Filmszene-Special: Interview mit "Niemandsland"-Darsteller Jannik Schümann

von Volker Robrahn / 11. April 2019

jannick 0Nach Rollen in deutschen TV-Serien wie „Charité“ oder dem Kinofilm „Jugend ohne Gott“ spielt Jannik Schümann nun mit „Niemandsland“ in seinem ersten internationalen Spielfilm und drehte auch gerade schon eine Hollywood-Produktion. Ob sein Karriere-Weg damit vorgezeichnet ist und welche besondere Bedeutung das Thema seines aktuellen Filmes für den gebürtigen Hamburger hat, darüber sprach Filmszene mit Jannik Schümann bei der Präsentation von „Niemandsland".

Filmszene: Jannik, mich als Hamburger hat sofort das Thema von „Niemandsland“ interessiert, denn diese Trümmerzeit in der zerstörten Stadt kannte ich bisher vor allem aus Schilderungen meines Vaters, aber nicht aus dem Kino. Du bist ebenfalls in Hamburg geboren, hat das dieses Projekt auch für Dich noch einmal besonders interessant gemacht?

Jannik Schümann: Ja, ich stamme aus Hamburg und bin hier aufgewachsen. Es gab schon mehrere Faktoren die „Niemandsland“ für mich sehr reizvoll gemacht haben. Einmal in der Tat die Zeit, denn ich hab sehr selten etwas über diese Zeit und wie die Menschen damit umgehen im Film gesehen. Dann natürlich dass es in Hamburg spielt, auch wenn wir nicht allzu viel hier gedreht haben. Und dann war halt auch der Punkt, dass es ein internationales Projekt ist wahnsinnig aufregend für mich. Da hätte ich wohl auf jeden Fall mitgemacht, aber durch den Schauplatz der Geschichte wurde es nochmal ein Stück interessanter, ja.

Welche Szenen habt Ihr denn in Hamburg gedreht?

Alle Szenen im und um das Haus, also die Luxusvilla wurden in Hamburg oder Schleswig-Holstein gedreht Solche Trümmerlandchaften sind hier natürlich nicht mehr zu finden, in Tschechien allerdings schon. Die Backsteine wurden zwar hergerichtet, aber die Ruinen findet man dort tatsächlich, die stehen da einfach. Und werden wohl auch bewusst so gelassen, denn direkt nach uns kam schon das nächste Filmteam , das sind also sehr begehrte Ruinen. Aber auch ohne Filmkulisse ist es so, dass wenn man eine halbe Stunde aus Prag raus fährt viele Straßenzüge einfach noch völlig kaputt sind. Was den etwas absurden Eindruck erweckt, der Krieg hätte dort noch immer kein Ende gefunden.

jannick 1Wenn es um die historische Betrachtung geht ist der Handlungsstrang in dem Du spielst ja im Grunde relevanter als die im Vordergrund stehende Liebesgeschichte. Darin wird gezeigt, wie einige Deutsche auf die neue Besatzungsmacht reagieren und sie regelrecht hassen, da sie immer noch der Ideologie der Nazis verhaftet sind. Eine nachvollziehbare Einstellung?

Was meine Figur Albert angeht kann ich seine Motivation auf jeden Fall nachvollziehen und es ist ja auch meine Aufgabe als Schauspieler mich in diesen Charakter hineinzuversetzen – so wie Bruno Ganz in „Der Untergang“ die Gedankengänge eines Adolf Hitler nachvollzogen hat. Diese zu rekonstruieren, ganz egal wie weit sie vom eigenen Denken entfernt sind ist doch das Faszinierendste am Schauspielen überhaupt. Sich da Stück für Stück hineinzufühlen.

Man fragt sich bei Albert auch, ob ihm denn das Mädchen Freda überhaupt etwas bedeutet. Wie lautet Deine Antwort darauf?

Ich würde da knallhart sagen, dass sie ihm nicht viel bedeutet. Er sieht sie in erster Linie als Medium um an den britischen Offizier ranzukommen und agiert da schon sehr berechnend.

Ein Vorhaben das dann für Deine Figur mit einem dramatischen Einbruch ins Eis endet, also in eine richtig großen Action-Szene mündet.

jannick 2Das war auch der Drehtag, der sich am meisten nach echtem Hollywood-Kino anfühlte. Die Übrigen unterschieden sich nicht allzu sehr von deutschen Produktionen, aber für diese Szene wurde das Elbufer komplett im Studio nachgebaut. Für mich gab es einen bestimmten Punkt, eine Platte unter der sich warmes Wasser befand. Die senkte sich erst nur ein wenig ab und ich wusste dass ich dann 5 Sekunden später ganz runterrutschen werde. Und dank der Gewichte in meinem Kostüm bin ich dann also im warmen Wasser ertrunken - insgesamt ca. ein halbes Dutzend mal an dem Tag.

Auf der Pflichtliste des Journalisten steht natürlich auch nach der Zusammenarbeit mit Keira Knightley zu fragen.

Wir hatten ja keine direkte gemeinsame Szene, aber schon gemeinsame Drehtage. Wir saßen ein paar Mal gemeinsam in der Maske und es war sehr beruhigend, dass ich in der Lage war ein normales Gespräch mit ihr aufzubauen. Weil Keira Knightley eben einfach so „normal“ ist und so offen und lustig, wie man es aufgrund ihrer meist sehr ernsthaften und dramatischen Rollen nicht unbedingt erwarten würde.

Was Deine Karriere betrifft scheint die recht gradlinig zu verlaufen. Du hast bereits als Kind mit dem Schauspielern angefangen , bist dann über einige TV-Serien und Fernsehfilme im Kino gelandet und arbeitest nun sogar international. Klingt nach einem klar vorgezeichneten Weg, oder?

jannick 3 Es wäre traumhaft wenn es in diese Richtung weitergeht, klar. Ich gehe es aber nicht aktiv an mich zu bewerben, ich schaue zur Zeit einfach immer was meine jeweiligen Produktionen in der Folge so bringen an Angeboten. Diesen Winter durfte ich aber schon einen richtigen Hollywood-Film drehen, der aber erst in rund einem Jahr rauskommt. Die Videospiel-Verfilmung „Monster Hunter“ von Paul W.S. Anderson mit Milla Jovovich. Das war dann nochmal eine ganz andere Nummer, eine Produktion mit jeder Menge Special Effects, wo ich mit einem Schwert rumgelaufen bin und mir einen Drachen vorgestellt habe, was schon ziemlich absurd war. Aber wenn es so weitergeht hab ich nichts dagegen.

Du studierst quasi nebenbei noch Anglistik an der Uni. Aber nicht unbedingt mit den Ziel das dann beruflich zu nutzen, oder?

Nein, eher als Fortbildung und Horizonterweiterung. Ich lerne dabei auch was über Filmtheorie, was ja in meinem Hauptjob nicht schadet. Und weil ich nicht gerne nur rumsitze und auf Anrufe der Agentur warte. Zudem mag ich das Studentenleben, gehe gern in Vorlesungen oder sitze mit einem Kaffee in der Mensa.

Jannik, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.


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