Von leeren Hirnen und leeren Leinwänden - "Daniel, der Zauberer"

von Simon Staake / 15. Juli 2009

11.08.2004 - Dieser Tage wandert von Presse und hoffentlich der breiten Öffentlichkeit unbemerkt einer über die Leinwände, mit dem man eigentlich nicht mehr gerechnet hat. Man wähnte sich schon in Sicherheit, bis aus den Untiefen der "15 Minuten Ruhm"-Möchtegernstar-Vorhölle das Quäkmonster aus Eggenfelden hervorschoss, um weiter sein Unwesen zu treiben. Man hatte es vergessen. Den, die oder das Küblbock. Hatte höchstens noch das Heulen in Erinnerung, als ihm im unerträglichen Dschungelcamp Wasserspinnen das Maul stopfen wollten (leider nicht erfolgreich). Und jetzt isser wieder da, der Daniel. Als "Daniel, der Zauberer". Zauberhaft auch, wie Küblböck schon vor dem zu erwartenden Desaster den vermutlichen Misserfolg schönreden und rechtfertigen möchte. Wenn nicht genug Zuschauer reingehen, wird es daran liegen, dass das halt kein großer Actionfilm wird, sondern etwas Intimes, das in die Fassbinderzeit zurückreicht. Äh, ja klar. Regisseur Uli Lommel - in den USA mit Trashkino gescheitert und nun für Serien und TV-Movies in Lohn und Brot - war ein Zögling Fassbinders. Das war's aber auch schon. Dass die egozentrische Küblböck-Show ansonsten irgendwas mit dem wohl wichtigsten deutschen Autorenfilmer der Nachkriegszeit zu tun hat, darf doch sehr bezweifelt werden. Nur im krausen Küblböckschen Verstand, da ist es nur ein Katzensprung von "Angst essen Seele auf" zu "Daniel der Zauberer". Und offenbar auch von der einen grauen Zelle zu der einzig anderen. Jedoch, der große Leerraum drumherum ist ein Problem.
Allerdings kann man nur mutmaßen, wie furchtbar "Daniel, der Zauberer" wirklich geworden ist, denn gezeigt wurde der Film der Presse aus vermutlich gutem Grunde nicht. Küblböck befürchtet zurecht die schlimmstmöglichen Verrisse, und dann zeigt man das lieber gar nicht, bevor das zahlende Volk - beziehungsweise die in Lichtgeschwindigkeit schwindende Fangemeinde des "Barden" - nicht seinen Obulus entrichtet hat. Kein böses Wort soll verloren werden und hinterher ist sowieso zu spät.

Was aber in diesem Falle noch eine Gnade ist, wird von der Filmindustrie zunehmend und gerne praktiziert. Der Deckmantel des Kampfs gegen die Videopiraterie hilft immens im Präventivschlag gegen schlechte Kritiken, indem man der Presse den betreffenden Film sehr spät bis gar nicht vorführt. Gerade bei sicheren Geldbringern wie den Harry Potters oder einem "Traumschiff Surprise" kann man auf womöglich kritische Berichterstattung problemlos verzichten. Da wird das zahlende Volk durch massiven Hype schon Wochen im Voraus eingeheizt, da würden skeptische Stimmen doch nur stören. Solche Wortmeldungen bitte erst, wenn die ersten Millionen zahlendes Publikum ihr Ticket gelöst haben und bildlich gesprochen die Lemminge schon über die Klippe gegangen sind.
Einzig interessant ist "Daniel, der Zauberer" darum wohl auch nur als offizieller Zahlennehmer für den verbliebenen Fanschwarm an Küblböck-Lemmingen. Und eines muss man dem Quaker lassen: Er hat es immerhin schon weiter gebracht als "Big Brother"-Prolo Zlatko, denn dessen Kinofilm "Mr. Boogie" verschwand seinerzeit nach desaströsen Testvorführungen gleich im Giftschrank - und wart nie mehr gesehen. Möge das Küblböck baldmöglichst folgen.

 


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