Nicht noch ein Teenie-Film!

Originaltitel
Not another teen movie
Land
Jahr
2001
Laufzeit
88 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Kay Sauer / 9. Januar 2011

Das einzig gute an der Teenagerzeit ist, dass man sie sofort verdrängt, sobald man 20 ist, und dass man mit zwölf noch nicht ahnt, was da auf einen zukommt. Diese Jugendjahre zwischen 13 und 19 bieten seit langem Stoff für Filmemacher. Im Laufe der Zeit haben sich Unmengen von stereotypen Teeniefiguren entwickelt, die immer und immer wieder in diesen Streifen auftauchen. Das Filmplakat von "Nicht noch ein Teenie Film" verspricht in der Hinsicht jedenfalls einiges. Da wären das hässliche Entlein, die natürlich unter der Brille eine wahre Schönheit ist, der beste Freund, der in das Entlein verliebt ist, der charismatische Schulliebling, die zickige Cheerleaderin, der Vorzeige-Schwarze und und und. Nicht nur, dass diese Figuren alle auf dem Plakat abgebildet sind, nein, sie tragen auch noch tatsächlich die passende Beschriftung. Manche Teeniefilme sind lustig, die meisten sind es nicht. Und da kommt jetzt ein Film der mal so richtig mit diesen Klischees aufräumen möchte. Ja? Denkste!

Die Kids in "Nicht noch ein Teenie Film" gehen auf die John Hughes High School. Den Nichtwissenden sei erklärt, dass John Hughes ein Regisseur und Drehbuchautor ist, der in den 80er Jahren für so ziemlich alle essentiellen Filme des Teenie-Genres verantwortlich zeichnete. Solche Perlen und Klassiker wie "Breakfast Club" oder "Ferris macht blau" gehen auf sein Konto. Auf besagte Schule nun geht unter anderem die Super-Sportskanone Jake (Chris Evans), die Mädels lieben ihn und die Jungs wollen so sein wie er. Dann aber macht seine zickige Cheerleader-Freundin Priscilla (Jaimie Pressly) mit ihm Schluss wegen eines geheimnisvollen Typen mit einer Videokamera. Jake ist geknickt und prahlt damit, dass jedes Mädchen seine Freundin sein will und dass er jede zur Ballkönigen machen kann. Seine Freunde schließen daraufhin mit ihm eine Wette ab und suchen als potentielle Ballkönigin die bebrillte Janey (Chyler Leigh) aus. Jake ist entsetzt, nimmt aber an. Als seine Verführungskünste scheitern - Janey steht nämlich nicht darauf, Eiskrem von seinem besten Stück abzulutschen - muss Jakes Schwester Catherine (Mia Kirshner) ran und das Mauerblümchen erstmal auf Hochglanz bringen. Catherine will dafür aber eine sexuelle Gegenleistung von ihrem leiblichen Bruder.

Kommt euch da irgendwas bekannt vor? Die Handlung ist schon mal zu großen Stücken von "Eine wie Keine" abgekupfert, und somit auch von dessen Vorbild aus den 80ern. Janey weist neben Ähnlichkeiten zur Hauptdarstellerin dieses Films nämlich auch noch welche zu Andie aus "Pretty in Pink" auf. Jake und Priscilla kommen, mit anderen Namen versehen, wohl in jedem Teenie-Film vor. Und der mystische neue Freund? Da wird´s interessant. Ihm schwebt ständig eine Plastiktüte um den Kopf auf der geschrieben steht: "The most beautiful thing I´ve ever seen". Kommt euch das bekannt vor? Klar, "American Beauty". Und Catherine? Ein billiger Abklatsch von Sarah Michelle Gellar in "Eiskalte Engel". Dass die letzten beiden Filme eigentlich nicht wirklich in das Teenie-Genre passen war den Machern dann anscheinend auch egal.
Regisseur Joel Gallen, ein bekennender Hughes Fan, klaut auch weiterhin was das Zeug hält. Da wird zum Beispiel eine Szene aus "Breakfast Club" mit gleicher Kulisse, gleichen Einstellungen und gleichem Text nachgespielt (das einzig gute daran, es taucht ein Schauspieler des Originalfilms auf). Janeys bester Freund Ricky (Eric Jungmann) hat exakt den gleichen Klamottengeschmack wie Duckie Dale aus "Pretty in Pink", wirkt aber nur wie eine sehr billige Kopie. Und selbst Teenie-Fernsehserien wie "Buffy - Im Bann der Dämonen" lassen sich wiedererkennen. Das mag eine zeitlang ganz witzig sein, der Wiedererkennungseffekt nutzt sich aber schnell ab. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Zielgruppe einen Großteil der Filme, die hier verschaukelt werden, überhaupt kennt. Denn schließlich lag sie zu den Glanzzeiten der 80er Teenie-Filmkultur noch in den Windeln.

Sex spielt in der John Hughes High School eine ganz große Rolle. Da wollen einige kleine Jungs dringendst ihre Unschuld verlieren, eine Austauschschülerin läuft gänzlich unbekleidet von Szene zu Szene und in der Anthony Michael Dining Hall (A.M. Hall = Schauspieler in vielen 80er Jahre Klassikern) kann man Hot Dogs kaufen, um oralen Sex an ihnen auszuprobieren.
Inzest, lesbische Küsse, Apfelkuchen. Haben wir das nicht alles schon mal gesehen? Allerdings, und hier wirkt es nur wie ein weiterer Aufguss eines alt bekannten Themas. Gallen klaut bei Teenagerfilmen der letzten 25 Jahre, von "Grease" bis "American Pie", hat außer der "Scary Movie"-mäßigen Parodierung aber nichts zu bieten, und schießt mit seiner Zitierfreude letztlich über das Ziel hinaus. Wenn er zum Beispiel Janey mit den Worten "Ich bin ein goldener Gott" auf das Dach eines Poolhauses stellt, bereit herunter ins Wasser zu springen, dann geht das wirklich etwas zu weit.


das einzig gute ist die badn good charlotte :)

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