Trumbo

Originaltitel
Trumbo
Land
Jahr
2015
Laufzeit
124 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 8. März 2016

trumbo 1Schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg sind die einst Verbündeten aus der Sowjetunion in den USA nicht mehr gern gesehen, im Gegenteil wird jeder misstrauisch beäugt, der auch nur leichte Sympathien für die kommunistische Idee hegt. Dass diese jedoch ausgerechnet unter den - auf die Nation mit ihren Filmen einen gewissen Einfluss ausübenden - Hollywood-Mitarbeitern recht stark verbreitet ist, muss der gegen solche Umtriebe vorgehenden „Motion Picture Alliance for the Preservation of American Ideas“ daher mehr als nur ein Dorn im Auge sein. Mit am stärksten ins Visier gerät dabei der erfolgreiche Drehbuchautor Dalton Trumbo (Bryan Cranston), der sich schließlich sogar weigert vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen. Trumbo verliert nicht nur vorübergehend seine Freiheit, sondern steht fortan auch auf einer „Schwarzen Liste“, die es ihm faktisch unmöglich macht seinen Beruf weiter auszuüben. Doch nicht alle Entscheider möchten sich dem Diktat von oben beugen und so wird der Autor schließlich einige der erfolgreichsten Drehbücher seiner Zeit verfassen – wenn auch nicht unter seinem echten Namen.

 

trumbo 2Wenn es um die Zeit der „Kommunistenhatz“ in den USA der 50er Jahre geht, steht meist der berüchtigte Senator Joseph McCarthy im Blickpunkt, der mit seinen Untersuchungen gegen „unamerikanische Umtriebe“ sogar einer ganzen Ära ihren Namen verlieh. Hinsichtlich der Filmbranche denkt man dagegen zuerst an Charlie Chaplin, der unter diesen Umständen sogar das Land verließ, sowie an die auch bereits verfilmte Geschichte von Ed Murrow. Von der Liste der verfemten „Hollywood Ten“ hat der eine oder andere eventuell auch schon mal etwas gehört, jedoch sind die darauf vertretenen Namen nicht ganz so prominent. Die vielleicht schillerndste Figur aus dieser Liste, nämlich den lange Zeit nur unter einem Pseudonym arbeitenden Autor von Filmklassikern wie „Spartakus“ oder „Ein Herz und eine Krone“, beleuchtet nun aber der Film „Trumbo“ von Jay Roach, der bislang eher durch leichte Komödien wie „Meine Braut, ihr Vater und ich“ oder die „Austin Powers“-Filme aufgefallen ist. Was er mit „Trumbo“ abliefert ist ein sehr solides Biopic, das im Prinzip keine größeren Fehler oder Schwächen aufweist, dem andererseits aber auch ein wenig das Besondere fehlt, um aus der Masse ähnlich gestrickter Biographien herauszustechen.

trumboDas liegt zum geringsten Teil an Hauptdarsteller Bryan Cranston. Der Spätberufene, erst durch die TV-Serie „Breaking Bad“ zu Ruhm gekommene Schauspieler ist in seiner ersten großen Kinohauptrolle im Gegenteil so ziemlich die Idealbesetzung für Dalton Trumbo, ähnelt ihm nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern überzeugt hier auch jederzeit als Freigeist und Denker inmitten einer eher kleingeistigen Epoche. Cranston wirkt äußerlich und vom Auftreten her tatsächlich wie eine Figur aus jener Zeit, ohne jedoch dabei zu überziehen und sich zu sehr in Manierismen zu verlieren, die seinen Charakter schnell zu einer Karikatur werden lassen könnten.

Unterstützt wird er von einem hochkarätigen Ensemble, aus dem als bekannteste Namen Helen Mirren und John Goodman herausstechen. Deren Parts als intrigante, boshafte Klatschreporterin bzw. als polternder Studioboss sind jedoch weniger reizvoll als die Einbeziehung von prominenten Figuren der Kinohistorie. So kann man beobachten, wie ein Edward G. Robinson (Michael Stuhlbarg) zwar mit Trumbo und dem kommunistischen Ansatz sympathisiert, dem Druck aber dennoch im entscheidenden Moment nicht standhält. Interessant auch die Rolle von Western-Legende John Wayne (David James Elliott), der als Über-Patriot natürlich an vorderster Stelle der „Motion Picture Alliance“ agiert und dabei nicht unbedeutend in das Leben seiner Kollegen eingreift.

trumbo 4Der Fall und die Rehabilitation des Dalton Trumbo werden angemessen emotional, zum Ende hin allerdings etwas zu rührselig geschildert - das wäre einem Drehbuchautor Trumbo vermutlich nicht passiert. Wobei man dem Film aber eher vorwerfen kann, vor allem die Widersprüche seiner Titelfigur nur sehr oberflächlich zu streifen. Denn dass der zwar gerne kommunistische Ideale predigt, selbst aber ein ziemliches Luxusleben führt, welches ihm letztlich doch nur der Kapitalismus ermöglicht, diese Dualität wird in nur wenigen Sätzen abgehandelt. Richtig unsympathisch wirkt Trumbo daher auch nur, wenn er sich bei der Prioritätensetzung ein paar Mal zu oft recht egoistisch über die Bedürfnisse seiner Familie hinwegsetzt.

Auffällig ist natürlich auch, das mit diesem Film sowie „Hail, Caesar!“ von den Coen-Brothers fast zeitgleich zwei Produktionen anlaufen, die sich mit derselben Ära des klassischen Hollywood auseinandersetzen, wenn auch mit einem sehr unterschiedlichen Ansatz. Und im Vergleich zur etwas platten Comedy-Variante der Coens handelt es sich beim höchst seriösen „Trumbo“ dann doch um den klar stärkeren Film.

Bilder: Copyright

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