Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen

Originaltitel
Mirror Mirror
Land
Jahr
2012
Laufzeit
106 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. April 2012

Spieglein 1Es ist grad nicht so richtig schön und kuschelig im Märchenland.  Aus Sicht der Königin (Julia Roberts) könnte es allerdings ruhig noch eine Weile so weitergehen, ist sie doch praktischerweise ihren Gemahl mit Hilfe eines tödlichen Drachen losgeworden und regiert seitdem das Königreich mit harter Hand. Ihre hübsche Stieftochter Schneewittchen  (Lily Collins) hält sie an der kurzen Leine und unter Kontrolle, so dass eigentlich kaum etwas den luxuriösen Alltag zwischen Müßiggang und Kosmetikpflege stört. Als das junge Mädchen dann aber doch zu aufmüpfig wird, beschließt die sorgende Mutter kurzerhand deren endgültige Entsorgung und lässt sie von ihrem untergebenen Diener Brighton (Nathan Lane) im Wald aussetzen. Der versäumt es jedoch Schneewittchen den finalen Todesstoß zu verpassen, so dass diese schließlich in einer WG von sieben recht kurzgewachsenen Männern unterkommt.  Als dann auch noch der aufrechte, aber etwas naive Prinz Alcott (Armie Hammer) auftaucht, stehen die Zeichen bald auf Revolution und die leicht genervte Königin muss sich so Einiges einfallen lassen um ihre Position zu sichern – was sie dann auch tut.
 

Die klassischen Märchen waren ja eigentlich nie so ganz out, werden im Moment aber gerade wieder inflationär als Grundstoff für diverse neue Filmproduktionen herangezogen. Spieglein 2Nachdem uns im letzten Jahr Catherine Hardwicke mit einem von Werwölfen  bedrängten Rotkäppchen beglückte, stehen 2012 gleich zwei „Schneewittchen“-Filme ins Haus.  Bevor aber „Twilight“-Trauerkloß Kristen Stewart mit dem vermutlich recht düsteren „Snow White and the Huntsman“ aufwartet steht nun aber erst einmal eine locker-leichte Adaption des bekannten Stoffes an. Farbenzauberer Tarsem Singh („The Fall“, „Krieg der Götter“) macht aus der Mär von den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen ein kunterbuntes und höchst albernes Spektakel ohne jeden Tiefgang, dass aber über weite Strecken gut unterhält.

Denn bedrohlich oder auch nur irgendwie ernst wird es hier zu keinem Zeitpunkt, nicht einmal die „böse“ Königin mag man so richtig hassen. Was einerseits daran liegt, dass es eine sehr schöne Rolle für Julia Roberts ist, die hier mit sichtlichem Genuss  einen auf fies macht, und dass man dabei dann durchaus selbstironisch zur Sache geht. Denn im Grunde befindet sich die nicht mehr ganz taufrische Regentin ja auch nur in einer ähnlichen Situation wie die Kolleginnen in der anderen etwas realeren Traumfabrik namens Hollywood, die sich ständig dem Druck der jüngeren Konkurrentinnen ausgesetzt sehen und dabei dann halt mit allen Mitteln zusehen müssen, nicht an den Rand gedrückt zu werden. Zugegeben, die Methoden der Königin sind hier recht rabiat, bewegen sich aber stets innerhalb eines legalen Rahmens – jedenfalls wenn man wie sie diesen Rahmen praktischerweise selbst festlegen kann.

Spieglein 3Das Drehbuch spart also nicht mit kleinen Frechheiten und Anspielungen auf unsere reale Gesellschaft und wer darüber nicht lachen mag, bekommt als Alternative auch noch eine ganze Breitseite an Albernheiten ab, wenn etwa der bedauernswerte Prinz mittels eines Liebestranks zum winselnden, treudoofen Schoßhund degradiert wird. Das ist in der Ausführung des enthemmt aufspielenden und äußerst wandlungsfähigen Armie Hammer (der die beiden Zwillinge in „The Social Network“ und den greisen Gefährten von „J. Edgar“ spielte) dann in der Tat genauso bescheuert wie lustig. Auch Nathan Lane (einst  berühmt geworden durch den amerikanischen „Käfig voller Narren“) versieht seinen unfreiwilligen Hofnarren mit einer gehörigen Portion Slapstick und balanciert dabei meist haarscharf an der guten Geschmacksgrenze entlang. In all diesem Durcheinander bleiben hier dann ausgerechnet die Figuren am  blassesten, die sonst immer am prominentesten im Titel zu finden sind, und das sind, genau: „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Außer der Erkenntnis, dass Pop-Leichtgewicht und Rundgesicht Phil Collins eine ziemlich hübsche Tochter fabriziert hat lässt sich nämlich über die schneeweiße Lily Collins recht wenig sagen.
 

EsSpieglein 4 lässt sich aber auch nicht verhehlen, dass der muntere Spaß nur eine gewisse Zeitlang erfrischend wirkt, bevor es dann doch ein wenig zu viel und ermüdend wird mit dem belanglosen Rumgeblödel. Letztlich ist der Film von Tarsem Singh leider ein ganzes Stück zu brav geraten um wirklich zu beeindrucken, und es ist zu vermuten, dass der indischstämmige Regisseur da wohl auch etwas gebremst wurde. Denn wie schräg und ungewöhnlich das Ganze vielleicht auch hätte werden können zeigt dann erst der mit einer temperamentvollen Sing– und Tanzszene im besten Bollywood-Stil angereicherte Nachspann. Die Bewertung muss sich jedoch in erster Linie auf die restlichen hundert Minuten beziehen und da lautet das Fazit dann halt „recht nett und amüsant, das Ganze“ – mehr aber nicht.

Bilder: Copyright

1
1/10

Mir fehlen die Worte. Man könnte fast meinen, der Film sei aus Deutschland. Ja, so schlecht ist der Film. Für alle, die nach 15 Minuten merken, dass das nichts für sie ist: Ausschalten, es wird nämlich nicht besser.

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