Interview mit "Der Plan"-Regisseur und Drehbuchautor George Nolfi

von Volker Robrahn / 26. September 2011

Filmszene: George, Sie haben in Oxford und dort unter anderem Philosophie studiert. Demnach war wohl nicht schon immer klar, dass sie einmal Filmregisseur in Hollywood werden würden. Wie ist es also dazu gekommen?

George Nolfi: Ich habe jedenfalls in meiner Jugend nicht allzu viele Filme gesehen, sondern fing damit erst so richtig während meiner Uni-Zeit an. Da habe ich mich mit Dingen wie gesellschaftlichen und sozialen Verhaltensweisen und deren Dynamik beschäftigt. Irgendwie wollte ich das dann aber lieber auf eine Weise machen, die eine etwas größere öffentliche Wirkung hat und mehr Menschen erreicht. So fing ich mit dem Schreiben von Drehbüchern an und das gefiel mir so gut, dass ich dann schließlich nach Los Angeles gezogen bin. Irgendwann hab ich schließlich auch mal was verkauft und hier bin ich nun.

Und was hat Sie speziell an dieser Story von Philip K. Dick gereizt?

Es handelt sich um eine Geschichte, in der jemand gegen sein anscheinend vorgegebenes Schicksal ankämpft, und das ist ja eines der ältesten Grundthemen überhaupt, welches schon von den alten Griechen oder Shakespeare variiert wurde. Nur ist dieses "Schicksal" hier eine Gruppe von Leuten, die um uns herum agieren, von denen wir aber nichts wissen. Eine sehr originelle Prämisse, wie ich finde, und ein Gebiet in dem ich mich eben auch philosophisch gesehen sehr gern bewege. Gleichzeitig haben wir aber auch diese Liebesgeschichte, so dass wir nicht komplett in der SciFi-Genreschublade steckenbleiben. Keine schlechte Wahl für einen Hollywood-Film, wie ich finde.

Ist es korrekt, dass Sie das Skript bereits geschrieben hatten, bevor überhaupt klar war, dass der Film in Produktion gehen würde, also ohne konkreten Auftrag?

Richtig, aber das ist im Grunde auch der einzige Weg es zu machen, wenn man sein eigenes Buch auch als Regisseur umsetzen möchte. Du musst ein fertiges Drehbuch anbieten, dass gerne jemand haben will.

Hatten Sie die beiden Hauptdarsteller Matt Damon und Emily Blunt von vornherein für den Film im Kopf?

Matt auf jeden Fall, ja. Wir kennen uns ja schon seit der Arbeit an "Ocean's Twelve" und dem "Bourne-Ultimatum", bei denen ich am Drehbuch beteiligt war. Ich wusste genau, dass er der Richtige für diese sehr natürliche und geerdete Figur ist und damit die perfekte Basis für die folgenden, etwas phantastischeren Elemente bildet. Bei der weiblichen Hauptfigur war es völlig anders, da hatten wir zunächst nach professionellen Tänzerinnen gesucht, aber es war keine dabei die uns auch beim schauspielerischen Part der Liebesgeschichte überzeugt hat. Der Screen-Test von Emily hat uns dann aber derart umgehauen, dass keine Fragen mehr offen blieben.

Wobei Sie aus dem Versicherungskaufmann der Vorlage einen Politiker mit wesentlich größerer Bedeutung gemacht haben. Was war der Grund für diese Änderung?

Es macht zunächst einmal deutlicher warum sich das "Büro" überhaupt für ihn interessiert. Es lässt mich die ganze hier verwendete Mythologie, die dem Zuschauer ja völlig unbekannt ist, dem Publikum leichter erklären. Der zweite, noch mehr entscheidende Grund ist aber, dass der David Norris aus der Kurzgeschichte ein relativ blasser, fast eigenschaftsloser Jedermann ist. Wenn man um den herum aber einen ganzen Film aufbauen will, braucht er einen Hintergrund und muss sich entwickeln. Sonst gäbe es ja auch keinen Grund, warum ein Matt Damon ihn spielen sollte. So ist aber die Politik zunächst eine Art Ersatzbefriedigung für die Leere, die er anderswo in seinem Leben spürt. Bis ihm dann jemand sein Leben vorschreiben will und er beschließt sich zu wehren.

Glauben Sie denn persönlich an eine Art vorgegebenes "Schicksal"?

Ich glaube, dass es eine höhere Macht gibt, die uns auf bestimmte Pfade schickt. Ob das dann aber psychologische, soziale oder höher entwickelte Mächte sind, weiß ich nicht und ist auch nicht entscheidend. Und die einzelnen Handlungen und Entscheidungen müssen wir trotzdem selbst aktiv treffen und etwas draus machen. Mein Film deutet etwa das Thema Religion an, ohne jedoch dabei ganz konkret zu werden. Es war auch sicher nicht meine Absicht dazu allgemeingültige Antworten zu geben. Meine Hoffnung bei dem Film ist natürlich in erster Linie, dass die Leute eine gute Zeit haben. Wenn sie dann vielleicht anschließend noch Lust haben ein wenig über philosophische Fragen nachzudenken oder zu diskutieren, freut mich das aber umso mehr. Dann möchte ich nämlich gerne noch ein paar mehr Filme machen, die sich etwas außerhalb des gewohnten Schemas bewegen.

Ich habe nun schon einige Verfilmungen von Philip K.Dick-Vorlagen gesehen und die waren stets sehr ernsthaft und auch eher düster. Das ist ihr Film nicht, er ist im Gegenteil sogar recht leichtfüßig und witzig, was für mich doch eine Überraschung war. War die Intention es genau so zu machen von Anfang an da, war das Ihr "Plan"?

Freut mich, dass das aufgefallen ist und ich hoffe, der Film ist dann auch in der deutschen Synchronisation noch witzig. Ja, definitiv sollte und musste er so werden. Denn wenn wir unsere kleinen Fragen über das Leben und das Schicksal ganz bierernst präsentieren würden, ruft das doch eher Abwehrreflexe hervor. Humor ist da schon sehr nützlich um das Publikum in dieser Hinsicht zu entwaffnen. Außerdem mag ich ihn persönlich sehr gerne und so viele Science-Fiction-Filme mit Humor gibt es ja schließlich bisher noch nicht.


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