Outtakes

Filmkritiker gehören wegrationalisiert! Zumindest wenn es nach dem Willen von Brian Robbins geht, seines Zeichens Regisseur der allen Hinweisen nach unsäglichen Eddie-Murphy-im-Fettkostüm-Komödie "Norbit" und Produzent der vermutlich sauschlechten, aber in den USA trotzdem schweineerfolgreichen Biker-Klamotte "Wild Hogs".
Erstaunlich aber wahr, dass eine deutsche Sagengestalt im Jahre 2007 ihre Auferstehung feiert im unförmigen Körper eines Mafiosi-artigen amerikanischen Filmproduzenten. Gestatten: Harvey Weinstein, Reinkarnation des Baron von Münchhausen. Beruf: Lügenbaron (bisweilen auch Erpresser, Halsabschneider und Filmzerstörer). Sein neuestes Opfer: "Grindhouse".
Wenn Charlize Theron demnächst als leichtgeschürzte MTV-Heldin "Aeon Flux" über die Leinwände hopst, hat sich ein amüsanter Trend der letzten Jahre vollends bestätigt. Direkt nach dem Gewinn eines Oscars scheint es mittlerweile Usus zu sein, gleich einmal in einer absoluten Gurke mitzuwirken.
Das muss man sich schon fragen, angesichts der geballten Gaunerpower, die in den letzten Monaten nicht nur musikalisch auf uns niederprasselte, sondern demnächst auch auf der Leinwand überlebensgroß über uns herfällt. "Hustle and Flow" läuft dieser Tage an, die wenig verhüllte Starbiographie "Get Rich Or Die Tryin'" von Mega-Über-Super-Gangsta 50 Cent folgt demnächst. Und das Handy spielt dazu neben 473 weiteren coolen Klingeltönen aus dem Monatspaket immer noch "In dem Candy Shop von mein Block spielt neue deutsche Welle, Homie!".
Kein Sprichwort trifft in den letzten Wochen mehr zu, als dieses. Denn während im Big Brother-Dorf noch mehr Hirntote inartikuliert umherstolpern als in jedem Zombiefilm von Romero, wird Deutschland und die Welt von viel wichtigeren Dingen beschäftigt als der Frage, welcher Volldepp zum Wohle der Gesellschaft eingesperrt bleiben darf: Die nächsten Casting-Entscheidungen stehen an. Superstar war gestern, ist leider auch morgen und trotzdem out. Deutschland sucht den Superkanzler, die Welt sucht den Superagenten.
Die Film-Industrie befindet sich weltweit in einer Einnahmekrise. Konnte der gigantische globale Erfolg der "Herr der Ringe"-Trilogie in den letzten drei Jahren noch mithelfen, die Gesamtbilanz schön zu rechnen, gibt es 2005 keine Ausflüchte mehr: Das Geld wird knapp. Schon vor drei Monaten haben wir in einem Editorial den historischen Einnahme-Rückgang an den US-Kinokassen thematisiert - ein Abwärtstrend, der sich seitdem ungebrochen fortsetzte.
Dieser Tage wandert von Presse und hoffentlich der breiten Öffentlichkeit unbemerkt einer über die Leinwände, mit dem man eigentlich nicht mehr gerechnet hat. Man wähnte sich schon in Sicherheit, bis aus den Untiefen der "15 Minuten Ruhm"-Möchtegernstar-Vorhölle das Quäkmonster aus Eggenfelden hervorschoss, um weiter sein Unwesen zu treiben. Man hatte es vergessen. Den, die oder das Küblbock. Hatte höchstens noch das Heulen in Erinnerung, als ihm im unerträglichen Dschungelcamp Wasserspinnen das Maul stopfen wollten (leider nicht erfolgreich).
Das Anti-Raucher-Syndikat in Hollywood hat dazu gelernt. Kämpfte man jahrzehntelang mit offener Entrüstung gegen das Image des unnahbaren Cowboys und des muskulösen Action-Helden, der ohne Kippe zwischen den Lippen einfach nicht vollständig war (der Marlboro-Mann lässt grüßen), und erntete für diese müden Proteste von der Öffentlichkeit nur Ignoranz (woran auch der auffällig publizierte Lungenkrebs-Tod des original Marlboro-Manns nichts ändern konnte), arbeitet man heutzutage mit subtileren Mitteln.