Himmel und Huhn

Originaltitel
Chicken Little
Land
Jahr
2005
Laufzeit
81 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Margarete Prowe / 1. Juni 2010

Es war einmal ein gesetzter, gar reicher und berühmter Herr, der einem Mäuse-Konzern vorstand. Er traf eines schönen Tages eine junge Maid namens Pixar, die ihm sehr gefiel. Sie hatte gerade ihren Papa, George Lucas, verlassen und stand plötzlich auf eigenen Beinen. Der Herr bemühte sich um sie (besonders finanziell, aber auch mit seinen vielen Beziehungen in die Welt hinaus) und gewann sie schließlich für sich.
Doch da die junge Maid nicht auf ewig an den alten Herrn gebunden sein wollte, willigte sie nur für die Zeit ein, bis sie das fünfte Kind gebären würde. Und so wurde ein Vertrag aufgesetzt. Ihr erstes Kind nach der Eheschließung, "A Bug's Life", überraschte das ganze Königreich, ihr zweites, "Die Monster AG" war auch bald jedem bekannt, dann kam "Nemo", der über Nacht zum Helden des Reiches wurde und dem der Oscar-Orden verliehen wurde. Darauf noch ein ganz "unglaubliches" Kind, so dass nur noch eines fehlte, bevor die mittlerweile nicht nur für ihre schöne Jugend, sondern auch für ihre so strahlenden und ruhmreichen Kinder verehrte Pixar sich wieder vom alten Herren trennen würde.
Da wurde der alte Mann wütend. Hatte er den ersten Streit mit ihr schon erlebt, als er eines der Kinder nicht anerkennen wollte, um sie länger zu binden ("Toy Story 2"), so wollte er der Dame nun zeigen, wer der Herr im Hause war. Er würde sie nicht mehr brauchen, hoffte er, wenn er sich nur anstrengte und selbst seine nächsten Kinder zauberte. Und so geschah es eines Tages, dass ein Küken schlüpfte und seinen Papa mit großen Augen ansah. Er lobte es in aller Herren Länder als ein herausragendes Kind, welches großen Erfolg haben und sich seiner Halbgeschwister als ebenbürtig erweisen würde.

Hühnchen Junior (in der deutschen Version gesprochen von Kim Frank, "NVA") ist so unbeliebt, wie man nur sein kann, seit er vor einem Jahr rief: "Der Himmel fällt uns auf den Kopf" und damit eine Massenpanik auslöste. Alle lachten, als sich herausstellte, dass ihm wohl nur eine Eichel auf den Kopf gefallen war. Nun will das Hühnchen seinen allein erziehenden Vater (Markus Maria Profitlich) endlich stolz machen und wie sein Papa ein Baseball-Held werden. Das gelingt, aber leider fällt dann schon wieder etwas vom Himmel. Diesmal will Hühnchen das Rätsel selbst lösen, und sieh da, oh Schreck: die Außerirdischen kommen!

Nachdem Disney in den letzten Jahrzehnten die großen Märchen und Mythen schon verfilmt hat, geht dem Konzern langsam der Stoff aus, und so basiert "Himmel und Huhn" auf einer englischen Fabel aus dem 18. Jahrhundert, der die klassische Schönheit der Märchen fehlt. Weil man anscheinend wenig gute Ideen hatte, wurde frech alles bei der Konkurrenz von Pixar und Dreamworks geklaut, was sich nur irgendwie in diesen Film hineinpacken ließ. Ob die exzessive Nutzung von filmischen Zitaten (wie bei "Große Haie, kleine Fische") oder die Moral "traue deinem Kind etwas zu" (wie bei "Findet Nemo"), es scheint so, als ob Disney keine Experimente machen wollte und sich an Bewährtes hielt, was schon bei der Konkurrenz funktionierte. Die Filmanspielungen sind zahlreich, von "Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes", über "King Kong" bis hin zu einer Riesensequenz "Krieg der Welten".
Auch Musik soll die erwachsenen Begleiter des jungen Zielpublikums glücklich machen. Der Soundtrack orientiert sich hauptsächlich an den 70ern. So hören wir "I Will Survive", "Stayin' Alive", "Ain't No Mountain High Enough", "Don't Go Breaking My Heart" und diverse andere Hits, welche die Epoche so hergab. Positiv aufgefallen ist hier die Anspielung auf "Independence Day" mit REMs "It's the End of the World as We Know it", die wirklich passt, doch ansonsten gibt's halt Beschallung für die Ohren, um von der seichten Story abzulenken.

Vermeintliche Erfolgsrezepte kopiert man jetzt auch in Deutschland, indem man wie in den USA Promis statt ausgebildeter Synchronsprecher einsetzt, was nicht immer sinnvoll ist, wie man spätestens bei diesem Film merkt. Besonders Verona Pooths Stimme ist so auffällig, dass man sie überhaupt nicht in Einklang mit ihrer Figur Susi Schnatter bringen kann. Auch Kim Frank war nicht unbedingt die beste Wahl. Schön ist, dass immerhin Markus Maria Profitlich und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (als Bürgermeister Fritz von Vogelwitz) ihre Sache gut machen.

"Himmel und Huhn" sollte beweisen, dass Disney computer-animierte Trickfilme auch ohne Pixar erfolgreich hinbekommt. Doch der Film gehört eher zu den mittelmäßigen des Genres und darf sich zu "Große Haie, kleine Fische" und "Robots" in die Ecke stellen. Die Handlung ist nicht sinnig strukturiert, so gibt es zum Beispiel gleich im ersten Drittel ein Baseball-Endspiel, das man sonst am Ende eines Films erwarten würde. Auch der Wechsel zwischen lustigen, dramatischen und Actionszenen ist eher holprig und lässt den Film manchmal unpassend stocken oder vorwärts hetzen.
Man kann den Film aber trotzdem ertragen, weil so viel passiert, dass man keine Zeit hat sich zu langweilen, und weil Disney wieder Raum für kleine hübsche Details am Rande gelassen hat, die vom Einfallsreichtum der Zeichner zeugen. Der Film wirkt frischer und beschwingter als die letzten Werke des Mäusekonzerns, was zumindest ein Schritt in die richtige Richtung ist - auch wenn Pixars Charaktertiefe und Handlungsentwicklung immer noch Meilen vom Hühnchen entfernt sind. Trotzdem war der Film in den USA erfolgreich (wiederum allerdings nicht in Pixar-Dimensionen). Wenn er bei uns anläuft, hat er dort schon über 130 Mio. Dollar eingespielt.

Tragisch-ironisch ist die Tatsache, dass "Himmel und Huhn" der Erinnerung an Joe Grant gewidmet ist, der unter anderem "Dumbo" schrieb. Grant sagte immer, dass das Vermächtnis von Walt Disney nicht die Technik war, sondern die großartigen Geschichten und die großartigen Figuren. Hätte man sich doch nur bei diesem Film daran gehalten.
Denn das Problem ist: Es zählt nicht das Format (CGI oder von Hand gezeichnet), es ist die Geschichte, die einen guten Trickfilm auszeichnet. Und dies scheint man bei Disney vergessen zu haben. Es ist zwar schön, dass Hühnchen Junior über 76.000 einzelne Federn hat und 700 Muskeln, doch was hilft das, wenn er uns nicht ans Herz wächst wie Pixars Nemo, der als Fisch keine einzige Feder hatte.

Da musste der reiche alte Herr am Ende doch einsehen, dass er nur mit der holden Maid Pixar zusammen wirklich herausragende Kinder in die Welt setzen konnte. Er umwarb sie für lange Zeit, lockte sie mit Gold und Edelsteinen, bis die Maid schließlich nachgab und in eine Ehe einwilligte.
Und die Moral von der Geschicht': Vergraul' dein schönes Pixar nicht! Disney hat sich dran gehalten, und statt wieder einen Zeitvertrag auszuhandeln, wird die Braut jetzt für 7,4 Milliarden Dollar gleich ganz gekauft. Da schlackern einem die Mäuseohren.


10
10/10

ich persönlich finde den film ansprechen und lustig man we´ß nie was als nächstes kommt er ist nicht so langweilig wie "findet nemo" oder so. Er ist lustig und nich langweilig!!!!!!!!!!!!!!!

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