Für Jane Emelin (Juliette Lewis) geht ein
Kindheitstraum in Erfüllung: die erste eigene Bude. Ihr
Freund Greg Harrison (William Hurt), der
bekannteste Wettermoderator der Stadt, hätte sie zwar lieber
bei sich einziehen sehen, aber Jane bezieht das im fünften
Stock in einem Reihenhaus gelegene Apartement ihrer kürzlich
verstorbenen Tante Cecile. Und am Anfang ist auch alles Sonnenschein:
die Wohnung ist spitze, und die Nachbarn recht freundlich. Martha
Stewart (Shelley Duvall) ist eine Plaudertasche, Mr. Collins
(Austin Pendleton) ein liebenswerter alter Mann. Im dritten
Stock wohnt ein altes Ehepaar, das sich immer gegenseitig aussperrt
und dann ellenlang an die Tür klopft, weil beide taub sind.
In der vierten Etage lebt angeblich die alte Alice, die aber
nie anzutreffen ist, und im Keller der etwas zurückgebliebene
Jerry. Also soweit alles in Ordnung. Doch kaum ist Jane eingezogen,
bekommt sie Drohbriefe, sie möchte keinen Lärm mehr
verursachen, und von der Etage tiefer klopft es beim kleinsten
Geräusch an die Decke. Zu allem Überfluß beobachtet
sie im Haus gegenüber einen vermeintlichen Mord, und auch
die Nachbarn benehmen sich immer merkwürdiger. Schließlich
findet sie Maden und Mäuse in ihrer Wohung, doch die Polizei
und auch ihr Freund glauben ihr die Geschichten nicht. Doch
für Jane ist klar, daß sie jemand aus dem Haus vertreiben
will, und dieser Jemand befindet sich im vierten Stock...
Regieneuling
Josh Klausner (er hat vorher nur zwei Drehbücher verzapft)
liefert mit "The 4th Floor" einen Film ab, der sich bestimmt
nicht zufällig im Titel an "The
Sixth Sense" anlehnt. Hier wird in die gleiche Kerbe
gehauen. Um mal das Gute zuerst zu erwähnen: der Inszenierungsstil
Klausners ist ein ähnlich ruhiger wie bei Shyamalans Knaller,
und das ist immer noch gut. Von gelegentlichen Ausbrüchen,
die auch prompt aus dem Rahmen fallen, wollen wir mal absehen.
Auch der Showdown ist ein bißchen hektisch, aber vielleicht
mußte man von der Auflösung ablenken, womit wir sofort
beim Schlechten sind: das Drehbuch ist kein gutes! Zu einem
spannenden Film, oder sogar zu einem „beklemmenden Psycho-Thriller“,
wie der Verleih meint, gehört vor allem eine gute Geschichte,
und die ist hier auf Meilen nicht zu sehen. Der Thrill bleibt
doch erheblich auf der Strecke, wenn man nach knapp einer halben
Stunde schon weiß, wer der Mörder ist. Einzig das
Motiv bleibt im Dunkeln, und das kann man bei "The 4th Floor"
nun wirklich nicht erahnen. Das Script versucht zwar, genug
falsche Fährten zu legen, doch dürfte kaum einer die
ausgelatschen Pfade betreten haben. Einzig der Schluß
bietet eine Überraschung, die soo spektakulär auch
wieder nicht ist. Aber man muß nehmen, was man kriegt...
In
dem Film soll es laut Verleih um die Urängste anrührende
Frage gehen, ob man wirklich wissen kann, was sich hinter der
Maske eines Mitmenschen verbirgt. Und auch, wenn Klausner dies
in einigen Szenen thematisiert (z.B. wenn Jane im Haus gegenüber
zwei Menschen beim tanzen beobachtet, die sich nachher beide
als Männer herausstellen), und man das eine oder andere
Mal an Hitchcocks "Rear Window" (Das Fenster zum Hof) denken
muß, so bleibt dieser Grundgedanke doch meistens auf der
Strecke, und heraus kommt ein mäßig spannender
Whodunnit mit einer zu einfachen Auflösung.
kleine Werbepause
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The Fourth Floor
Bilder: Copyright
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