Filmszene-Special: Interview mit Hauptdarsteller Domhnall Gleeson

von Volker Robrahn / 16. Oktober 2013

curtis 0Er ist der Sohn des irischen Charakterdarstellers Brendan Gleeson, mit dem er gemeinsam bei den letzten „Harry Potter“-Filmen vor der Kamera stand. In der romantischen Zeitreisekomödie „Alles eine Frage der Zeit“ spielt Domhnall Gleeson nun seine erste große Kino-Hauptrolle und sprach dazu mit Filmszene.

Filmszene: Domhnall, Du darfst in diesem Film sowohl einen zunächst sehr unsicheren und zurückhaltenden Menschen, als dann im Verlauf auch einen sehr selbstbewusst auftretenden spielen. War das sehr ungewöhnlich oder vielleicht auch schwierig?

Domhnall Gleeson: Es kommt auf jeden Fall nur sehr selten vor, dass man eine Figur darstellen kann, die sich über einen so langen Zeitraum entwickelt und dabei stark verändert. Das ganze Drumherum ändert sich für Tim, aber mein eigener physischer Zustand verändert sich dabei nicht all zu sehr. Wir haben ja auf typische Maskierungen und graues Haar verzichtet. Durchaus eine Herausforderung, aber die meiste Arbeit erledigt man ja in der Vorbereitung und am Set selbst war es dann gar nicht mehr so schwer.

Nicht ganz einfach war es vermutlich auch, diese Hauptrolle überhaupt zu ergattern. Ich nehme an, das lief über ein Casting?

Ja, und dabei waren meine Voraussetzungen eher ungünstig. Nicht wegen meiner eigentlichen Leistung, die war, denke ich, recht gut. Aber ich kam zu diesem Casting noch direkt von den Dreharbeiten zu „Anna Karenina“ und sah halt aus wie ein langhaariger, bärtiger und ungefähr sechzigjähriger Russe aus dem Schnee. Richart Curtis  konnte sich mich daher zunächst nicht so recht für die Rolle vorstellen, hat seine Meinung aber zum Glück dann geändert.

gleeson 1Wie verlief dann die Zusammenarbeit?

Sehr interessant, denn Richard hat eine ungewöhnliche Arbeitsweise. Er kommt ja vom Drehbuchschreiben und ist daher grundsätzlich sehr eigen mit den bereits im Vorfeld von ihm festgelegten Texten, bei denen alles schon sehr detailliert ausgearbeitet ist.  Aber er ist dann trotzdem doch noch offen für Optionen etwas anders zu machen, wenn man eine gute Idee hat, er sucht ständig nach dem kleinen „Extra“, das sich erst beim Drehen ergibt. Ein interessanter Mix also.

Siehst Du Dir selbst den fertigen Film dann auch gerne an?

Das gehört dazu, auch wenn es nie schön sich ist auf der Leinwand zu sehen und damit zu hadern, was man alles hätte anders machen können. Aber im Gegensatz zu einigen Kollegen halte ich das schon aus, immerhin weiß ich meistens warum ich es in den jeweiligen Szenen so gemacht habe, auch wenn es mir dann nicht mehr unbedingt gefällt. Aber wenn der Film gelungen ist, kann ich mich auch durchaus daran freuen. Wir wollten etwas darüber aussagen, wie man das Leben genießen kann und ich denke, das kommt auch rüber. Es ist viel Liebe in dieser Geschichte.  

Es ist zumindest ungewöhnlich, dass es in diesem Film eigentlich keinen wirklich bösen Charakter oder überhaupt eine Art „Gegenspieler“ gibt.

Nicht wirklich, nein, auch wenn wir in den Nebenrollen immerhin ein paar Charaktere mit exzentrischem und auch egoistischem Verhalten dabei haben. Aber insgesamt vermittelt der Film einen sehr reinen Geist und viel menschliche Wärme, etwas was viele andere, vor allem amerikanische Produktionen so auch meist nicht hinbekommen, behaupte ich mal. So wie man die Coen-Brothers zwar kopieren, aber ihren Geist dabei nicht einfangen kann, so kann man es auch bei Richard Curtis nicht.

Da dies wohl Dein bisher größter und wichtigster Film ist –spürst Du dabei eine Art besonderen Druck, auch im Hinblick auf deine weitere Karriere?

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Domhnall Gleeson beim Interview mit Filmszene-Redakteur Volker Robrahn

Nur in Maßen, denn es ist ja letztendlich so, dass man da wenig vorhersagen kann. Wird sich mein Leben ändern, werde ich in Zukunft auf der Straße angesprochen werden? Ich habe am Beispiel meines Vaters Brendon erlebt, wie unvorhersehbar so etwas ist. Als der die Rolle des „Mad-Eye Moody“ in Harry Potter annahm, dachten wir das würde alles ändern, weil er nun in so einer großen Filmreihe dabei ist. Aber das war eigentlich nicht der Fall. Was stattdessen dazu geführt hat, dass er richtig berühmt wurde und ihn in Großbritannien jetzt jeder erkennt war ein kleiner Film namens „Brügge sehen und sterben“. Da steckt man also nicht drin und ich hoffe ansonsten nur, dass meine Arbeit anerkannt wird und ich in diesem schönen Beruf weitermachen kann.  Aber ich mache mir keine großen Sorgen, denn über absolut persönliche und private Sachen spreche ich nicht in der Öffentlichkeit. Wenn ich also homosexuell wäre oder Sex mit Tieren mag, dann würdet ihr das nicht erfahren. Denn sprechen würde ich darüber höchstens mit einem Therapeuten – was in letzterem Fall vielleicht auch ganz gut wäre (lacht).   

Was liegt denn an "beruflichem" als Nächstes an?

Ich habe gerade „Ex Machina“ abgedreht, eine Comicverfilmung vom großartigen Alex Garland über einen ungewöhnlichen Superhelden, der lieber Politiker wird. Und dann auch schon „Frank“, eine Komödie über einen jungen Musiker zusammen mit Michael Fassbender.


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