The Producers - Das Musical

Originaltitel
The Producers
Land
Jahr
2005
Laufzeit
135 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 28. Dezember 2010

Mel Brooks ist wohl für fast jeden Cineasten einer der größten Meister der Komödie. Sein Werk umfasst Genre-Perlen wie "Spaceballs", "Höhenkoller", "Robin Hood: Männer in Strumpfhosen" oder der überaus geniale "Das Leben stinkt". Man kann dieses Genie kaum genug loben. Er hat sich während seiner Karriere fast schon überall versucht: als Schauspieler, Regisseur, Produzent, Sänger, Komponist und manchmal auch alles zusammen. Mit "The Producers" kommt ein Projekt von Brooks ins Kino, an dem man diese abwechslungsreiche Karriere vorzüglich beobachten kann.

Max Bialystock (Nathan Lane) ist Broadwayproduzent und hat schon mal schönere Zeiten erlebt. Seine letzte Produktion war ein grandioser Flop. Nun träumt er vom nächsten Erfolg. Leo Bloom (Matthew Broderick) träumt auch, und zwar davon, aus seinem tristen Buchhalterdasein zu entfliehen, um in die glamouröse Welt des Broadways einzutauchen. Eins führt zum anderen, und beide Männer schließen sich zusammen, um einen äußerst paradoxen Plan zu verfolgen: Sie wollen den größten Flop der Broadwaygeschichte produzieren. Warum? Weil Leo durch seine Kalkulationen zu dem irrwitzigen Schluss gekommen ist, dass man als Produzent mit einem monströsen Flop mehr Geld machen kann als mit einem großartigen Hit, wenn man allen Investoren eine Einnahmenbeteiligung verspricht - und aufgrund des ausbleibenden Erfolgs die Produktionskohle für sich behält. Als sie ein Skript mit dem seltsamen Titel "Frühling für Hitler" finden, denken sie, das perfekte Projekt für ihren Plan gefunden zu haben.

"The Producers" bildet quasi die Eckpfeiler von Mel Brooks' Karriere. 1968 drehte er mit "The Producers" seinen ersten Film, mit dem er auch seinen ersten Oscar für das beste Original-Drehbuch gewann. Der Film mit dem damals noch unbekannten Gene Wilder avancierte schnell zum Genre-Klassiker. Vorspulen auf drei Jahrzehnte später, als man an Brooks herantrat mit der Bitte, seinen Film als richtiges Musical herauszubringen. Er war einverstanden und schrieb und komponierte die neuen Texte und Songs alle - wie so oft in seiner Karriere- in Eigenregie. Das Musical wandelte sich zum größten Broadway-Hit der letzten Jahre und gewann 2001 zwölf Tonys (der Oscar unter den Musicalpreisen) - ein historischer Ausnahmeerfolg.

Jetzt also kommt der Film zum Musical zum Film in die Kinos. In die Hauptrollen durften auch bei der Leinwandversion, die Bühnenerprobten Broderick und Lane schlüpfen. Beide hatten dieselben Parts schon am Broadway gespielt und hierfür jeweils einen Tony erhalten. Dabei muss man vor Lanes Leistung den Hut ziehen. Er ist großartig. Sein Timing ist unübertrefflich und verhilft vielen Gags zur erwünschten Wirkung.
Auch die übrige Besetzung macht ihre Sache ganz ordentlich, so brilliert an Lanes breiten Schultern das Mauerblümchen Broderick, und Uma Thurman spielt eine schwedische Sekretärin, die sich im Verlauf der Musicalproduktion als Eva Braun ausprobieren darf. Und da wäre natürlich noch Will Ferrell, der auf außerordentlich komische Weise den deutschen Drehbuchautor Franz Liebkind verkörpert.

Zwar ist Susan Strohman die Regisseurin dieses Films, doch spürt man Mel Brooks' absurden Einfluss in fast jeder Einstellung. So läuft auf einmal völlig unspektakulär eine Nonne mit einem Kinderwagen am Bildrand vorbei. Außerdem ist das Musical gegenüber der 68er-Verfilmung mit noch mehr Slapstickhumor gespickt und unterstreicht somit den kommerziellen Mainstream-Charakter der Produktion. Aber dies tut dem Filmspaß wirklich gar keinen Abbruch.

"The Producers" ist saukomisch und herrlich politisch-unkorrekt. Manchmal glänzt der Film einfach durch eine fiese Dreistigkeit, dass man sich im Kinosessel nahezu überschlägt. Für alle Fans von Bully und Co. ist dies sicherlich ein großes Vergnügen, und dieser hohe Comedy-Faktor macht den Film auch zu etwas Besonderem in seinem Genre. Verfilmte Musicals, das war immer nur etwas für eingefleischte Fans, doch "The Producers" wagt, wenn auch vielleicht etwas unbeabsichtigt, einen kleinen Bruch mit dieser Tradition. Natürlich wird viel gesungen und natürlich explodiert oft das Bild und da stehen plötzlich hundert langbeinige Frauen, die nichts weiter tragen außer Perlen, oder eine Horde älterer Damen legen mit ihren Gehhilfen im New Yorker Central Park eine Steppnummer hin, die selbst Fred Astaire nicht kalt gelassen hätte. Doch dies alles besitzt nicht einen Hauch von Langatmigkeit, zu denen andere Genrevertreter tendieren. Durch die Form der Komödie wird das Ganze entkrampft und kann dann einfach nur noch unterhalten. Der Verzicht auf political correctness, die bitterbösen Seitenhiebe in Richtung Showbusiness ("Schauspieler sind doch keine Tiere!" - "Ah ja? Hast du denn schon mit einem gegessen?") lassen ein leichtes und furchtbar witziges Kinovergnügen entstehen.
"The Producers" ist ein Beispiel für Remakes (wie auch vor kurzem "King Kong"), die zwar an die Klasse des Originals nicht heranreichen, aber es dennoch schaffen, neue Seiten der Grundidee aufzuzeigen. Selten war reines Unterhaltungskino so unangestrengt und lustig wie hier. Mel Brooks, das scheint sicher, bleibt einer der großen Väter der Komödie.


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