Jeder
Teenager kennt und liebt Superhelden, aber warum streift sich in
der realen Welt eigentlich keiner selbst ein Kostüm über
und legt mal richtig los? Diese Frage stellt der frustrierte Loser
Dave Lizewski (Aaron Johnson) sich und seinen Freunden solange,
bis er schließlich doch die Initiative ergreift und mit einem
online gekauften Ganzkörperanzug unter dem Namen "Kick-Ass"
anfängt, für Gerechtigkeit auf den Straßen zu sorgen.
Das Problem dabei: Er hat halt keinerlei Superkräfte und bekommt
daher von den bösen Jungs zunächst mal kräftig was
aufs Maul und einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus spendiert.
Aber Dave gibt nicht auf, nicht zuletzt auch um seinem großem
Schwarm Katie zu imponieren. Einer seiner couragierten Kämpfe
gelangt dabei über ein Handyvideo und dank YouTube an die Öffentlichkeit
und plötzlich ist "Kick-Ass" in aller Munde. Besonders
erfolgreich ist er zwar immer noch nicht, aber das Blatt wendet
sich, als er unerwartet Unterstützung bekommt. Der auf Rache
an den Gangstern sinnende Waffennarr "Big Daddy" (Nicolas
Cage) greift zusammen mit seiner noch ziemlich kleinen, aber durchtrainierten
Tochter "Hit-Girl" (Chloe Moretz) in die Auseinandersetzung
ein und richtet unter den überraschten Ganoven ein echtes Massaker
an. Für Dave ist das zwar mittlerweile alles etwas zu viel
und eigentlich gleich mehrere Nummern zu groß, aber aus der
Geschichte kommt er nun leider nicht mehr raus
.
Zu
sagen, "Kick-Ass" wäre nach dem gleichnamigen Comic
von Autor Mark Millar und Zeichner John Romita jr. entstanden, trifft
nicht ganz den Punkt, denn es handelt sich hier um den ungewöhnlichen
Fall, dass mit der Verfilmung bereits begonnen wurde als die Vorlage
noch gar nicht abgeschlossen und erst vier der geplanten acht Hefte
der Serie erschienen waren. Dass Hollywood so schnell zugriff, liegt
sowohl in der Originalität von Millars Story begründet
als auch in den Meriten, die der Künstler sich zuvor mit seinem
ebenfalls erfolgreich adaptierten "Wanted"
erworben hat. Die Verfilmung von "Kick-Ass" begleitete
er nun intensiv und teilte Regisseur Matthew Vaughn ("Der
Sternwanderer") dabei freundlicherweise auch mit, wie denn
die Geschichte weitergehen würde. Und auch wenn Film und Comic
vor allem beim Finale etwas auseinander driften, so ist es doch
eine insgesamt sehr werkgetreue Umsetzung geworden, die oft Bild
für Bild und Wort für Wort der Vorlage folgt.
"Kick-Ass" wirft dabei einen erfrischenden neuen Blick
auf das altbekannte Superhelden-Thema, erzählt fast nebenbei
eine recht überzeugende Coming-of-Age-Geschichte, nimmt seine
Figuren trotz aller offensichtlichen Überzeichnung ernst und
schafft so gleich mehrere Charaktere von bleibendem Erinnerungswert.
Angefangen beim bekennenden Comic-Fan Nicolas Cage, der sich in
seinem Lieblingsgenre auch mal mit einer Nebenrolle zufrieden gibt,
dabei aber als getriebener und liebender "Big Daddy" sogar
mehr zu überzeugen weiß als in vielen seiner oft fragwürdigen
Rollen der letzten Jahre. Aaron Johnson gibt den typischen und von
der Entwicklung überforderten Nerd grundsympathisch und lässt
seinen Dave dabei eine erkennbare Entwicklung durchlaufen. Aber
der eigentliche und mehr als nur heimliche Star des Films ist natürlich
"Hit-Girl", das Schwert- und Pistolenschwingende, gerade
mal elfjährige Mädchen mit Perücke und Lederklamotten,
das mit den Bösewichten in einer Art und Weise aufräumt,
wie man es so tatsächlich noch nicht gesehen hat.
Wer
schon mal einen Blick in die Comicvorlage geworfen hat weiß,
dass es da extrem blutig zur Sache geht und die Körperteile
nur so durch die Gegend fliegen. Dass man diese Szenen für
den Film kaum abgemildert hat und auch hier den roten Saft in Strömen
fließen lässt, ist doch etwas überraschend und war
nach dem eher harmlos-lustigen Trailer nicht zu erwarten. Dass wir
es also keinesfalls mit einer weichgespülten, familienfreundlichen
Adaption zu tun haben wird sicher viele freuen, es dürfte aber
auch zu einigen unvermeidbaren moralischen Diskussionen führen.
Vor allem natürlich im Bezug auf die für die diversen
Massaker und Aufschlitzereien hauptverantwortliche junge Dame mit
Namen "Hit Girl" bzw. ihre im echten Leben auch gerade
erst 13 Jahre alt gewordene Darstellerin Chloe Moretz (mit der Filmszene
auch ein Interview zum Film geführt hat). Natürlich ist
die gezeigte Gewalt so hemmungslos überzogen und zum Teil cartoonhaft
dargestellt, dass man sie kaum ernst nehmen kann, aber zumindest,
sagen wir mal "bemerkenswert" ist das hier Gewagte allemal
und der (natürlich beabsichtigte) Tabubruch also gelungen.
Vor allem aber ist "Kick-Ass" ein großer, quietschbunter
und äußerst kurzweiliger Spaß, der die fast zwei
Stunden Spielzeit mit viel Witz und Tempo rasant verstreichen lässt
und nur ganz selten von den im Comic-Medium weit verbreiteten Fußangeln
der Kategorie "unnötiger Ballast" oder "uninteressante
Nebenstränge" eingebremst wird (dazu zählt am Ehesten
noch die Handlung um den weiteren Pseudo-Superhelden "Red Mist").
Im Gegenteil, das Ganze macht sogar Lust auf mehr und aufgrund des
zweifellos vorhandenen Kultpotentials ist ein Wiedersehen mit "Kick-Ass"
und "Hit-Girl" auch sicher nicht unwahrscheinlich.
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