Winnipeg, 1933, in der Hochphase der Weltwirtschaftskrise, auch bekannt als die "Depression Era". Der ebenso schnöselige wie bankrotte Broadway-Produzent Chester Kent (Mark McKinney) wird von seiner traumverlorenen Geliebten Narcissa (Maria de Medeiros) zu einer Wahrsagerin geschleppt. Er lässt sich von Narcissa einen runterholen, während die alte Frau ihm befiehlt, einen Eisklotz festzuhalten und sich darauf zu konzentrieren, was mit ihm passiert. Chester sieht sich als kleinen Jungen beim familiären Kammerkonzert; seine Mutter, schräg trällernd, bricht tot über dem Klavier zusammen. Chester erwacht aus seiner Trance und behauptet, dass er nicht geweint hätte. Die Wahrsagerin lacht ihn aus und prophezeit ihm Unheil, da er seine wahren Gefühle nicht erkennen will. Chester hat andere Sorgen: er hat gerade seinen letzten Cent für diese Form der psychologischen Behandlung ausgegeben. Als Lady Port-Huntly (großartig: Isabella Rossellini), die Bier-Baroness, einen Wettbewerb ausrufen lässt, welche Nation die traurigste Musik der Welt produziert, wittert Chester seine Chance: das Preisgeld liegt bei astronomischen 25.000 "Depression-Era-Dollars". Mit dem Wettbewerb nimmt das Unheil seinen Lauf - komisch wie der Rutsch ins Riesenbierfass, zu dem die Etappen-Gewinner des Wettbewerbs antreten. Eine bizarre, exzentrische Fabel ist es, die der Kult-Regisseur Guy Maddin in seiner winterlich-verschneiten Heimatstadt Winnipeg inszeniert hat. Zwei Dreiecksgeschichten, ödipale Konflikte, Verdrängung und Amnesie bilden das psychologische Grundgerüst des Plots, der sich kaleidoskopisch ineinander fügt wie die Schneeflocken, die den schwarz-weißen Film auf der Leinwand körnig, gleißend glitzernd verfremden. Müßig, den Plot des Films weiter aufzudröseln. Auch die Frage, inwieweit die Musik im Film zu kurz kommt, ist letztlich unerheblich. Wer Maddin kennt, wird sich mit Freuden auf ein Meisterwerk des eigenwilligen Filmemachers freuen. Wer ihn nicht kennt, aber Schwarz-Weiß-Filme liebt und Lust hat, sich auf eine surreale, aber auch bissig-satirische Erzählung einzulassen, die ein Feuerwerk filmischer Spielereien auf den erstaunten Zuschauer niederregnen lässt, sollte "The saddest Music in the World" auf keinen Fall verpassen. |
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