Nur eine Stunde Ruhe!

Originaltitel
Une heure de Tranquillité
Land
Jahr
2014
Laufzeit
79 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 15. April 2015

stunde ruhe 1Es ist ein sonniger Morgen an dem Michel (Christian Clavier) entspannt über den Flohmarkt schlendert, und als er dort noch eine lange gesuchte Jazz-Platte entdeckt und günstig erwerben kann, scheint es sogar ein perfekter Tag zu werden. Das einzige was dazu fehlt ist eine ruhige Stunde um die Schallplatte auflegen und genießen zu können. Doch ausgerechnet jetzt hat plötzlich jeder ein dringendes Anliegen und buhlt um Michels Aufmerksamkeit, sei es die Frau Gemahlin, die frustrierte Geliebte, der rebellische Sohn oder der aufdringliche Nachbar. Und obwohl der bald arg genervte Michel bereit ist über die eine oder andere Unzulänglichkeit seiner Mitmenschen hinwegzusehen, wenn er denn nur endlich seine Platte hören kann, scheint dies tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
 

stunde ruhe 2Das ist wirklich mal eine Handlung die man praktisch vollständig in einem einzigen Satz zusammenfassen kann: Der Hausherr möchte „Nur eine Stunde Ruhe!“, doch seine Mitmenschen geben sie ihm nicht. Das ist von der ganzen Konstruktion her aber auch klar erkennbar eher ein Theaterstück denn ein Filmstoff und in der Tat wird diese Geschichte auch gerade auf einigen deutschen Bühnen aufgeführt. Der Trumpf der Filmversion ist aber ganz klar ihr Hauptdarsteller, denn seit seinem letztjährigen Megaerfolg mit „Monsieur Claude und seine Töchter“ taugt Christian Clavier auch hierzulande als werbewirksamer Name. Der ehemalige „Asterix“-Darsteller hat sich zu einer Art Grandseigneur der französischen Filmkomödie entwickelt und gibt nun gerne den gestressten, selbst aber nicht ganz von charakterlichen Schwächen freien Familienvater. Spätestens mit diesem Film tritt er dadurch dann auch in die Fußstapfen eines Louis De Funès, denn an diesen großen Komiker muss man unweigerlich denken, wenn die von Clavier gespielte Figur hier langsam die Nerven verliert, nebenbei aber auch ihre eigenen Intrigen spinnt und dabei gerne zur einen oder anderen Notlüge greift.

stunde ruhe 3Wie einst bei De Funès in „Oscar“ spielt sich das Geschehen (abgesehen von der Eröffnungsszene) praktisch nur in einer Wohnung ab, ständig klingelt es an der Tür, die Figuren treten auf und wieder ab und sorgen dabei für ein stets wachsendes Chaos. Das ist in dieser Form im Prinzip reinstes Boulevardtheater, macht aber eine Menge Spaß, auch weil sich die Kinofassung klugerweise auf schlanke achtzig Minuten komprimiert, wodurch das Tempo hoch und jegliche Längen ausbleiben. Der geplagte Michel ist dabei zwar alles andere als ein Unschuldsengel (schließlich betrügt er seine Frau), da sich die übrigen Charaktere aber durch die Bank noch ein wenig unmöglicher und anstrengender benehmen, bleiben die Sympathien dennoch bei ihm. Denn inmitten all der egozentrischen Damen, radikalen Weltverbesserer (sein Sohn bringt kurzerhand eine Flüchtlingsfamilie in der elterlichen Wohnung unter) und aufdringlichen Gutmenschen („Sie sollten sich als Nachbar schon etwas mehr einbringen“) kommt dieser Michel halt doch noch bei weitem als der „Normalste“ rüber. Und allein seine ausgeprägte Musikleidenschaft – die natürlich von niemandem sonst auch nur ansatzweise geteilt oder verstanden wird – macht ihn schließlich auch zu einem kleinen Helden unter lauter Konformisten.

stunde ruhe 4Über Sinn und Wahrscheinlichkeiten darf man dabei natürlich nicht groß nachdenken, denn was sich hier in gut einer Stunde an kleinen Unfällen und Katastrophen aneinanderreiht ist selbstredend extrem konstruiert. Aber obwohl der Humor manchmal schon etwas einfach gestrickt ist, erreicht er immerhin nie das platte und mitunter fragwürdige Niveau der französischen Kollegen aus „Verstehen Sie die Béliers?“. Das Ergebnis ist eine Art kleines Nachspiel zu „Monsieur Claude“, bei dem Hauptdarsteller Christian Clavier die Geschichte sogar noch etwas stärker an sich reißt und mit seiner Spielfreude das Publikum erfreut.

Bilder: Copyright

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