Die Truppe rund um die Jungs und Mädels der Pixar Animation Studios ist das Maß aller Dinge, wenn es um Animationsfilme geht. Der Erfolg gibt ihnen Recht, und deshalb kann man als Zuschauer immer wieder mit gewisser Spannung erwarten, was sich die Konkurrenz aus dem Ärmel zieht, um den Pixar-Erfolg wenigstens etwas zu relativieren. Wer die Hoffnung auf die neu gegründeten Sony Pictures Animation Studios und deren erstes Projekt "Jagdfieber" gesetzt hat, wird aber leider enttäuscht werden.
Dem Grizzly-Bären Boog (im Original gesprochen von Martin Lawrence) geht es gut. Er wohnt zwar nicht in der freien Natur, aber seine Halterin Beth (Debra Messing) gibt ihm jede Freiheit die er will. Er hat genug zu Essen, schläft in der Garage in einem gemütlichen Körbchen und auch sonst ist alles prima. Bis er eines Tages die Bekanntschaft des redseligen und unheimlich nervenden Hirschs Elliot (Ashton Kutcher) macht. Nach einer durchgemachten Nacht werden die beiden Tiere von der Polizei erwischt. Beth muss sich von ihrem Lieblingsbären verabschieden und ihn in die Wildnis zurückbringen. Nur mit Elliot an seiner Seite muss sich der zivilisierte Boog nun in seinem natürlichen Lebensraum durchschlagen. Hauptproblem dabei: Die Jagdsaison hat gerade begonnen.
Na klar, es sind wieder einmal Tiere. Nach "Findet Nemo", "Ab durch die Hecke", "Ice Age", "Madagaskar" und "Tierisch wild" dürfen sie auch hier für den Stoff eines weiteren Animationsfilms herhalten. Geht es denn noch unkreativer? Natürlich sind alle Lebewesen unheimlich liebevoll animiert und auch die üblichen Gags sind sowohl für die kleinen als auch für die großen Kinder geeignet. Aber das war es eigentlich auch schon. Umso ärgerlicher für den, der sich zufälligerweise auch noch vorher den Trailer von "Jagdfieber" angesehen hat, in dem die besten Szenen schon schamlos verbraten worden sind. Aber das ist ja eigentlich auch schon eine alte Leier.
Für "Jagdfieber" stand der gleichnamige Cartoon von Steve Moore Pate. Regie führten Roger Allers ("König der Löwen") und Jill Culton (Drehbuch zu "Monster AG"). Eigentlich ein erfolgversprechendes Duo, und trotzdem ist hier so einiges schief gegangen. Man möchte den Machern ja nichts Böses nachsagen, aber man bekommt als Zuschauer das Gefühl nicht los, das Team von "Jagdfieber" hätte "Shrek" zweimal zu oft angesehen. Das Prinzip "Großer genervter Riese und aufdringlicher Kompagnon" wurde teilweise fast eins zu eins übernommen. Und ansonsten läuft irgendwie alles seinen gewohnten Gang. Keine großen Überraschungen, weder vom animationstechnischen Standpunkt aus, noch vom inhaltlichen. Selbst die beim Zeichentrick wichtige Synchronsprecherebene bleibt ziemlich farblos. Kutcher und Lawrence bemühen sich zwar, kommen aber über Eddie Murphy- und Mike Myers-Parodien nicht hinaus. In der deutschen Fassung probieren übrigens Jürgen Vogel ("Der freie Wille") und Thomas Heinze ("Der Wixxer") ihr Glück.
Zieht man andere Filme mit tierischen Protagonisten zum Vergleich heran, muss sich "Jagdfieber" herausragenden Produktionen wie "Ice Age" und "Findet Nemo" klar geschlagen geben. Es schleicht sich ohnehin so langsam das Gefühl ein, dass Tiere als Animationsfilm-Protagonisten sich so langsam selber überlebt haben. Die Entwickler müssen sich Gedanken machen, ob sie sich nicht manchmal mehr Zeit für das Drehbuch lassen sollten und nicht alles nur in die technische Umsetzung investieren. Denn die Umgebung mag noch so schön, bunt oder realistisch sein, wenn die Geschichte nicht stimmt und die Figuren keine Seele haben, ist der Film gescheitert.
Auch wenn es um diese Erkenntnis geht, hat Pixar die Nase weit vorn.
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