House of Cards

von Matthias Kastl / 3. März 2016

Es gibt wohl kaum eine Serie, die so symbolisch für den Aufstieg der neuen Video-Streamingdienste steht wie das Polit-Drama “House of Cards“. Es kam einem kleinen Erdbeben gleich, als Netflix 2011 ankündigte, zusammen mit den Oscar-Gewinnern David Fincher und Kevin Spacey seine erste eigene Serie zu produzieren. Nicht nur das, ganz nebenbei ignorierte man dann auch noch althergebrachte Fernsehtraditionen. Eine Pilotfolge zu Testzwecken? Brauchen wir nicht, wir geben gleich zwei Staffeln in Auftrag. Immer eine Woche auf eine neue Folge warten? Möchte heute doch keiner mehr, wir veröffentlichen alle Episoden einer Staffel auf einmal. Freunde des Binge-Watching waren angesichts dieses Maximums an Konsumfreiheit natürlich hellauf begeistert, und wie richtig Netflix mit seinem Gespür für die veränderten Sehgewohnheiten des Publikums lag, sehen wir heute. Nur wenige Jahre später sind Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon Instant Video bereits fester Bestandteil der “Fernsehlandschaft“ geworden (beide teilten sich bei den letzten Emmys beeindruckende 46 Nominierungen) und “House of Cards“ gilt nach wie vor als ihr bekanntestes Flaggschiff.

House of Cards

Unzählige Auszeichnungen, ein Hauptdarsteller in der Rolle seines Lebens und die selbstbewusste Ankündigung einer fünften Staffel noch vor dem Start der vierten – das klingt doch wirklich nach der perfekten Erfolgsgeschichte. Ganz so einfach ist es dann aber leider nicht. “House of Cards“ ist zwar über weite Strecken sehr unterhaltsam, aber um in den Serien-Olymp vorzustoßen fehlt dann doch ein wenig die Eloquenz und Konstanz. Von einer intelligenten Auseinandersetzung mit dem Politikbetrieb in Washington ist man hier nämlich ein deutliches Stück entfernt, stattdessen wird uns eher eine Art reißerischer Polit-Thriller präsentiert, bei dem Logik und Realismus mehr als einmal auf die Rückbank verbannt werden. In den ersten beiden Staffeln kann dieses Manko durch das hohe Tempo und zwei grandiose Hauptdarsteller noch ziemlich gut kaschiert werden, doch in der dritten Staffel fängt das “Kartenhaus“ dann doch spürbar an zu wanken.

House of Cards
 

“Ein Kartenhaus“ war auch der Titel der britischen Miniserie aus den 90ern, die als Vorlage für die amerikanische Adaption diente. Statt eines machthungrigen britischen Politikers ist es hier nun der Kongressabgeordnete Frank Underwood (Kevin Spacey) den wir auf seinem gnadenlosen Rachefeldzug begleiten. Als der neugewählte Präsident Garrett Walker (Michael Gill) ihm den bereits versprochenen Außenministerposten wieder entzieht, beschließt Frank die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen mit seiner nicht gerade zartbesaiteten Frau Claire (Robin Wright), sowie dem nicht weniger durchtriebenen Stabschef Doug (Michael Kelly, “Chronicle“, “Fair game“), beginnt Frank seine Gegner gekonnt gegeneinander auszuspielen und belastendes Material über jeden zu sammeln, der sich ihm in den Weg stellt. Mit der jungen Reporterin Zoe (Kate Mara, “Der Marsianer“, “Fantastic Four“) beginnt Underwood sogar eine Affäre, nur um mit ihrer Hilfe gezielte Schmutzkampagnen in der Presse lancieren zu können. All dies mit nur einem großen Ziel vor Augen, nämlich so schnell wie möglich selbst als Präsident im Oval Office zu sitzen.
 

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Wie eng Kevin Spacey inzwischen mit der Rolle des Frank Underwood verbunden wird, konnte man vor kurzem ausgerechnet auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos beobachten. Dort rührte Spacey in einer cleveren PR-Maßnahme als sein alter Ego die Werbetrommel für die anstehende vierte Staffel und löste damit sogar bei der dortigen Politprominenz Jubelstürme aus. Sein nach Macht gierender Kongressabgeordneter ist ohne Zweifel das Aushängeschild der Serie. Auch wenn wir uns in den letzten Jahren nicht wirklich über einen Mangel an faszinierenden Serien-Bösewichten beklagen konnten, ist dieser Frank Underwood doch schon ein ganz besonderes Exemplar. Weder einer Krebserkrankung (“Breaking Bad“), noch einem Kindheitstrauma (“Dexter“) kann hier die Mitschuld für dessen skrupelloses Verhalten gegeben werden. Stattdessen ist Frank scheinbar einfach schon bösartig auf die Welt gekommen, geht für seine eigene Karriere über Leichen und kann mit dem Wort Gewissensbisse kaum etwas anfangen.

House of Cards

Nun mag man einwerfen, dass dies ja so gar nicht nach einer komplexen Figur klingt - und damit hat man durchaus recht. Doch abgesehen davon, dass diese Einfachheit heutzutage auch schon fast wieder etwas erfrischendes hat, ist es vor allem der unglaublichen Spielfreude von Spacey zu verdanken, dass dieser Frank Underwood dennoch eine solche Faszination ausübt. Das Feuer in Spaceys Augen, wenn Frank eine neue Gelegenheit zum politische Ränkespiel erkennt, das süffisante Grinsen, wenn ein weiterer Gegner ahnungslos in eine seiner Fallen tappt – Spacey macht es dem Zuschauer unmöglich sich dem diabolischen Charme dieses durch und durch verdorbenen Machtmenschen zu entziehen. Verstärkt wird dies durch eine ziemlich clevere Entscheidung der Macher, die Frank nämlich immer wieder direkt in die Kamera und somit zum Zuschauer sprechen lassen. Frank erklärt oder belehrt uns, weiht uns in seine Pläne ein und teilt uns nur zu gerne seine Verachtung über manch anderen Politiker mit. Manchmal reicht da sogar nur ein kurzes Grinsen in die Kamera und man weiß genau was nun schon wieder in seinem Kopf vorgeht. Dieses Stilmittel ist deswegen so clever, weil es den Zuschauer quasi zum Partner in Crime werden lässt – und damit den Betrachter noch näher an eine Figur rücken lässt, die per Definition eigentlich so gar nicht als Identifikationsfigur taugt.

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Doch so faszinierend dieser Frank Underwood auch sein mag, seine größte Stärke liegt darin, dass er gleich im Doppelpack daherkommt. Denn erst im Zusammenspiel mit seiner Frau Claire läuft die Serie nämlich zu absoluter Höchstform auf. Die Art und Weise wie diese Ehe durch den Machtdurst der beiden Partner zusammengehalten wird, wie sie sich zu gegenseitiger Höchstleistung pushen und kompromisslos ihr Ziel vor Augen behalten, das ist so furchteinflößend wie faszinierend zugleich. Dabei ist es der grandiosen Robin Wright zu verdanken, dass die Figur der Claire, trotz ihrer scheinbar untergeordneten Rolle gegenüber ihrem mächtigen Ehemann, nie unterwürfig oder schwach daherkommt. Ganz im Gegenteil, mit ihrer unterkühlten Art jagt sie einem fast noch mehr Angst ein als ihr Mann. Nichts fasst die Figur der Claire besser zusammen, als einer der wohl schönsten Dialoge der ganzen Serie. Als Frank sich eines Tages für einen Fehler bei ihr entschuldigen möchte, reagiert Claire geradezu entsetzt und staucht ihn gnadenlos zusammen: “Mein Mann entschuldigt sich nicht - nicht einmal bei mir!“
 

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Wenn Frank und Claire sich am Abend mal wieder auf eine Zigarette am Fenster treffen, gelingen der Serie dann auch ihre schönsten Momente. Diese ruhigen Treffen der beiden haben schon fast etwas Poetisches, wie Verschwörer am Vorabend der Revolution – ein kurzes Innehalten bevor der Sturm beginnt. In solchen Momenten ist “House of Cards“ dann nicht nur großartiges Fernsehen, sondern auch schon fast mehr Eheporträt als Politthriller. Frank und Claire sind der Anker der Geschichte – ein Anker, der sich vor allem in stürmischen Zeiten bezahlt macht. Denn zumindest in den ersten beiden Staffeln ist es vor allem diesem Duo zu verdanken, dass der Ärger über so manch andere Schwäche der Serie schnell verfliegt. So hat man sicherlich schon intelligentere Porträts von Journalisten gesehen als bei “House of Cards“ - insbesondere in der ersten Staffel wirkt die Geschichte rund um den Kampf zwischen Online und Print überraschungsarm und überhaupt ziemlich ausgelutscht. Noch schwerwiegender ist allerdings die Tatsache, dass man Zoe nie wirklich glaubhaft die Rolle der cleveren Journalistin abnimmt und die Beziehung zwischen ihr und Frank viel zu konstruiert daherkommt. Das Frank ausgerechnet sie als seine ideale Partnerin auswählt, wirkt sehr gezwungen und für eine Figur seines Formats viel zu riskant. Dass Frank überhaupt mit vielen seiner Taten durchkommt, grenzt schon an ein kleines Wunder, womit wir dann auch zu einem der größten Ärgernisse der Serie kommen: Man macht es Frank leider oft viel zu leicht.
 

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So hinterlistig manche von Frank Underwoods Spielen und Fallen auch sein mögen, nach einiger Zeit wundert man sich dann doch wie naiv die Gegner selbst beim dritten Mal noch auf ihn hereinfallen. Schon nach kürzester Zeit müsste eigentlich allen klar sein, dass Frank nun nicht unbedingt zu trauen ist, doch stattdessen laufen alle immer noch wie ein junges Rehkitz auf die Lichtung und drücken Frank noch die Waffe in die Hand. Ob Außenminister, Vize-Präsident oder Präsident – so leichtgläubig wie diese teilweise agieren, fragt man sich ernsthaft, wie all diese Leute es bisher durch den knallharten Politikbetrieb geschafft haben. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Politiker hier viel zu klischeehaft und eindimensional rüberkommen. Wirklich ebenbürtige Gegner sind lange Zeit nicht in Sicht, erst am Ende der ersten Staffel liegt mit dem einflussreichen Millionär Raymond Tusk der erste wirklich schwere Felsbrocken in Franks Weg. Das erste Treffen der beiden ist dann auch endlich ein langersehntes Duell auf Augenhöhe und einer der Höhepunkte der ersten Staffel, entpuppt sich dann aber leider doch nur als eher kurzes Strohfeuer. Glücklicherweise gelingt der Serie mit der Figur des Kongressabgeordneten Peter Russo aber zumindest ein vielschichtiger Politiker. Es ist Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der seine Freundin betrügende und alkoholabhängige Peter zur sympathischsten Figur der ersten Staffel avanciert. Trotzdem macht auch dieser Strang deutlich, dass die Stärke von “House of Cards“ mehr auf den persönlichen Elementen und Auswirkungen von Franks Machtspielen beruht, als auf einer realistischen und cleveren Auseinandersetzung mit dem Politbetrieb Washingtons.
 

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In der zweiten Staffel ändert sich das Bild nur geringfügig. Dass der Strang rund um Zoe und ihre Kollegen keine großes Potential für die Zukunft hat, schienen die Macher wohl erkannt zu haben und ziehen ihre Konsequenzen. Die daraus resultierende Posse rund um einen Hacker, die direkt aus einem 90er-Jahre-B-Movie zu stammen scheint, ist dann aber mindestens genauso unbefriedigend gelöst. Frank wiederum bekommt in der zweiten Staffel zwar nun deutlich mehr Knüppel zwischen die Beine geworfen, doch insbesondere wie am Ende das große Duell mit Präsident Walker aufgelöst wird, ist dann schon fast wieder ein schlechter Witz. Es scheint fast so, als ob sich die Autoren soviel Mühe machen ihre Konflikte aufzubauen, dass ihnen anschließend komplett die Energie und Lust fehlen diese dann intelligent und glaubwürdig aufzulösen. Insbesondere bei einigen von Franks drastischeren Schritten fallen einem gleich mehrere Gründe ein, warum er damit eigentlich nicht durchkommen dürfte - doch anstatt diese Aspekte wenigstens kurz zu thematisieren stellt die Geschichte einfach auf Durchzug und geht munter weiter. Franks Erfolg beruht einfach zu oft auf der Blauäugigkeit der Gegner und Faulheit des Drehbuchs, um diesen am Ende wirklich in vollen Zügen genießen zu können.
 

Doch trotz dieser Schwächen gelingt “House of Cards“ zwei Staffeln lang sehr kurzweilige und gute Unterhaltung. Die Serie braust mit hohem Tempo einfach durch so manche Logiklücke hindurch und gibt einem damit oft gar nicht die Zeit sich darüber aufzuregen - insbesondere dank der zwei grandiosen Hauptfiguren am Steuer. Einen weiteren Teil dazu trägt auch die Inszenierung bei, die nur zu deutlich die Handschrift von David Fincher trägt. Mit den ruhigen Kamerafahrten und der reduzierten Farbpalette verleiht sie dem ganzen Geschehen auf sehr elegante Weise zusätzliches dramatisches Gewicht. In Kombination mit den spartanischen Sets, bei denen insbesondere die Wohnungen der Politiker unpersönlich und austauschbar wirken, schafft die Inszenierung geschickt eine stets frostig wirkende Atmosphäre - genau die richtige Vorraussetzung für ein skrupelloses Katz-und-Maus-Spiel emotional unterkühlter Alpha-Tiere. Allerdings lässt sie “House of Cards“ auch intelligenter aussehen als es eigentlich ist, da sie eine Tiefe vorgaukelt, die nicht wirklich vorhanden ist. Eine Illusion, die nur solange überzeugend funktionieren kann, wie die Geschichte mit Vollgas voran prescht und sich ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst ist. Doch in der dritten Staffel tritt man auf einmal abrupt auf das Bremspedal.
 

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Der Auslöser für die nun auftretenden Probleme liegt dabei vor allem darin, dass das Drehbuch durch das Ende der zweiten Staffel gezwungen ist Frank neue Ziele und Motivationen zu verpassen und dafür die denkbar unglücklichsten Entscheidungen trifft. Statt persönlicher Vendetta setzt man nun auf trockene politische Themen, wie den Konflikt um das Jordantal im Nahen Osten, die Arbeitslosigkeit in den USA oder die Unterdrückung politischer Gegner in Russland. Das sind ohne Zweifel faszinierende Themen, aber um sich ihrer anzunehmen ist diese Serie ganz eindeutig die falsche. Das “House of Cards“ nie wirklich die Intelligenz besaß, um komplizierte politische Aspekte zu porträtieren, konnte man in den ersten beiden Staffeln noch verzeihen, denn schließlich war das ja auch nicht der Kern der Serie. Nun aber rückt ausgerechnet diese Schwäche in den Vordergrund und damit überschätzt man sich leider gewaltig. Die Serie geht nämlich auch diese Themen eher reißerisch als tiefgründig an (den banalen Cameo der in Russland geächteten Band Pussy Riot nehmen wir hier mal stellvertretend) und da kann man nun wirklich kein Auge mehr zudrücken.
 

Entscheidender ist aber, dass auch die beiden sonst so starken Hauptfiguren unter dem neuen Richtungswechsel der Geschichte leiden. Frank muss auf einmal von Angriff auf Verteidigung umstellen und wirkt in seiner neuen Position nun ironischerweise schwächer als vorher. Er hat kaum noch Gelegenheit für seine manipulativen Spielchen und genau diese haben diese Figur ja erst so interessant gemacht. Noch schlimmer trifft es aber Claire, der das Drehbuch eine vollkommen unglaubwürdige neue Rolle zuteilt, nur damit diese an der Geschichte weiter teilhaben kann. Es ist nur schwer möglich Claire in dieser Rolle ernstzunehmen und das raubt ihrer Figur einiges an Strahlkraft. Man bekommt sogar teilweise schon fast Mitleid mit ihr und Frank, deren Ziele und Entscheidungen im Verlauf der Staffel oft moralisch sogar richtig sind. Die verschwörerischen Treffen am Raucherfenster gehören der Vergangenheit an, stattdessen redet man nun über die erfolgreiche Durchsetzung von Friedensprozessen im Nahen Osten. Doch genau das hat ja eben nicht den Charme und Reiz dieser Figuren ausgemacht.

House of Cards

So ist die neue Richtung der Serie in der dritten Staffel unglaubwürdig und in seiner oberflächlichen Umsetzung auch einfach oft langweilig anzuschauen. Da auch die Nebenstränge nicht wirklich überzeugen können, im Falle von Franks Stabschef Doug sogar der Figur mehr schaden als nützen, entwickelt sich die dritte Staffel zu einer äußerst zähen Angelegenheit. Lediglich gegen Ende nimmt die Serie wieder etwas an Fahrt auf, doch ob der durchaus interessante Cliffhanger mehr als nur ein Lebenszeichen ist, wird sich erst im Verlauf der vierten Staffel zeigen. Nur wenn die Serie sich ihrer wirklichen Stärken besinnt, wird es ihr gelingen wieder zu alter Form aufzulaufen. So bleibt, trotz zwei faszinierender Hauptdarsteller und den beiden unterhaltsamen ersten Staffeln, zumindest zum jetzigen Stand ein eher gemischter Gesamteindruck. “House of Cards“ mag die Art, wie Serien produziert und ans Publikum gebracht werden, mit revolutioniert haben, doch vom künstlerischen Standpunkt aus fehlt noch ein gutes Stück bis zur absoluten Oberklasse. So rücken wir ihn diesmal dann leider nicht raus, den Schlüssel zum Filmszene-Serien-Olymp.

Die vierte Staffel von "House of Cards" startet am 04. März 2016 im Pay-TV bei Sky Deutschland. Die ersten drei Staffeln sind auf DVD und Blu-Ray erschienen.


Toller Text, danke dafür! House of Cards ist irgendwie zu gelackt, zu konstruiert, zu flach und vor allem weit weniger komplex (sowohl Handlung als auch Figurenzeichnung) als beispielsweise The Wire, Sopranos oder Breaking Bad. Alleine Kevin Spacey hebt die Serie übern Durchschnitt. Schade, hatte mir von der Konstellation weit mehr versprochen. Gilt übrigens für viele der Hauseigenen Netflix Serien. Allen voran Orange is the new Black, die ich nach 6 Folgen abbrechen musste.
Alleine Bloodline war eine nette, unerwartet positive Überraschung.
Sehr gerne mehr hier von Serienbesprechnungen!

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House of Cards ist verdammt gut. Obwohl Frank Underwood das genaue Gegenteil von dem ist, was ich sein möchte, zieht er mich immer in seinen Bann. Man hängt an seiner Mimik, an seiner Sprache (Originalstimme top, Synchronstimme aber auch super) und wartet in jeder Folge auf Reue, Mitleid oder Uneigennützigkeit. Aber seine Skrupellosigkeit, sein kühles Machtstreben, das ist eine Erfahrung, die man in der Konsequenz noch nicht erlebt hat. Alle Protagonisten sind für ihn nur Schachfiguren, die er entweder für sich nutzt oder eiskalt opfert. Es ist spannend zu sehen, wie das Spiel um die Macht normale Menschen befeuert und sie den Pakt mit dem Teufel eingehen. Wie oft habe ich Hollywoodfilme gesehen, in denen am Ende "das Gute" gewinnt oder das Gute in einer Person letztendlich doch noch Oberhand gewinnt. Man hat wohlwollend genickt, ob des moralischen happy ends. Hier ist es anders. Die Guten wirken plötzlich schwach und ihre Motivation, gegen Frank zu kämpfen unnütz. Es ist gut beschrieben, dass man "Partner in Crime" sei. Es findet eine Verschiebung moralischer Weltbilder statt und zunehmend möchte man Doug Stemper dabei behilflich sein, Gegner oder Störer aus dem Weg zu räumen.

Die erste Staffel ist natürlich absolut hervorragend. In der zweiten wiederholen sich dann schon die Dinge und es läuft eigentlich erwartungsgemäß auf das eigentliche Ziel Underwoods hinaus. Nach der letzten Szene hätte es keine weitere Staffel geben dürfen. Damit war die Geschichte abgeschlossen. Nur mit tiefgreifenden Änderungen hätte die Serie weitergeführt werden dürfen. Dem war aber nicht so und somit ist die dritte Staffel sehr schwach. Die Defensive, in die Underwood durch den politischen Alltag gerät, ist eigentlich sinnvoll, muss er hier doch auch mal zeigen, was er politisch kann. Und nun auch gegen Akteure aus dem Ausland. Jedoch versagt hier das Drehbuch kläglich. Die Auseinandersetzungen mit Russland sind weder überzeugend noch spannend. Überhaupt scheint es, als ob der Präsident den ganzen Tag nichts zu tun hätte. Die vierte Staffel zieht schon wieder besser an, es treffen jedoch mehrere Dinge ein, die man so in etwa schon die ganze Zeit erwartet hatte. Zudem verzettelt sich die Story rund um das Ehepaar Underwood und die Gegner verpuffen einfach so im Wind. Schade, aber die Talfahrt kommt nicht unerwartet.

Es fehlen inzwischen einfach die genialen Ideen und starke Charaktere. Das Kammerspiel im Weißen Haus ist seit Staffel 3 nicht mehr so realistisch. Seine Überlegenheit und seine Erfolge sind zu einfach. Dennoch freue ich mich auf Staffel 5.

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