Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

Originaltitel
Long Shot
Land
Jahr
2019
Laufzeit
125 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Maximilian Schröter / 19. Juni 2019

Seth RogenFred Flarsky (Seth Rogen) ist ein Mann mit Prinzipien: Als die Zeitung, für die der Journalist arbeitet, vom konservativen Medienmogul Parker Wembley (Andy Serkis) aufgekauft wird, kündigt Flarsky sofort seinen Job. Schließlich hat Flarsky eine völlig andere Weltanschauung als der neue Inhaber und kann nicht guten Gewissens weiterhin für ein Blatt schreiben, dass sich seiner Meinung nach an den Teufel verkauft hat. Seine Frustration wird jedoch noch größer, als sich die Suche nach einer neuen Stelle erst einmal als erfolglos erweist. Sein bester Freund (O’Shea Jackson) erkennt die Notlage und nimmt Fred zur Aufmunterung mit auf eine Party. Dort treffen die beiden auf Charlotte Fields (Charlize Theron), die im Gegensatz zu Fred beruflich äußerst erfolgreich ist: sie ist nämlich momentan die Außenministerin der Vereinigten Staaten und hat zudem gute Chancen, Nachfolgerin des demnächst aus dem Amt scheidenden US-Präsidenten (Bob Odenkirk) zu werden. Doch bevor ihre politische Karriere begann, war Fields als Teenagerin eine Zeitlang Freds Babysitterin – und Fred war damals bis über beide Ohren in sie verliebt. Als er sie nun wieder trifft, kommen die Erinnerungen daran in ihm wieder hoch. Natürlich weiß Fred, dass es so gut wie ausgeschlossen ist, dass er als arbeitsloser Journalist Chancen bei einer so erfolgreichen Frau hat. Doch als Charlotte ein paar seiner Texte liest, hat er zumindest ihr Interesse geweckt.

„Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ ist es also, dass Fred und Charlotte zueinanderfinden, so der deutsche Untertitel des Films. Aber als erfahrener Kinogänger weiß man natürlich, dass man es hier mit einer klassischen romantischen Komödie zu tun hat, die den Regeln des Genres zufolge nur auf eine einzige Weise zu enden hat. Insofern bietet „Long Shot“ keine Überraschungen. Überraschend ist allerdings, mit was für einer guten „Rom Com“ wir es hier zu tun haben. In den letzten Jahren ist das früher so erfolgreiche Genre ja ziemlich ins Hintertreffen geraten; es gab insgesamt weniger Vertreter, von denen viele wohl auch weniger gut waren. Regisseur Jonathan Levine („Mädelstrip“, „50/50 – Freunde fürs (Über-)Leben“) hat hier jedoch eine der besten Rom Coms der letzten Jahre abgeliefert, die unter anderem wegen ihrer beiden spielfreudigen, charismatischen Hauptdarsteller begeistert.

Wie bereits erwähnt hält sich „Long Shot“ Theron, Skarsgard & Serkiseng an die entsprechenden Genre-Konventionen, was aber überhaupt nicht schlimm ist, wenn die Ausführung so gut gelungen ist wie hier. Natürlich finden Fred und Charlotte im Laufe der Handlung zueinander, doch bis es tatsächlich so weit ist, nimmt sich der Film relativ viel Zeit, was die Glaubwürdigkeit dieser Liebesbeziehung etwas erhöht und zudem für Spannung sorgt. Charlize Theron und Seth Rogen werden vielleicht nicht als legendäres Leinwandpaar in die Filmgeschichte eingehen, doch die Chemie zwischen ihnen stimmt auf jeden Fall. Rogen spielt Fred als leicht tollpatschigen, stets zu schlecht angezogen durch die Welt der großen Politik und Empfänge laufenden Knuddelbär. Und Theron verleiht ihrer Rolle erwartungsgemäß Eleganz und Autorität, wobei sie gelegentlich optisch an Michelle Pfeiffer und Nicole Kidman erinnert. In den intimeren Szenen kommt sie aber auch mal überzeugend kumpelhaft oder verliebt rüber.

Das Drehbuch von Dan Sterling („The Interview“) und Liz Hannah („Die Verlegerin“) ist smart und gut geschrieben. Obwohl die Geschichte natürlich einige haarsträubende Ereignisse bereithält, fühlt man sich als Zuschauer hier so gut wie nie für dumm verkauft (am ehesten vielleicht noch während der ersten Szene des Films, als dem als Undercover-Reporter agierenden Fred eine höchst unglaubwürdige Flucht gelingt). Auch die großartigen Nebencharaktere machen „Long Shot“ zu einem Vergnügen. Bob Odenkirk („Better Call Saul“) spielt in einer Rolle, die nach Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten extra umgeschrieben wurde, einen selbstverliebten Präsidenten, der vor seinem Amtsantritt Star seiner eigenen Fernsehserie war, in der er – natürlich – den Präsidenten der Vereinigten Staaten gespielt hat. Wie er von seinem eigenen Fernsehimage besessen seine Reden wie Charlize TheronSchauspielmonologe probt, ist herrlich anzuschauen und könnte glatt als Grundlage für einen eigenen Film dienen. Andy Serkis wiederum ist hier zwar nicht in einer Motion Capture-Rolle zu sehen wie etwa in „Planet der Affen“ oder „Star Wars“, ist aber unter dem hässlichen Makeup als schmieriger Medienmogul trotzdem kaum zu erkennen und hat sichtlich Spaß an seiner Rolle, deren reale Vorbilder wohl Rupert Murdoch und Steve Bannon sind. In einigen Szenen darf man zudem Alexander Skarsgård (“True Blood”, “Big Little Lies”) als gutaussehenden kanadischen Premierminister bewundern.

Es gibt an “Long Shot” also wenig auszusetzen. Die Handlung leitet flott von einem Setpiece zum nächsten über und auch wegen der tollen Darsteller wird man hier im Kinosessel nie müde. Zusätzlich begeistert der Film noch mit einem wirklich gut zusammengestellten Soundtrack (vor allem Fans der R&B-Band Boyz II Men werden hier auf ihre Kosten kommen), zahlreichen Anspielungen auf Popkultur, Politik und Medien und einigen malerischen Schauplätzen. Gemischt mit der richtigen Dosis aus Witz, smarten Dialogen und Romantik ergibt dies im Endergebnis dieses Mal tatsächlich – so hohl und abgedroschen es auch klingt – die wohl beste romantische Komödie des Sommers. Auch wenn die Konkurrenz da ohnehin nicht sehr zahlreich ausfällt.

Bilder: Copyright

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