Niemandsland - The Aftermath

Originaltitel
The Aftermath
Jahr
2019
Laufzeit
108 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 10. April 2019

aftermath 1Ende des Jahres 1945, nur wenige Monate nach Kriegsende liegt die Stadt Hamburg zu einem Großteil noch immer in Trümmern. Verursacht wurden diese durch die Bombenabwürfe der Briten und diese führen nur auch das Kommando als Besatzungsmacht. Wobei sich Colonel Lewis Morgan (Jason Clarke) sehr um das Vertrauen der gedemütigten einheimischen Bevölkerung bemüht, er entschließt sich sogar dazu, den vormaligen Besitzer der ihm überlassenen Luxusvilla Stefan Lubert (Alexander Skarsgard) weiter mit dort wohnen zu lassen. Eine Aktion, von der seine Ehefrau Rachael (Keira Knightley) zunächst alles andere als begeistert ist, hat sie doch durch einen Angriff deutscher Truppen im Krieg ihr Kind verloren. Doch Schmerz und Trauer verbinden sowohl Rachael als auch Lubert, so dass diese beiden Seelen sich schließlich immer näher kommen, während Rachaels Mann ganz in seiner beruflichen Aufgabe aufgeht. Zu der gehört auch das Problem der „Werwölfe“, einer aus Jugendlichen bestehenden Untergrundorganisation, die dem Nazi-Kult und der Führerverehrung nicht abschwören möchte. Als sich dann auch noch Luberts Tochter in den fanatischen Albert (Jannik Schümann), einen der Anführer dieser Bewegung verliebt, kommt es zur Eskalation.
 

aftermath 2Filme, die während des zweiten Weltkriegs spielen, gibt es unzählige, die Wiederaufbauzeit direkt danach wird deutlich seltener abgehandelt. Das allein macht das Thema von „Niemandsland“ schon interessant. Dass sich hier eine internationale Co-Produktion dazu noch das 1945 stark zerstörte Hamburg als Schauplatz ausgesucht hat, erhöht nur noch den Reiz einmal visuell vorgeführt zu bekommen, was viele nur aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern kennen. Da die heutige Hansestadt natürlich nicht mehr viel Ähnlichkeiten mit der von vor mehr als siebzig Jahren aufweist, fanden lediglich die Innenaufnahmen in Deutschland statt, vor allem in der in Schleswig-Holstein gefundenen Villa, die als Kulisse für die sich entwickelnde Dreiecksgeschichte dient. Die geeigneten Straßenzüge fand man dagegen in Osteuropa, speziell in Prag. Was Chef-Kameramann Franz Lustig daraus gemacht hat, kann sich allemal sehen lassen, die an unterschiedlichen Orten entstandenen Aufnahmen fügen sich wunderbar zusammen und die Trümmerlandschaften - aus denen immer noch wieder Leichen gezogen werden – wirken sehr real.

aftermath 3Der historische Hintergrund dieser Zeit trug maßgeblich zur bis heute andauernden engen Verbindung zwischen Hamburg und dem englischen Lebensstil bei, verhielten sich die Briten doch deutlich „freundlicher“ und zurückhaltender als die übrigen Besatzungsmächte. Daher wäre es auch interessant gewesen, vor allem auf die politische und gesellschaftliche Situation noch stärker einzugehen. Dafür sorgt hier vor allem der Handlungsstrang um die verblendeten Jugendlichen, die noch immer den Kampf ihres toten Führers weiterführen, und in dem die Figur von Jannik Schümann (mit dem wir auch im Interview sprachen) aus der Bekanntschaft zu Stefan Luberts Tochter schließlich die Idee für einen Anschlag gegen die verhassten Besatzer entwickelt.

Leider haben sich die Drehbuchautoren jedoch für einen anderen Schwerpunkt entschieden, was auch daran liegt, dass mit Rhidian Brook der Autor der Romanvorlage am Filmskript beteiligt war. Und der legt den Fokus halt lieber auf die Liebesgeschichte, die sich zwischen der ihm zu Beginn noch feindselig gegenüberstehenden Rachael und dem kultivierten Deutschen Stefan Lubert entwickelt. Wobei “entwickeln“ in der Tat in Anführungsstrichen geschrieben werden muss, denn der Umschwung von der Ablehnung zum Ehebruch geschieht doch sehr plötzlich und kann, was die Motivation der beiden Charaktere betrifft, auch nicht wirklich überzeugen. Da bleiben auch Keira Knightley und Alexander Skarsgard dann nur wenig Möglichkeiten, aus ihren Figuren viel herauszuholen.

aftermath 4Eine etwas kitschige und unglaubwürdige Lovestory, wie sie auch das Plakatmotiv präsentiert, steht also letztlich im Zentrum des Films und mindert so dann den zunächst hervorragenden und viel versprechenden Eindruck. Dadurch bleibt „Niemandsland“ zwar immer noch interessant und vor allem sehr schön anzuschauen, aber ein anderer Fokus etwas weg von der Romanze hätte mit ziemlicher Sicherheit einen deutlich stärkeren Film ergeben. Die Frage, was wohl der für die Produktion verantwortliche Ridley Scott, der selbst als Kind eines britischen Offiziers im Nachkriegsdeutschland aufwuchs, aus dem Thema gemacht hätte, wenn ihn nicht andere Verpflichtungen davon abgehalten hätten sich selbst auf den Regiestuhl zu setzen, bleibt leider unbeantwortet.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.