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liebesdrama,
hongkong 2000 |
original
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in
the mood for love |
regie
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wong
kar-wai |
drehbuch
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wong
kar-wai |
cast:
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tony leung,
chiu-wai,
maggie cheung,
rebecca pan, u.a.
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spielzeit
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94
min. |
kinostart
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30.11.2000 |
homepage
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http://www.inthemoodforlove.de |
bewertung
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(6/10 augen) |
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Wong
Kar-Wai hat ein paar tolle Filme gemacht. In seinen wohl populärsten
Werken, den neonfarbenen Hongkong-Hymnen „Chungking Express“ und „Fallen
Angels“, gelang es ihm hervorragend, den Zuschauer trotz einer auf
die Spitze getriebenen Stilisierung mit sympathischen Figuren und
skurrilem Humor auch emotional bei Laune zu halten. Allerdings hat
Wong Kar-Wai auch Filme gemacht, denen man wohlwollend eine „faszinierende
Ereignislosigkeit“ und weniger wohlwollend „gepflegte Langeweile“
bescheinigen könnte. In diese Kategorie gehört zum Beispiel
sein 1991er Output „Days of Being Wild“, und auch sein neuestes Werk
fügt sich hier leider ganz gut ein.
Wie schon „Days of Being Wild“ spielt auch „In the Mood for Love“
in den 60er Jahren. Der Redakteur Chow Mo-Wan zieht mit seiner Frau
in eine neue Wohnung und hat von nun an die ebenfalls gerade erst
eingezogene Li-Zehn zur Nachbarin, deren Mann ebenso selten zu Hause
ist wie Chows Frau. Chow und Li-Zehn freunden sich langsam an, ihr
Verhältnis zueinander wird jedoch nicht eben einfacher, als sie
herausfinden, daß ihre jeweiligen Lebenspartner eine Affäre
miteinander haben...
Einen
Vorwurf kann man „In the Mood for Love“ mit Sicherheit nicht machen,
nämlich den der mangelnden Atmosphäre. Das Hongkong der
frühen 60er Jahre ist hier auf wunderbare Weise wiederbelebt
worden. Die Ausstattung, die Kostüme, die Frisuren - alles fügt
sich äußerst stimmungsvoll zu einem von bittersüßer
Nostalgie bestimmten Gesamteindruck, den Wongs Stammkameramann Christopher
Doyle in eleganten und farbenprächtigen, aber keineswegs protzigen
Bildern festhalten durfte. Auf oberflächliche Opulenz wurde hier
bewußt verzichtet, vielmehr werden auch in diesem Film
die alltäglichen Lebensumstände der ‚kleinen‘ Leute in ein
höchst ansehnliches Licht gesetzt. Auch die musikalische Untermalung
ist wie üblich ganz hervorragend, sowohl was den Score als auch
was die Auswahl der zeitgenössischen Songs angeht. Das gesamte
Ambiente überzeugt also restlos - es folgte dann auch der Preis
für die beste Technik in Cannes - und bietet einen angemessen
melancholischen Hintergrund für die Geschichte von der unerfüllten
Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren.
Dummerweise
fasziniert ebendiese Geschichte nun aber nicht ansatzweise so wie
die sie umgebende Atmosphäre. An den beiden Hauptdarstellern
liegt’s definitiv nicht, denn die Wong Kar-Wai-Veteranen Maggie Cheung
und Tony Leung, der in Cannes den Preis für den besten Darsteller
in die Hand gedrückt bekam, liefern erwartungsgemäß
mal wieder sehr gute Arbeit ab. Genau das müssen sie hier allerdings
auch, denn den wenigen anderen Figuren räumt der Film ganz
bewußt so gut wie gar keinen Platz ein. Am deutlichsten zeigt
sich dieser Umstand wohl daran, daß der Zuschauer die Ehepartner
von Chow Wo-Man und Li-Zehn niemals zu sehen bekommt, sie dürfen
lediglich am Anfang des Films gelegentlich ein paar Sätze aus
dem Off sagen.
Diese durchaus originelle und interessante Idee deutet dann aber auch
schon auf die Probleme hin, die „In the Mood for Love“ wohl so
manchem Zuschauer bereiten wird. Der gesamte Film entwickelt seine
eigentlich sehr einfache, um nicht zu sagen eher dünne Geschichte
nämlich betont langsam und oftmals auch nur in Andeutungen, die
der Betrachter erst zu entschlüsseln hat. Der komplizierten Beziehung
der Hauptfiguren mag dieser anstrengende, wenn auch ambitionierte
Ansatz durchaus gerecht werden, aber gerade bei einem Film, der in
erster Linie von Gefühlen handelt, würde man doch auch als
Zuschauer ganz gern mal ein wenig emotional involviert werden. Genau
diese Beteiligung erweist sich hier jedoch als recht schwierig, so
daß man geneigt ist, sich lieber wieder auf das gelungene Ambiente
zu konzentrieren, welches einen abendfüllenden Spielfilm aber
natürlich nicht allein tragen kann.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die - durchaus zahlreichen
- Zuschauer, denen „Days of Being Wild“ oder auch „Happy Together“
gefallen hatte, auch bei „In the Mood for Love“ auf ihre Kosten kommen
dürften, ja vielleicht sogar begeistert sein werden. Trotzdem:
Ein wenig flotter und aufregender hätte es bei Herrn Wong ruhig
mal wieder zugehen dürfen. „Stylish aber langweilig“ trifft’s
leider auch hier ganz gut. |
Bilder: Courtesy of Prokino, Copyright
2000 |
A. Berger
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