Zwischen Oscars und Himbeeren

von Simon Staake / 18. Oktober 2010

Dienstag, 17.01.2006 - Wenn Charlize Theron demnächst als leichtgeschürzte MTV-Heldin "Aeon Flux" über die Leinwände hopst, hat sich ein amüsanter Trend der letzten Jahre vollends bestätigt. Direkt nach dem Gewinn eines Oscars scheint es mittlerweile Usus zu sein, gleich einmal in einer absoluten Gurke mitzuwirken. Trendsetterin war ja bekanntlich Halle Berry, die sich nach dem Oscar für "Monster's Ball" nicht nur freiwillig sondern auch höchst willig für die allseits verlachte Peinlichkeit "Catwoman" hergab und jeglichen Marktwert, den sie durch den Prestigegewinn gerade inne hatte, in Null Komma Nix ins Katzeklo setzte. Wenig besser erging es Kollege Jamie Foxx, der aller Welt noch als "Ray" in Erinnerung war, um dann flugs eine bessere Statistenrolle im desaströsen Actionfilmchen "Stealth" - finanziell einer der größten Flops der letzten Jahre - anzunehmen. Den kann er immerhin zu frühen Glanzlichtern seiner Filmographie wie "Booty Call" dazustellen. Neueste Anhängerin dieses fragwürdigen Trends: Charlize Theron, die nach den Strapazen der Verwandlung in ein Oscar-prämiertes "Monster" einen Film hinlegte, der in Sachen Qualität wenn überhaupt nur knapp die eben genannten Werke aussticht.

Aber warum? Will man seine Vielseitigkeit beweisen und sich nach der Schwerstarbeit im Charakterfach auch mal als Steven Seagal-Imitator versuchen? Sind die Agenten Hollywoods größtenteils Hanswürste, die die Beratung ihrer Stars lieber jemand anderem überlassen sollten? Lesen die Stars ihre Drehbücher noch, oder dienen diese nur als Untersetzer für Cocktailgläser? Oder will man den Doppelschlag auf beiden Seiten des Spektrums, und sich nach dem Oscar gleich die goldene Himbeere (bei den Anti-Oscars "Razzies") abholen?

Die Wege des Hollywoodstars sind unergründlich. Vielleicht ist die Lösung ja ganz profan: Man unterschrieb den Vertrag schon vor dem plötzlichen Oscarruhm. Entschuldigen tut das die Mitwirkung in derartigem Schund allerdings nicht. Dass sich gerade die beiden Damen in ihren Oscar-Dankesreden als Vorkämpferinnen für Frauen präsentierten, nur um dann flugs als wandelnde Wichsvorlage im Minikostüm hervorzukommen… bedenklich, wie gesagt.

Immerhin ist uns ein, sagen wir mal, Sean Penn mit einer Vorstellung als tollpatschiger Reiniger von öffentlichen Toiletten im neuesten Film "von den Produzenten von ‚Deuce Bigalow'" erspart geblieben. Der nächste dicke Gehalts-Scheck ist eben nicht für alle ein Argument. Sonst hat man nämlich nicht nur mit Zitronen gehandelt, sondern flugs auch ein paar Himbeeren im Angebot.


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