherlich Spaß haben, sofern man weder denkt, noch hinterfragt, noch Probleme damit hat, zum dritten Mal denselben stupiden Scheiß gefüttert zu bekommen. Man kann Regisseur Bartkowiak durchaus zugute halten, dass er sich auf die Inszenierung durchgestylter Action und simpler Schauwerte versteht, solange das aber im Rahmen derart hirnfreier und durchschaubarer Abzocke geschieht, verdient man sich keine bessere Wertung.
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