Fast ein halbes Jahrhundert lang hielt sich die deutsche Bundeswehr
nach ihrer Gründung von Auslands- und Kriegseinsätzen
fern. Heute helfen deutsche Soldaten unter anderem in Afghanistan,
im Kosovo und vor der Küste des Libanon, den Frieden zu sichern,
und jeder dieser Einsätze wurde zuvor begleitet von einer ausschweifenden
politischen Debatte, ob das sinnvoll und gerechtfertigt
sei. Nun nimmt sich erstmals ein Spielfilm dieser Thematik an: "Mörderischer
Frieden" erzählt von zwei Soldaten der KFOR-Friedenstruppe
im Kosovo und den Problemen und Konflikten, mit denen sie bei ihrem
Auslandseinsatz konfrontiert sind. Dabei erweist sich der Film jedoch
leider als so zahm und politisch überkorrekt, dass das Prädikat
"pädagogisch wertvoll" hier wieder einmal gleichbedeutend
ist mit langweilig und undramatisch.
Bezeichnenderweise präsentiert der Film seine stärkste
und bedrückendste Szene gleich zu Beginn: Eine Frau steht am
Grab ihres toten Mannes, will ein paar Blumen ablegen und kniet
nieder - direkt auf eine Mine. Ihr etwa zwölfjähriger
Sohn muss direkt mit ansehen, wie seine Mutter zerfetzt wird. Wenige
Filmminuten später ist er von einem albanischen Rädelsführer
mit einem Gewehr ausgestattet worden und schießt als Scharfschütze
auf Serben, unter anderem auf Mirjana Jovovic (Susanne Bormann),
die in dieser Situation von den beiden deutschen Rekruten Tom (Adrian
Topol) und Charly (Max Riemelt) gerettet wird. Wenig später
kann auch der junge Heckenschütze Durcan (Damir Dzumhur) festgenommen
werden, und die deutschen Truppen wollen von ihm herausbekommen,
wo die albanischen Rebellen ihre Waffen verstecken, da ein gewaltsamer
Aufstand direkt bevorsteht.
Dieser Versuch, in der festgefahrenen Krisensituation etwas direkte
und lebensbedrohliche Dramatik zu erzeugen, wirkt dabei ähnlich
bemüht konstruiert wie das Liebesdreieck, dass sich im Folgenden
zwischen den beiden Freunden Tom und Charly und der schönen
Mirjana entwickelt. Die wiederum ist die Tochter des Arztes Goran
Jovovic (TV-Veteran Peter Bongartz), dessen Involvierung in die
Machenschaften der serbischen Truppen während des Balkan-Krieges
zum entscheidenden Knackpunkt der Handlung wird. Was gleichzeitig
sehr deutlich auf den größten Schwachpunkt der Dramaturgie
von "Mörderischer Frieden" hinweist: Die vermeintlichen
Protagonisten Tom und Charly bleiben bis zum Ende Nebendarsteller
der eigentlichen Tragödie, Statisten in einem Konflikt, den
sie zu schlichten versuchen, der sie letztlich jedoch nicht tangiert.
Natürlich entspricht das der tatsächlichen Situation der
Bundeswehr-Soldaten im Auslandseinsatz, und genau dies möchte
der Film ja auch thematisieren: Was es heißt, in einem Krisengebiet
eingesetzt zu sein, mit dessen Krise man eigentlich nichts zu tun
hat, von der lokalen Bevölkerung oft genug ungewünscht
und unverstanden und mit vielen Zweifeln im Kopf, was man hier eigentlich
soll. Diese Problematik und ihre vielschichtigen Ausprägungen
fängt der Film in der Tat gut und treffend ein, kommt dabei
jedoch über eine Bestandsaufnahme nicht hinaus und verharrt
als "Problemfilm", dessen wahres Drama - und so ist es
eben auch in der Wirklichkeit - sich unter der örtlichen Bevölkerung
abspielt, nicht unter den ausländischen Soldaten.
Zugleich
wagt es der Film nicht, ein kritisches Bild der Armee-Vertreter
zu zeichnen, und steht sich mit seinem Bemühen, die deutschen
Soldaten als wohlmeinende, pflichtbewusste, fehlerfreie und mutige
Männer zu zeichnen, selbst im Weg. Bei soviel Anständigkeit
braucht es dann einen einzelnen extrem aus dem Rahmen fallenden
Arschloch-Soldaten, der mit Aggressivität und schlichter Dämlichkeit
in den entscheidenden Situationen für Ärger sorgen darf,
damit es überhaupt noch Plot-Komplikationen gibt - eine unüberzeugende
Behelfslösung, mit der sich der Film keinen Gefallen tut, zumal
er ohnehin schon unter zu vielen hölzernen Darstellern und
Dialogen leidet. Löbliche Ausnahme sind zum Glück die
drei Hauptakteure Topol, Riemelt und Bormann, die jedoch auch zu
sehr damit zu kämpfen haben, dass es ihren Figuren an klaren
Konturen mangelt.
So bleibt "Mörderischer Frieden" bis zum Schluss
ein Film mit löblichen Absichten, der jedoch verdeutlicht,
dass "gut gemeint" eben nicht gleich "gut gemacht"
ist.
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