Jungs bleiben Jungs

Originaltitel
Les beaux gosses
Land
Jahr
2009
Laufzeit
90 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Matthias Kastl / 6. Juni 2010

 

 Ach, die gute alte Schulzeit. Im Tiefschlaf die erste Stunde durchdösen, auf dem Pausenhof den Spickzettel für den anstehenden Religionstest schreiben und anschließend mit dem blonden Mädchen aus der Parallelklasse flirten. Zumindest ältere Semester werden beim Erstlingswerk des französischen Regisseurs Riad Sattouf mit einem Lächeln in solchen alten Erinnerungen schwelgen. Mit "Jungs bleiben Jungs" gelingt Sattouf zwar nicht unbedingt ein sonderlich tiefgründiges, dank reichlich Wortwitz und interessanten Nebenfiguren aber durchaus unterhaltsames Werk rund um die erste große Pausenhof-Liebe.

Natürlich hat der eher schüchterne 14-jährige Hervé (Vincent Lacoste), so wie es sich für einen Protagonisten in diesem Genre gehört, zu Beginn des Films scheinbar aussichtslose Karten beim weiblichen Geschlecht. Das liegt sicher auch an Hervés Freundeskreis, der alleine schon durch die 80er Jahre-Frisur des Heavy Metal-Fans Carmel (Anthony Sonigo) jegliche Anflüge von Romantik zerstört. Zuhause muss sich Hervé dann auch noch mit seiner alleinerziehenden Mutter (Noémie Lvovsky) und deren Liebhabern herumschlagen. Es scheint fast so, als ob sich die ganze Welt gegen den jungen Mann verschworen hat und nur noch ein Wunder ihn aus seiner Misere befreien könnte. Vorhang auf für Aurora (Alice Trémolière), die nicht nur verdammt hübsch ist, sondern aus rätselhaften Gründen doch tatsächlich beginnt, Interesse an unserer bis dato so erfolglosen Hauptfigur zu zeigen.

Nein, das ist wahrlich nicht eine sonderlich neue Geschichte, die hier präsentiert wird. Zu dieser gesellen sich dann gleich auch noch jede Menge Klischees. Der schüchterne Haufen rund um Hervé sieht natürlich genauso aus wie man sich das von einem Haufen "Looser" vorstellt und vertreibt sich seine Freizeit selbstverständlich mit durchgeknallten Rollenspielen. Aber wie das so oft ist mit Komödien rund um die Liebe, einem unterhaltsamen Filmvergnügen stehen ein allzu vertrautes Storygerüst und manch dummes Klischee nicht unbedingt im Wege.
Rund um die eher etwas blasse Hauptfigur hat man nämlich hier ein paar wirklich unterhaltsame Nebenfiguren arrangiert, wie den charmant-depperten Camel und die liebestolle Mutter von Hervé, wundervoll gespielt von Noémie Lvovsky. Vor allem Letztere liefert sich mit unserem Protagonisten ein paar tolle Wortgefechte. Beide werfen sich zwar eigentlich nur gegenseitig Beleidigungen an den Kopf, doch das mit so trockenem Humor und Charme, das man einfach nicht umhin kommt mit einem breiten Grinsen darauf zu reagieren.

Dialoge, das ist überhaupt die große Stärke dieses Films. Die drehen sich zwar zu 80 Prozent nur um Sex und wie scheiße die Schule ist, sind aber oft erfrischend sarkastisch und eingebettet in eine schwungvolle Inszenierung. Wie gesagt, sonderlich tiefsinnig ist das Ganze allerdings meistens nicht. Das ist ein bisschen schade, denn in den wenigen Momenten, wo der Film dann doch mal ein bisschen tiefgründiger wird, macht er das auf ziemlich geschickte und intelligente Weise. So fertigt Hervé, kaum dass er selbst seine große Liebe gefunden hat, eine in ihn verliebte pummelige Mitschülerin so gnadenlos ab, das man schon richtig schlucken muss. Es gibt eben immer zwei Seiten einer Medaille. Gegen Ende folgt dann auch noch eine Szene, in der Hervé und Aurora in einem Café eine für ihr Alter sehr reife Diskussion über das mögliche Aussehen einer gemeinsamen Zukunft führen.
Ein bisschen mehr hätte es davon schon sein können und dafür lieber ein bisschen weniger zusammenhanglose Gewalt. Denn aus irgendwelchen Gründen hat man sich dafür entschieden, den Zuschauer ab und zu mal richtig vom Stuhl zu hauen. Wieso sich im Sportunterricht ein für die Geschichte vollkommen unwichtiger Schüler auf einmal schwer verletzt, und die Kamera dabei mit Inbrunst draufhält, ist ebenso rätselhaft wie ein Mini-Plot rund um einen Selbstmörder. Weder ist das alles lustig, noch für die Geschichte in irgendeiner Form von Bedeutung. Wer sich von diesen merkwürdigen Einfällen aber nicht aus der Bahn werfen lässt, der hat mit "Jungs bleiben Jungs" einen durchaus vergnüglichen Abend vor sich.

Bilder: Copyright

Das mit dem älteren Semestern stimmt wohl so, heute werden Schultage und Stunden anders verbracht. Die erste Stunde Mitschüler erpressen, auf dem Schulhof Drogen "verchecken" und Handys "abrippen" und nach Schluss den Rentner auf dem Bahnhof totprügeln....

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2
2/10

Sordos, nicht jeder Schüler wohnt in Frankfurt oder Hoyerswerda...

Der Film ist derweil nur darauf ausgerichtet, das beginnende Liebesleben eines 14-Jährigen zu schildern. Okay, als nostalgischen Blick Erwachsener lasse ich das durchgehen - für Kinder und Jugendliche in ähnlichen Phasen (zweifellos die Zielgruppe) weniger das, was sie brauchen, um durch die Pubertät zu kommen. Sie brauchen Vorbilder, Vertrauenspersonen, eine vernünftige Aufklärung und Menschen, die ihnen mit Rat und Tat beistehen. Das mag weniger lustig sein, aber wichtig für die weitere Entwicklung. Nicht geführte Kinder enden genauso wie der unsägliche Macho und Brutalo im Film und gehen in die Richtung, die später wirklich mit Drogen handeln, Handys klauen und Passanten verprügeln.
Als französisches aber entschärftes "American Pie" oder eventuell sogar als Nachfolger von den charmanten Sophie Marceau Filmen "La Boum" kann man "Jungs bleiben Jungs" kaum sehen. Auch in den letzteren ging es ums Knutschen und die erste große Schulhofliebe, doch weitaus angenehmer als hier.

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"Loser", bitteschön.

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