The Silence

Originaltitel
The Silence
Land
Jahr
2019
Laufzeit
91 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 15. Mai 2019

silence 1Bei Erkundungen in einem unterirdischen Höhlensystem lassen Forscher ungewollt eine bisher unbekannte und verborgen lebende Spezies von fledermausartigen Tieren frei. Die gewaltigen Schwärme dieser bald „Avispa“ (Wespen) getauften, extrem aggressiven Wesen breiten sich rasend schnell über Nordamerika aus und hinterlassen dabei eine Spur der Verwüstung sowie unzählige Tote. Sehen können die ehemaligen Höhlenbewohner allerdings nichts, sondern verlassen sich einzig auf ihr gutes Gehör. Für die Menschen heißt es daher: Wer überleben will, sollte möglichst still sein und keine Geräusche verursachen. Das versucht auch die Familie Andrews durch eine Flucht in bisher noch weniger befallene ländliche Gebiete, doch auch dort werden sie bald von „Avispas“ belagert. Als Vorteil für die Gruppe rund um Familienvater Hugh (Stanley Tucci) erweist sich dabei, dass die es aufgrund der Taubheit von Tochter Ally (Kiernan Shipka) schon lange gewohnt sind, in Zeichensprache zu kommunizieren. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es irgendwann keinen sicheren Zufluchtsort mehr zu geben scheint, zumal auch nicht alle Menschen, denen sie unterwegs begegnen, gute Absichten haben.
 

silence 2„The Silence“ hat leider von vornherein ziemlich schlechte Karten. Denn das gewählte Thema, welches sich in der Produktionsphase vermutlich noch sehr originell anhörte, ist inzwischen binnen kürzester Zeit gleich zweimal von anderen sehr erfolgreich abgehandelt worden. Im letztjährigen Überraschungshit „A Quiet Place“ sahen sich Emily Blunt und ihre Filmfamilie praktisch genau der gleichen Situation ausgesetzt, angesichts einer Invasion durch die Erde überfallende Monster keinerlei Ton von sich geben zu dürfen. Kurz danach erregte dann die Netflix-Produktion „Bird Box“ vor allem dank einer cleveren Vermarktungsstrategie große Aufmerksamkeit, und allerorts banden sich die Leute Tücher um die Augen, vielleicht auch um den schrecklich unlogischen und öden Sandra Bullock-Film nicht länger ansehen zu müssen. Nichts sagen, bzw. nichts sehen zu dürfen ist als Thema also gerade schon ausführlich abgefrühstückt worden, und nun kommt noch „The Silence“ mit diesem Plot daher – das ist dann halt schon sehr dumm gelaufen.

silence 3Qualitativ siedelt sich der Film von John R. Leonetti dabei im Mittelfeld an. Er erreicht zwar zu keinem Zeitpunkt die Intensität und mitunter nervenzerfetzende Spannung von „A Quiet Place“, präsentiert uns aber zum Glück auch keine Protagonisten, die sich ständig völlig idiotisch verhalten. Im Gegenteil macht Familie Murphy hier eigentlich alles richtig und wird eher durch unverschuldete Umstände in Gefahr gebracht. Dazu gehört die oft unvermeidlich laut kränkelnde Großmutter, in erster Linie aber eine Gruppe von S̶p̶̶i̶̶n̶̶n̶̶e̶̶r̶̶n̶ Erleuchteten, die auf den abschlägig beschiedenen Wunsch, sich ihnen doch bitte anzuschließen, äußerst unfreundlich reagiert. Hier ist dann, wie bei den Endzeit-Szenarios eines George A. Romero oder von „The Walking Dead“, also erneut der Mensch selbst sein größter Feind, was nun wirklich nicht mehr besonders einfallsreich ist, sich hier schon beim Erscheinen des Sektenführers meilenweit ankündigt und dann auch genauso kommt wie erwartet.

silence 4Die Tatsache, dass Hauptfigur Ally taub ist, spielt abgesehen von der nützlichen Zeichensprache im Grunde keine weitere Rolle, und auch die übrigen Familienmitglieder werden nicht allzu stark charakterisiert, so dass Stanley Tucci in einer für ihn ungewohnt ernsten und zurückhaltenden Rolle noch den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt. Die Story von den lange Zeit unentdeckten, sich unterirdisch entwickelnden und vermehrenden Fledermäusen muss man halt kaufen, beim Figurendesign wäre aber vielleicht doch mehr möglich gewesen als die mitunter etwas grotesk wirkenden Monster-Vögel.

Die stärkeren Bilder findet der bisher vor allem als Kameramann von Genre-Beiträgen wie „Insidious“ und „Conjuring“ tätige Regisseur Leonetti dann auch eher in den Luft- und Landschaftsaufnahmen des Schwarms und seiner Schneise der Verwüstung. Das Finale und der Ausblick, wie es denn nun weitergehen soll, wirken am Ende etwas lieblos und schnell dahin geklatscht, auch da kam „A Quiet Place“ deutlich effektiver daher. Was bleibt ist ein solider Horror-Endzeit-Thriller, der allerdings wenig Neues bietet, vor allem nicht mit dem Blick aufs gerade vergangene Filmjahr.

Bilder: Copyright

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