Stratosphere Girl

Originaltitel
Stratosphere Girl
Jahr
2003
Laufzeit
85 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 19. März 2011

Angela (Chloé Winkler) hat gerade die Schule abgeschlossen und ist riesiger Fan der typisch japanischen Comicabenteuer, der sogenannten Mangas. "Jeder Comic-Held hat eine Aufgabe" befindet Angela, und in ihrem Wunsch etwas Neues zu entdecken, fliegt sie kurzerhand nach Tokio, um dort illegal als Hostess zu arbeiten und, nun ja, ein Abenteuer zu erleben. Denn auch sie braucht nach eigenem Dafürhalten eine Aufgabe, um ihre Heldenhaftigkeit zu beweisen. Die Möglichkeit scheint gekommen als sie Hinweise findet, dass eine frühere Bewohnerin der Mädchen-WG, in der sie untergekommen ist, unter mysteriösen Umständen verschwand. Angela forscht nach und wagt sich ohne große Vorsicht immer tiefer in die perverseren Bereiche des Tokyoer Nachtlebens ....

Trotz diverser storybedingter Schwächen, die letztlich nicht befriedigend aufgelöst werden, hat "Stratosphere Girl" zwei Dinge auf seiner Seite, an denen es dem deutschen Film immer noch mangelt: Atmosphäre und wahre Kinobilder. Von vornherein auf eine internationale Auswertung abgestimmt, ist "Stratosphere Girl" rein handwerklich absolut sauber gemacht und kann überzeugen. Die Photographie ist vorzüglich und Tokio wird (wieder mal) in wunderschöne Bilder gepackt, auch wenn bzw. gerade weil die Schattenseiten beobachtet werden und diese trotzdem eine gewisse Schönheit ausstrahlen. Man kann ob der Flut an Farben und "exotischen" Schauplätzen von einer traumhaften Qualität des Gezeigten sprechen, was angesichts der träumerisch veranlagten Angela sicherlich auch beabsichtigt ist und gut gelingt. Zudem ist der Spannungsbogen, nach dem sich "Stratosphere Girl" erst vorsichtig und dann Stück um Stück zum Thriller mausert, trotz einiger klischierter Momente sehr gut gespannt. Regisseur und Autor Oberg legt geschickt falsche Fährten und hat als Schmankerl noch Zeit und Gelegenheit, stilvoll Brian de Palmas "Dressed to Kill" zu zitieren. All dies will sagen: Für den Großteil seiner kurzen Laufzeit nimmt "Stratosphere Girl" gefangen.

Die große Krux ist das Ende des Films. Auch hier scheint Oberg wieder an de Palma zu denken, an "Der Tod kommt zweimal" und "Femme Fatale". Wie man das mutwillig ambivalente Ende jedoch dreht und wendet (und man kann und soll es drehen und wenden), es funktioniert nicht. Es gibt zwei Lesarten und bei beiden geht der Versuch ins Leere. Die erste im Rahmen der Story ist zu überhastet, zu larifari, zu Friede-Freude-Eierkuchen. [Achtung, Spoileralarm!] Die zweite ist im Rahmen des Comichelden-Aufhängers nicht nur stimmiger, sondern auch logischer und im Einklang mit den Stilmitteln des Films (die "traumähnliche" Atmosphäre, die den Film durchziehenden Comicpanels). Dennoch sorgt sie für große Probleme: Der Film lässt einem die Möglichkeit, ihn als Reflektion von Medieneinfluss auf die Wahrnehmung zu sehen, als Fantasieerfüllung von jemandem, der sich in Comichefte hineinträumt und am Abend zuvor vermutlich einen spannenden Thriller gesehen hat. Aber dieses Ende stellt dadurch all das vorher Gesehene nachträglich in Frage und das ist eigentlich ärgerlich, da es die Wirkung des Films irgendwie verpuffen lässt, negativ an andere Copout-Enden à la "Im Auftrag des Teufels" gemahnt und den bis dato spannenden und atmosphärischen Tokio-Thriller nachträglich als relativ alberne Kleinmädchenfantasie entlarvt. [Spoileralarm Ende] So können zwar die vorhergehenden stereotypen Momente erklärt werden und erscheinen halbwegs einleuchtend, diese zweite Lesart stülpt dem Film aber nachträglich doch noch den Muff des deutschen Möchtegernthrillers über, welcher sich dann doch nicht recht traut. Und das ist angesichts dessen, was filmisch durchaus brillant vorher kam, doch reichlich schade.

Und so ist auch der Rezensent zwischen Verständnis und Verärgerung hin- und hergerissen, wertet "Stratosphere Girl" als gutgemeinten, aber letztlich nicht ganz gelungenen Versuch und hofft auf ein insgesamt stimmigeres Konzept beim nächsten Mal. Wem bei "Lost in Translation" zwar die zwischen Hektik der Stadt und Melancholie des Fremden dahin schwankende Stimmung, nicht aber der ereignisarme Plot gefallen hat, der darf trotzdem ein Auge riskieren. Denn auch wenn dieses "Stratosphere Girl" keine höheren Sphären erreicht, ist dies immer noch überdurchschnittliche Unterhaltung und daher durchaus zur Ansicht empfohlen.

 
Bilder: Copyright

10
10/10

das ist so ein geiler film wenn ich könte würde ich 20000000 augen geben der ist so zertlich dieser film mein liblings film für immer kann ich jedem entfehlen.

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Der Film an sich ist ziemlich beeindruckend, die Aufnahmen waren gut..
Aber das Ende kommt sehr überraschend und verwirrt ein wenig...

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Sorry, aber wenn ich das hier so lese, denk ich mir nicht nur das es an Deutschlehrern mangelt, sondern an Überschuss an Personen mit massiven Defiziten in Sachen Filmkenntnis und Geschmack... wie man dieses hölzerne "Erwachsenen TKKG" mit Blade Runner oder Lost in Translation vergleichen kann bleibt mir ebenso schleierhaft, wie dem Produzenten offenbar von Anfang an nicht so recht klar war, was er eigentlich für einen Film machen will.

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8
8/10

Für mich einfach ein stimmiger Film. Mag sein, dass dies daran liegt, dass ich Melancholie im Kino toll finde oder das mich ComicArt als eine kulturelle Bereicherung empfinde. Oder vielleicht daran, dass mich die Langsamkeit auch in Filmen von Ang Lee und Takeshi Kitano faszeniert. Möglicherweise hat es auch einfach daran gelegen, dass ich die Bilder um 1:30 Uhr in einer lauen Sommernacht genießen konnte und sie mich in meine Zeit in Tokiyo erinnert haben.

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