Wendy & Lucy

Originaltitel
Wendy and Lucy
Land
Jahr
2008
Laufzeit
95 min
Genre
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Patrick Wellinski / 31. Mai 2010

 

Bevor wir Wendy (Michelle Williams) zu sehen bekommen, hören wir sie. Sie pfeift eine Melodie. Es sind die einsamen Klänge einer einsamen Seele, die quer durch die USA reist. Erst jetzt zeigt die Kamera die junge Frau, wie sie mit ihrer Hündin Lucy durch den Wald spaziert. Wendy wird in einem kleinen verschlafenen Städtchen irgendwo im Bundesstaat Oregon Lucy verlieren, dann des Diebstahls beschuldigt werden, um dann zu merken, dass ihr Auto sich nicht mehr zum Fahren eignet. Und so begleiten wir sie auf diesem Weg voller Pannen und Verzweiflungstaten, ohne dabei viel von Wendys Vorgeschichte zu erfahren. Und dennoch kommen wir ihr näher als vielen anderen Kinofiguren.

Bereits am Anfang macht die Regisseurin Kelly Reichardt deutlich, dass sie vor allem daran interessiert ist, eine emotionale Verbindung zwischen dem Zuschauer und Wendy aufzubauen, ohne die Figur der jungen Vagabundin vollkommen bloß zu stellen oder einem aufgedrückten Plot zu folgen. Reinhardt vermeidet jeden unnötigen Ballast, der eher ins herkömmliche Erzählkino gehört, und dennoch ist "Wendy and Lucy" genau das geworden - herausragendes Erzählkino. Die junge Regisseurin hat in den USA bereits mit vorherigen Werken wie "Old Joy" oder auch "Ode" geglänzt und darf sich derzeit berechtigt als eine der angesehensten und aufregendsten amerikanischen Indie-Filmemacherinnen bezeichnen. Wobei im gleichen Atemzug gesagt werden muss, dass sich Richardts Filme fern ab der oft so beliebten Sundance-Kompatibilität bewegen und eher über den unabhängigen Geist eines Hal Hartley oder John Cassavetes verfügen.
Daher stehen bei Reichardt vor allem Individuen im Vordergrund, die sich aus dem normalen Alltagstrott absondern und so zu gesellschaftlichen Außenseitern mutieren. Es sind Wanderer, die fernab der Großstädte nach etwas Neuem suchen. Es sollte erwähnt werden, dass die größte Inspiration für die Regisseurin bisher die Kurzgeschichtensammlung des amerikanischen Autors Jon Raymond mit dem Titel "Livability" war. So basierte bereits "Old Joy" auf einer Erzählung aus diesem Band und Raymond zeichnet als Co-Autor für das Drehbuch zu "Wendy and Lucy" verantwortlich. Das garantiert, dass die Filme genau jenen ländlichen und spröden Charme atmen wie Raymonds Prosa.

Gewaltig sind auch die Bilder, mit denen Reichardt ihre Geschichte zeichnet. Es sind wundervolle Landschaftskollagen, die vor allem die amerikanischen Züge beobachten, wie sie langsam und gemächlich durch die Landschaft streifen. Sie geben den Rhythmus der Geschichte vor. Wendy bleibt dabei ständiges Zentrum des Films. Wir begleiten sie zum Polizeirevier, wir suchen mit ihr nach Lucy, verzweifeln gemeinsam mit ihr, als sie erfährt, dass ihr Auto (der einzige wirklich wertvolle Gebrauchsgegenstand in ihrem Besitz) wohl einen neuen Motor braucht - was sie de facto nie bezahlen kann. Wie das Leben nun mal so ist, ist nicht alles so deprimierend, auch für Wendy nicht. Sie trifft immer wieder Leute die ihr helfen möchten. Zum Beispiel den alten Sicherheitsbeamten Walter, der ein Herz aus Gold für die einsame Reisende hat und ihr anbietet, sein Handy zu benutzen. Oder auch der KFZ-Mechaniker, der der jungen Frau die Reparaturkosten senkt. Es gibt so viel Schönes, Berührendes in diesem Film, ohne dass der Grundton je ins Klischeehafte abdriften würde. Alles wirkt so ehrlich und erdig wie die Landschaft und die Menschen aus dem mittleren Westen. In diesem Zusammenhang erinnert "Wendy and Lucy" an den erst kürzlich in den deutschen Kinos angelaufenen Debütfilm von Jeff Nichols, "Shotgun Stories".

Man kann gar nicht genug betonen, wie wunderbar die Regisseurin mit ihrem Material umgeht, wie sie die Kamera immer in respektvollem Abstand zu Wendy platziert, wie dadurch der Zuschauer nie zum Gaffer wird, sondern immer zum sachlichen aber auch mitfühlenden Beobachter. Reichardts Kino ist ein Kino der Menschen, mit all ihren wichtigen und nichtigen Problemen. Sie erzählt dabei aber auch von der Verlorenheit des Einzelnen und der Schwierigkeit einen Neuanfang zu wagen. Auch Wendy wird am Ende des Films eine Entscheidung treffen müssen. Sie muss verstehen, dass - um ans Ziel zu kommen - man manchmal auf sein Gepäck verzichten muss.

Bilder: Copyright

toll wieder mal ein großartiger film, der nirgendwo läuft...

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1
1/10

Rofl. Hab den Film in einer Sneak gesehn, und das war ja mal das langweiligste, aussageloseste Stück Dreck das ich mir je antun musste in einem Kino.

Emotionale Verbindung?! Mir war noch nie ein Charakter so sch*egal wie Wendy.

Wirklich, langeweile pur.

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