Filmszene-Special: Interview mit "Roose Bolton"-Darsteller Michael McElhatton

von Volker Robrahn / 7. Juli 2015

Nachdem in der letzten Staffel von „Game of Thrones“ der eine oder andere charismatische Schurke die Bühne verlassen musste, rückt in Season 5 nun ein Charakter stärker in den Fokus, der sich spätestens seit den Ereignissen auf der „Roten Hochzeit“ seinen Platz in dieser elitären Gruppe gesichert hat. „Roose Bolton“ schickt sich an der neue Herr des Nodens zu werden und Filmszene sprach mit dessen Darsteller Michael McElhatton im Exklusiv-Interview über die Entwicklung seiner Figur und die Bedeutung der Fantasy-Serie für seine Karriere.

Game of Thrones

 

Filmszene: Mr. McElhatton, mit der aktuellen Staffel von „Game of Thrones“ sind Sie zu einem regulären Mitglied der Stammbesetzung geworden und nicht mehr nur gelegentlicher Gaststar. War es denn von Anfang an klar, dass Ihre Figur „Roose Bolton“ diese Entwicklung nehmen würde? Die TV-Serie hält sich ja nicht in allen Einzelheiten immer an die Buchvorlage.

Michael McElhatton: Nein, das war mir noch nicht bewusst als ich in der zweiten Staffel dazu gestoßen bin. Natürlich, wenn man die Vorlage beachtet bestand schon die Möglichkeit, dass Roose auch in der TV-Serie ein größerer Faktor wird. Aber man weiß halt nicht im Voraus welche Storybögen für die Serie adaptiert und welche eher weggelassen werden. Aber die neue fünfte Staffel ist nun in der Tat eine in der die Boltons ganz allgemein mehr Raum einnehmen. Diese Serie ist aber eben in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes - auch was die Anzahl der toten Charaktere und der dadurch ausscheidenden Schauspieler angeht.

Man hat ja Figuren wie dem jungen König Geoffrey oder auch Tywin Lannester nachgesagt, zu den „meistgehassten“ der Fernsehgeschichte zu gehören. Das dürfte seit der roten „Bluthochzeit“ vermutlich auch für Roose Bolton gelten. Spürt man da als Darsteller der Figur ab und zu auch etwas von diesem Zorn der Zuschauer?

Das denkt man ja oft, aber nein, ich bekomme von den Leuten auf der Straße tatsächlich nur positive Reaktionen wenn sie mich erkennen. Was natürlich sehr erfreulich ist, denn ich möchte nur ungern für die Taten meiner Filmfigur verantwortlich gemacht werden. Es scheint aber heutzutage doch so zu sein, dass die Menschen da schon sehr gut zwischen Film und Fiktion unterscheiden können.

Game of Thrones

Ist Roose Bolton denn ein klassischer Bösewicht? Oder vielleicht doch nur ein Mann, der das tut von dem er denkt, dass es für sein Land und seine Familie das Beste ist.

Ich betrachte ihn eigentlich überhaupt nicht als Schurken. Ich sehe ihn einfach als einen unglaublich pragmatischen, sehr politisch denkenden Anführer. Er ist das Familienoberhaupt und weiß, dass es für sein Haus ein ewiger Kampf um Boden und um Macht ist. Bisher hat er sich in diesem Kampf als bemerkenswert smart und clever erwiesen. Er hat auch deshalb kein Mitgefühl für Robb Stark, weil dieser aus Sicht von Roose einfach ein dumme und kurzsichtige Entscheidung aus Liebe getroffen hatte. Das kann er nicht nachvollziehen, weil er eben ein solch nüchterner Pragmatiker ist.

Das stimmt, Roose wirkt bei seinen Aktionen stets rational und scheint seine Emotionen völlig unter Kontrolle zu haben, womit er schon eine recht einzigartige Figur innerhalb der Serie ist.

Er ist ein Mensch, der sich so sehr unter Kontrolle hat, dass es eigentlich interessanter wäre zu wissen, was er nicht sagt im Vergleich zu dem was er nach außen lässt. Natürlich kann man ihn als Verräter und Mörder betrachten, aber er hat sich einfach der stärkeren Seite zugewandt – ein Tywin Lannister hätte es sicher genauso gemacht. Und wie man in dieser Serie – und eben auch in der realen Welt – oft sieht, lohnt sich ein moralisch ehrenwertes Verhalten nicht immer. Jetzt ist Roose auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Macht, aber wie das Ganze letztendlich für ihn ausgeht ist natürlich noch offen.

Wird denn Staffel sechs bereits gedreht und wo drehen sie Ihre Szenen?

Noch nicht, aber es geht bald damit los, voraussichtlich Ende Juli. Alle Szenen an denen ich beteiligt bin, alle Außen- und auch Studioszenen werden in Nordirland gedreht, in Belfast und der näheren Umgebung der Stadt. Für mich ist das also keine große Reise, dennich fahre von meinem Haus aus gerade mal zwei Stunden zu den Dreharbeiten – das ist schon ziemlich angenehm.      

Game of Thrones

Da viele Szenen aber auch ganz woanders gedreht werden, kommen die Schauspieler wohl so gut wie nie alle zusammen, oder?

Die einzigen Gelegenheiten bei denen wir und alle mal sehen sind tatsächlich die großen Premierenfeiern, wie letztes Jahr in New York oder dieses Jahr in San Francisco.  Dann kommt jedenfalls der Kern von 25-30 Darstellern zusammen und trifft sich auch mal. Ansonsten sind echte „Crossover“ mit den meisten anderen Schauplätzen selten und man trifft die Kollegen so gut wie nie – auch das ist sicher eine Besonderheit dieser Serie.

Was auch nur möglich ist, weil es mittlerweile solche Art von Fernsehserien gibt, die sich einer derart epischen und ausufernden Erzählweise bedienen. Wie beurteilen Sie allgemein die Entwicklung in diesem Bereich, haben sich die Möglichkeiten erweitert?

Auf jeden Fall, dadurch dass nun nicht mehr nur einige wenige große TV-Sender Serien produzieren, sondern eben auch die zahlreichen Pay-TV Kanäle und die neuen Streaming-Dienste, ergeben sich natürlich auch für uns Schauspieler deutlich mehr Möglichkeiten.  Wobei bei der puren Menge an aktuellen Serien dann auch zwangsläufig die eine oder andere ein wenig untergeht. Nicht jede Produktion ist so groß und weltweit erfolgreich wie „Game of Thrones“ und obwohl ich bisher nur unregelmäßig dabei war und ich nicht mehr als ein paar Wochen Arbeit pro Jahr dafür aufwände, ist es sicherlich die bisher wichtigste und bedeutendste Rolle meiner Karriere.

Sie spielen natürlich auch in anderen Filmen und machen gelegentlich auch Theater, richtig?

Theater aktuell leider nicht mehr so viel, es konzentriert sich zurzeit schon auf den Kino- und TV-Bereich. Aktuell habe ich in Irland gerade einen Horrorfilm namens „The Woods“ abgedreht, es folgt ein weiterer irischer Film namens „Mammal“ und in dem Animationsfilm „Norm oft he North“ wirke ich als Sprecher mit.

Dafür wünschen wir viel Erfolg und danken für das Gespräch, Mister McElhatton. 


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