The Boss - Dick im Geschäft

Originaltitel
The Boss
Land
Jahr
2016
Laufzeit
95 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 21. April 2016

the boss 1Nach einer schweren, lieblosen Kindheit im Waisenhaus hat sich Michelle Darnell (Melissa McCarthy) zu einer erfolgreichen Unternehmerin hochgearbeitet, und das soll bitte auch jeder wissen. Den Wohnpalast mit kitschigen Selbstportraits ausgestattet, durch extrovertierte Fernsehauftritte zur landesweiten Berühmtheit aufgestiegen und dabei stets komplett rücksichtslos gegenüber Geschäftspartnern und Mitarbeitern gibt es allerdings niemanden, der diese Frau wirklich mag. Und das zeigt sich sehr deutlich, nachdem Michelle wegen Insiderhandels zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt wird, denn anschließend ist ihr Vermögen futsch und sie findet nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf. Wer sich schließlich erbarmt ist ihre ehemalige Assistentin, die alleinerziehende Mutter Claire (Kristen Bell), die die tief gefallene Chefin bei sich und ihrer Tochter Rachel (Ella Anderson) aufnimmt. Es dauert aber nicht lange bis Michelle auch in diesem Umfeld neue Geschäftsmodelle wittert und flugs funktioniert sie Rachels gemeinnützige Schulgruppe zu einer erfolgreichen Drückerkolonne für hausgemachte Brownies um. Das sorgt auf Dauer genauso für Ärger wie Michelles Angewohnheit allem und jedem zu misstrauen, wozu sie bei ihrem im Hintergrund die Fäden ziehenden ehemaligen Liebhaber Renault (Peter Dinklage) auch allen Grund hat. 

 

the boss 2Melissa McCarthy hat sich eine bemerkenswerte Kino-Karriere aufgebaut. Die ehemalige Nebendarstellerin aus den „Gilmore Girls“ ist eine der wenigen Frauen, die regelmäßig und ganz selbstverständlich in Hollywood-Produktionen als Hauptdarstellerin besetzt wird und dabei bisher auch zuverlässig mehr oder weniger große Kassenerfolge abliefert. Es gibt dabei allerdings zwei verschiedene Schienen, die McCarthy fährt. Die eine bilden die Filme mit Regisseur Paul Feig, der sie einst in „Brautalarm“ besetzte und damit für den entscheidenden Karriereschub sorgte. Mit Feig folgte dann unter Anderem noch „Spy – Susan Cooper“ und demnächst ist McCarthy auch in dessen „Ghostbusters“-Interpretation zu sehen. Sie betreibt allerdings gemeinsam mit ihrem Ehemann Ben Falcone auch eine eigene Produktionsfirma, unter deren Schirm zuerst „Tammy – Voll abgefahren“ und eben auch „The Boss“ entstanden. Und spätestens jetzt lässt sich auch recht eindeutig feststellen, dass diese „Eigenproduktionen“ (bei denen Falcone dann auch Regie führt) doch eine ganze Qualitätsstufe schwächer ausfallen als die Feig-Filme.

boss 3Dabei ist der Ansatz, sich einer populären frühen Bühnenfigur McCarthys zuzuwenden, an sich nicht ohne Reiz. Denn die schlüpft hier nicht zum ersten Mal in die ausgefallene Garderobe und unter die pompöse Frisur von „Michelle Darnell“. Äußerst fragwürdig ist allerdings die Entscheidung, eben diese Figur nur wenige Minuten in ihrer gewohnten Umgebung zu zeigen um sie anschließend in eine typische „Fish out of Water“-Geschichte zu verpflanzen. Frau Darnell mit Riesenego als destruktiver Elefant inmitten einer Haifischbranche, das kann man sich durchaus anschauen und da ist Melissa McCarthy auch ganz in ihrem Element. Doch der Hauptteil der Handlung entwickelt sich nach dem energiegeladenen Auftakt bedauerlicherweise zu einer bestenfalls mäßig interessanten Familiengeschichte mit Elementen der Highschool–Comedy, bevor es dann zum Finale hin wieder turbulent, aber auch immer überzogener und alberner wird.

boss 4Während es in der ersten Filmhälfte immerhin noch eine Handvoll Gags gibt, die man als brauchbar bezeichnen kann, kippt das Ganze im Verlauf viel zu stark in die bekannte Richtung der derben Klamotte, wozu auch Peter Dinklage in seiner Rolle als krankhaft eifersüchtiger Verehrer einen guten Teil beiträgt. Dinklage scheint außerhalb seiner Paraderolle als Tyrion Lannister in „Game of Thrones“ zurzeit wenig wählerisch zu sein und übernimmt hier nach dem egomanischen Videospiel-König in „Pixels“ erneut eine Rolle, die man wirklich nur als völlig bescheuert bezeichnen kann. Und auch Melissa McCarthy sollte vielleicht doch ein wenig aufpassen, dass sie ihre nun doch seit geraumer Zeit immer gleiche Masche der lustig-prolligen Dicken nicht langsam tot reitet. Das magere US-Einspielergebnis von „The Boss“ ist jedenfalls schon mal ein deutlicher Warnschuss dafür, dass das Publikum beginnt das Interesse zu verlieren. Wofür der Film halt auch ausreichend Gründe bietet.

Bilder: Copyright

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