Interview mit "Paul"-Hauptdarsteller und Drehbuchautor Nick Frost

von Volker Robrahn / 26. September 2011

Filmszene: Nick, dass "Paul" in Deiner Heimat England hervorragend laufen würde durfte man sicher erwarten. In den USA hat der Film nun einen soliden, aber nicht spektakulären Start hingelegt. Wie zufrieden bist Du?

Nick Frost: Außerordentlich zufrieden! Man muss ja sehen, wo wir herkommen: Zwei britische Typen, die sich auch noch über amerikanische Gepflogenheiten und überzogene Religiosität lustig machen. Das ist ja nicht gerade "Mainstream" und da ist ein Platz 4 und ein zweistelliges Millioneneinspiel doch allemal bemerkenswert.

Nick Frost beim Pressetermin in Berlin...

Hast Du denn wenigstens ein kleines bisschen Respekt oder gar Angst vor der Reaktion derjenigen, über die Ihr Euch lustig macht, speziell der doch immer etwas empfindlichen christlichen Gemeinde?

Nicht wirklich, nein. Wir haben da einfach einen frechen kleinen Film gemacht, mit ein paar der amerikanischen Kollegen die wir mögen, wie Bill Hader, Jason Bateman und natürlich Sigourney Weaver. Mit denen wollten wir arbeiten, haben dazu das beste Skript verfasst zu dem wir in der Lage waren und präsentieren nun das Ergebnis. Welches eine Mischung aus Alienfilmen der Marke Spielberg und denen von echten Geeks ist. Ich glaube nicht, dass man das dann "antiamerikanisch" nennen kann. Schließlich sind wir alle mit deren Popkultur aufgewachsen und lieben sie doch. Und die zugegeben etwas humorloseren und engstirnigen Leute die Du angesprochen hast - ach, die sehen und bemerken unser Filmchen doch überhaupt nicht.

Sind denn die Nerds und Geeks heute wirklich noch die Außenseiter, eine kleine Minderheit oder sind sie nicht auf dem besten Wege ebenfalls "Mainstream" zu werden?

Hm, da ist sicher was dran. Wenn man sich zum Beispiel mal die Comic-Con in San Diego anschaut, auf der ja auch unser Film beginnt. Die war in der Tat jahrelang der gut behütete Treffpunkt der echten Comicfans und hat sich jetzt in eine riesige Präsentationsfläche für alles was irgendwie mit Entertainment zu tun hat verwandelt und spielt vor allem auch für die Filmindustrie mittlerweile eine große Rolle. Ich weiß auch nicht, wie die langjährigen Fans das finden. Vermutlich bilden sich aber wieder eigene "Sub-Geeks", von denen die anderen 100.000 Geeks dann nichts wissen...

Was hat Dich denn in der Richtung geprägt?

Das war vor allem die "Unheimliche Begegnung der dritten Art", womit wir wieder bei Spielberg wären. Hab ich zwar damals nicht wirklich komplett verstanden, war aber sehr beeindruckend. Und dann gab es da das englische Comic-Magazin ""2000 A.D." in dem Sachen wie "Judge Dredd" zu finden waren, die ich regelrecht verschlungen habe. Mit 18 hab ich dann eine längere Reise unternommen und als ich wieder kam hatte meine Mutter die ganze Sammlung einfach weggeworfen - natürlich ein traumatisches Erlebnis, das sicher zu einem guten Teil dafür verantwortlich ist was aus mir geworden ist.

... und zusammen mit Bela B. bei einer Sondervorführung. Mit Gratis-Maske.

Wonach wählen Du und Simon Pegg die Stoffe aus, aus denen dann ein Film werden soll?

Darauf kann ich leider nur eine sehr simple Antwort geben: Wir machen einfach das was uns gefällt. Wir lieben Zombiefilme, also machten wir einen Zombiefilm. Wir stehen aber auch auf Action-Kracher, also folgte als nächstes "Hot Fuzz". Science Fiction und Aliens sind auch toll, also bitte, hier ist unser Alien-Film. Ich muss mich vermutlich für die Aussage ein wenig schämen, aber bisher ist das alles wirklich sehr einfach und meine "Filmkarriere" ein einziger Selbstverwirklichungstrip.

Und es wird Dir dabei auch kein bisschen langweilig immer wieder einen echten Nerd zu spielen, um bei dem Begriff zu bleiben?

Äh nein, wieso denn, das ist doch toll! Außerdem ist es ja so, dass Simon und ich mittlerweile an entgegen gesetzten Orten in London wohnen und uns daher nicht mehr so oft sehen. Wir brauchen also praktisch die Filmarbeit dazu um weiterhin mal zusammen abhängen und Blödsinn machen zu können. Na gut, "Arbeit" ist vielleicht doch nicht ganz das richtige Wort dafür.

Die meisten Witze im Film reißt ja aber "Paul", der wiederum ein Kunstgeschöpf ist, das bei den Dreharbeiten natürlich nicht wirklich da war. Wie war es darauf reagieren und damit "spielen" zu müssen?

Wir hatten eine sehr lange Vorbereitungszeit, so dass sehr viel von den Computereffekten schon fertig war als wir mit dem eigentlichen Dreh begannen. So musste nicht irgendjemand vom Set dann Pauls Texte ablesen, sondern wir bekamen schon das eingespielt was Seth Rogen aufgenommen hatte. Gut, mit improvisieren war diesmal natürlich nicht so viel, aber das war zu verkraften. Das Wichtigste ist: Wenn Deine Hauptfigur eine CGI-Animation ist, dann MUSS die einfach gut sein - sonst bist Du erledigt und der gesamte Film ebenfalls.

Nick, zum Abschluss die Frage: Was kommt als Nächstes?

Ein Film ohne Simon Pegg, aber dafür wieder mit Aliens. Die greifen ein Stadtviertel in London an, aber meine Gang und ich haben damit ein Problem und was dagegen. Der Film heißt "Attack the Block".


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