Little Nicky

Originaltitel
Little Nicky
Land
Jahr
2000
Laufzeit
91 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 27. Februar 2011

„Little Nicky“ heißt die neue Komödie mit  Adam Sandler, einem der kommerziell erfolgreichsten Komiker der letzten Jahre. Hinter dem harmlosen, fast bescheidenen Titel verbirgt sich ein bombastisches Design- und Effektspektakel. Und gleichzeitig eine Mücke von Film. Adam Sandler gibt einen von gleich drei Söhnen Satans. Weder besonders helle noch irgendwie bösartig, ist Nicky schon zufrieden, wenn er von seinen beiden ruppigen Brüdern Adrian und Cassius in Ruhe gelassen wird. Als Papa Teufel verkündet, noch für mindestens weitere 1000 Jahre Herrscher der Hölle bleiben zu

Sandler und Hund

"Okay, was nimmst du? Den Schenkel oder das
lustige Silbermännchen?"
Diskussionen,
wer von den beiden Individuen
im Bild
dümmer ist, sind gestattet.

wollen, verlieren die beiden Heißsporne die Geduld, frieren kurzerhand die Hölle zu und machen sich verbotenerweise auf in die Welt der Menschen, genauer gesagt nach New York, um dort schon mal mit allerlei bösem Schabernack ihre zukünftige Herrschaft vorzubereiten. Folgen für die Hölle: Keine toten Seelen kommen mehr rein und Daddy löst sich langsam aber sicher in seine Bestandteile auf – warum auch immer. Da bleibt dann nur noch Little Nicky übrig, um als letzter Hoffnungsträger ebenfalls emporzusteigen, die fiesen Brüder zurückzuholen und Papa zu retten. Assistiert von der sprechenden Bulldogge Mr. Beefy macht er sich also auf, die verwirrende Welt da draußen kennenzulernen, seine große Liebe zu finden und das Geheimnis seiner Herkunft zu ergründen.

Von Anfang an macht „Little Nicky“ klar, woran Adam Sandler sich hier orientiert: Nicht etwa in Richtung seiner relativ liebenswerten und gefühlvollen Werke „Big Daddy“ oder „Wedding Singer“, sondern ganz deutlich an seiner – zumindest in den USA - höchst erfolgreichen Klamotte „The Waterboy“. Schon die Darstellung von 

Sandler und Arquette
In so einem Film müssen alle Menschen scheiße
aussehen. Leider auch Patricia Arquette.

Nicky mit schiefem Gesicht, wirrem Haar und Sprachfehler macht deutlich: Es handelt sich hier um einen debilen, aber herzensguten Volltrottel. Das kann man nun witzig finden oder eher nicht. Die Mißgeschicke und kleinen Katastrophen, die Nicky anrichtet, sind aber auch mit viel Wohlwollen betrachtet einfach grandios unkomisch. Man hätte zumindest eine rasante und spektakuläre Slapstickorgie erwarten können, aber die kleinen Episödchen und die nur angedeutete Liebesgeschichte wirken lustlos aneinandergereiht und plätschern unmotiviert vor sich hin. (Daß hier in schlechter neuzeitlicher Komödientradition wieder gefurzt und gepinkelt wird, braucht eigentlich gar nicht extra erwähnt zu werden). 
Alle Energie scheint in die Errichtung der gewaltigen Kulissen von Himmel und Hölle geflossen zu sein oder in die Gestaltung der aufwendigen Spezialeffekte. Offensichtlich waren die Macher der Meinung, diesmal dem Sandler-Publikum etwas besonderes bieten zu müssen und die bisher so erfolgreiche Erfolgsformel damit noch zu verbessern. Das geht leider gründlich daneben, denn in „Little Nicky“ paßt leider so gut wie gar nichts zusammen. Die zugegeben üppigen Schauwerte der Produktion sollen den Zuschauer wohl dazu bringen, großzügig über die schlappe Inszenierung und den mangelnden Witz hinwegzusehen, aber das funktioniert leider (oder besser: glücklicherweise) nicht. Der Betrachter merkt, was ihm hier vorgegaukelt wird und ist 

Harvey Keitel
Harvey Keitel, ohnehin schon im falschen Film,
macht sich mit dem vulkanischen Friedensgruß
nur noch weiter lächerlich.

verstimmt. Ehrenpunkte gibt es daher auch nur für die Handvoll gelungener Gags (die merkwürdigerweise meistens mit Rockmusik zu tun haben) und den herrlich überdrehten Cheerleader-Auftritt von Reese Witherspoon als Nickys Mutter.

Erstaunlich und nahezu unerklärlich bleibt, wieso sich so viele erstklassige Darsteller mit bisher größtenteils ausgezeichneter Reputation für diesen Unsinn verpflichten ließen. Harvey Keitel, Rhys Ifans (Hugh Grants Mitbewohner in „Notting Hill“) und vor allem Quentin Tarantino galten bisher eigentlich als ziemlich coole Typen, durch ihre Mitwirkung in diesem Film werden sie ihre „Credibility“ aber nicht gerade steigern. Vielleicht erklärt das „Schmerzensgeld“ für diese Leute ja auch einen Teil der immens hohen Produktionskosten in Höhe von angeblich über 80 Millionen Dollar. 
Schlecht investiertes Geld, denn „Little Nicky“ floppte kolossal an den amerikanischen Kinokassen und ist somit nach langer Zeit der erste wirkliche Mißerfolg für Adam Sandler, der sich zudem noch der Mitschuld am Verfassen des Drehbuchs schuldig gemacht hat. Eigentlich beruhigend, daß nicht mehr automatisch jede dieser plumpen und ordinären Klamotten ein Hit wird, und vielleicht markiert das Scheitern von „Little Nicky“ ja sogar ein Ende dieses Trends. Was dann wahrscheinlich das beste wäre, was man über diesen Film sagen kann.  


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