Zurück im Sommer

Originaltitel
Fireflies in the Garden
Land
Jahr
2008
Laufzeit
120 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Patrick Wellinski / 31. Mai 2010

"Zurück im Sommer" heißt im amerikanischen Original "Fireflies in the Garden". Dieser poetisch anmutende Titel bezieht sich tatsächlich auf ein Gedicht des berühmten amerikanischen Lyrikers Robert Frost. Doch der Drehbuchschreiber und Regisseur Dennis Lee, der mit "Zurück in den Sommer" sein Spielfilmdebüt vorlegt, hat sich von diesem Gedicht nur marginal inspirieren lassen. Vielmehr verarbeitet er in seinem Drehbuch die eigene Kindheit, die alles andere als unbeschwert gewesen zu sein scheint.

Mit einem Autounfall fängt alles an. Durch eine kindliche Unachtsamkeit stirbt Lisa Waechter (Julia Roberts) auf dem Beifahrersitz neben ihrem Ehemann Charles (Willem Dafoe), der bei dieser Katastrophe zwar schwer verletzt wird, aber überlebt. Zur Beerdigung erscheint auch Michael (Ryan Reynolds), Charles' und Lisas Sohn, denn das Verhältnis zu seiner Mutter war immer innig und von gegenseitiger Liebe geprägt. Ganz anders war es mit Charles, der oftmals mit übertriebener Strenge und teilweise sadistischen Erziehungsmethoden seinen Sohn quälte und psychisch misshandelte. Auch jetzt nach dem Tod seiner Mutter ist die Kluft zwischen Michael und seinem Vater unüberwindbar. Michael, der mittlerweile als Schriftsteller arbeitet, will mit seinem neuen Roman, den er gerade fertig stellt, mit seinem apodiktischen Vater abrechnen. Doch sowohl Charles als auch Michaels Cousine Jane (Emily Mortimer) scheinen nicht zu wollen, dass das Buch veröffentlicht wird.

In vielen langen Rückblenden erzählt Regisseur Lee von dieser mitunter furchtbaren Kindheit. Und natürlich sind nicht die äußeren Umstände, sondern der psychische Terror des Vaters gegenüber seinem Sohn der eigentliche Skandal. Denn die Waechters gehören zur gehobenen Mittelschicht. Ein weißes Haus im Grünen, ein fantastisches Auto steht in der Garage - das Familienidyll erscheint auf den ersten Blick perfekt. Aber wie sooft trügt der Schein gewaltig.
Filme, die die dunklen Seiten des Vorstadtlebens durchleuchten, zeigen das Leben hinter den weißen Zäunen meistens als wenig friedlich. Kameramann Daniel Moder (übrigens der Ehemann von Julia Roberts) fasst diese ambivalente Atmosphäre in glasklare Bilder. Die Farbgebung ist ihm dabei manchmal etwas zu kräftig gelungen. So wirkt die Szenerie oft ein bisschen zu aufgeladen. Trotzdem kann man "Zurück im Sommer" wahrlich nicht den Vorwurf machen, er sei technisch misslungen. Die wirklich gravierenden Probleme erweisen sich erst in der Geschichte und der Art und Weise wie Lee sie erzählt.

Die Motive, die "Zurück im Sommer" verhandelt sind nicht neu. Eine schlimme Kindheit, der Tod eines Familienmitglieds, die spätere literarische Verarbeitung des Geschehenen, das Vorstadtmilieu - dies sind alles Themen, die die Werke vieler amerikanischer Autoren, von John Updike über Tom Perrotta bis John Irving schon verhandelt haben, ebenso wie ihre zahlreichen Verfilmungen (jüngst z.B. "Little Children" oder "The Door in the Floor"). In dieses Universum reiht sich "Zurück im Sommer" nahtlos ein, ohne dabei etwas bemerkenswert Neues hinzuzufügen.
Den besonders persönlichen Zugang des Filmemachers (auch seine Mutter starb bei einem Autounfall) kann man deshalb auch nicht immer ausfindig machen. Dazu wirkt vieles etwas zu universell und damit auch zu beliebig. Als problematisch erweist sich auch die Erzählung, die sich in einem übermäßigen Gebrauch von Rückblenden manifestiert. So verliert sie schnell an Tiefe und schafft es nicht mehr näher auf die Spannung zwischen den Figuren einzugehen. Zwar wird die kaputte Beziehung zwischen Michael und Charles sehr deutlich in den Vordergrund geschoben, doch schon die Antriebskräfte von Jane, die einen Sommer lang bei den Waechters gewohnt hat, werden nur sehr schemenhaft skizziert.
Dabei kann das hochkarätig besetzte Ensemble diese Makel nicht aufwiegen. Julia Roberts ist zwar schon nach zehn Minuten tot, doch in den vielen Rückblenden bekommt sie genug Raum für ihre Figur. Willem Dafoe überzeugt nachdrücklich als liebloser Vater. Die Hauptdarsteller, nämlich Emily Mortimer und Ryan Raynolds, bleiben aber blass und konturlos (was bei Mortimer überrascht, kennt man von Reynolds eigentlich nicht anders).

"Zurück im Sommer" hinterlässt einen unausgegorenen Eindruck. Die komplexen Familienkonstellationen, die Regisseur Dennis Lee in seinem semibiographischen Werk entwirft, verlaufen allzu schnell im luftleeren Raum. Die Figuren bleiben bis zum Ende unfähig, die Probleme und die Wahrheiten auszusprechen. Handlungsmotivationen können daher nicht vollends entschlüsselt werden. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Lee durch das Verfassen des Drehbuchs sein eigenes Leben zum Teil aufgearbeitet hat. Doch lässt er uns an diesem Prozess nicht teilhaben. Sein persönlicher Film ist damit ziemlich unpersönlich geworden. Er spricht nicht mit dem Zuschauer, teilt sich nicht mit. Er bleibt stumm. So wie seine Figuren.

Bilder: Copyright

7
7/10

mich hat der film berührt. er ist toll gespielt und das ist meiner meinung nach der größte plus punkt. "Die Figuren bleiben bis zum Ende unfähig, die Probleme und die Wahrheiten auszusprechen." was in der kritik als negativ gewertet wird finde ich positiv und realistisch.
ich finde es gut das der film raum für eigene interpretationen lässt.

Permalink

7
7/10

Peinlich, peinlich, Herr Wellinski: Statt sich in Ihrer Kritik mal wieder in lächerlichen Details wie der angeblich zu kräftigen Farbgebung von Kameramann Danny Moder zu verlieren, sollten Sie sich mal lieber um die Basics kümmern. So spielt nicht Emily Mortimer Tante Jane, sondern Emily Watson aus "Breaking the Waves". Und die Familie heißt Taylor und nicht Waechter. Also, erst mal das Grundlegende sichten bevor der Kritik-Eifer einsetzt.

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