Herzen

Originaltitel
Coeurs
Land
Jahr
2006
Laufzeit
120 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Patrick Wellinski / 1. Januar 2010

Der bekennende Filmfreak Steven Soderbergh ("The Good German") sagte einst über Alain Resnais' frühes Meisterwerk der Nouvelle Vague, "Hiroshima mon Amour": "Es gibt mehr Ideen in den ersten 15 Minuten von 'Hiroshima mon amour' als in den letzten 10 Filmen, die man gesehen hat." Alain Resnais, der 1922 in Vannes (Frankreich) geboren wurde und mit dem besagten "Hiroshima mon Amour" seinen ersten Spielfilm und gleichzeitig auch seinen internationalen Durchbruch schaffte, hat noch weitere gefeierte Werke geschaffen. Seine Filme sind immer beeinflusst durch die Werke berühmter Literaten, und auch sein neustes Werk stammt aus fremder Feder. Der 85-jährige Franzose ließ sich nämlich vom Stück "Private fears in public places" des anerkannten Bühnenautors Alan Ayckbourn inspirieren.

Nachdem Resnais darauf bestanden hat, die ganze Handlung aus London nach Paris zu transferieren, präsentiert der Altmeister nun eine Geschichte über Einsamkeit in einer Großstadt und über die verzweifelte Suche nach Liebe. Nach einer Kamerafahrt durch das verschneite Paris treffen wir auf eine ganze Gruppe an Figuren, um genau zu sein sind es sechs: Thierry (André Dussollier) versucht zwei äußerst schwierigen Kunden, Nicole (Laura Morante) und Dan (Lambert Wilson), eine Wohnung zu verkaufen. Thierrys Mitarbeiterin Charlotte (Sabine Azema) pflegt nebenbei den schwerkranken Vater von Lionel (Pierre Arditi). Der wiederum arbeitet als Barkeeper und sieht, wie der arbeitslose Dan auf Gaëlle (Isabelle Carre) trifft und ihr einsames Herz endlich wieder zum Klopfen bringt. Außerdem spielt eine ominöse VHS-Kassette mit Charlottes Lieblingssendung eine wichtige Rolle.

Die Menschen kommen und gehen. Seltsen sind mehr als zwei Personen im Bild. Dann ein Schnitt mit dem obligatorischen Schneefall und weiter geht es. Probleme werden tot geredet, alle Dinge in aller Ausführlichkeit besprochen und die Kamera hält gnadenlos drauf. "Herzen" ist ein riesiges Missverständnis zwischen theatraler Kinoästhetik und schlichtem abgefilmten Theater geworden.
Die Kamera verlässt die Räume, Zimmer und Wohnungen der Protagonisten nie. Wenn eine Sequenz vorbei ist, folgt eine Blende und man befindet sich im nächsten relevanten Ort. Ganz wie im Theater wird die Außenwelt ausgeschlossen. Und der Schnee? Zum erbrechen wird jede Blende mit den künstlichen Flocken eingeläutet. Mit einem faustgroßen Knüppel schlägt Renais dem Zuschauer die Metapher immer wieder ins Gesicht. Ja wir haben es verstanden, hier liegt Schnee und Kälte auf den Gefühlen der Menschen. Muss uns das bei jeder Blende vorgehalten werden? Mit einer gnadenlosen Konsequenz zieht der Regisseur dieses Stilelement durch den ganzen Film durch. Da hilft es wenig, dass die Dialoge zum Teil wirklich erfrischend komisch sind und dass die Figur der Charlotte der einzige Charakter ist, der ein paar Ecken und Kanten aufweist. Die anderen sind so glatt und uninteressant wie ihre Inneneinrichtungen.

Dass Resnais für diesen langweiligen Film in Venedig mit dem silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet worden ist, spricht nicht unbedingt für das Festival am Lido. Jedenfalls nicht, wenn man sich die dortige Konkurrenz von "Children of Men" bis "Die Queen" ansieht. Resnais hat schon einen goldenen Löwen im Schrank stehen, neben diversen anderen Festivalpreisen. Den Regiepreis für "Herzen" darf man wohl als Ehrenpreis verstehen für diesen Veteranen des europäischen Kinos. Denn zwischen Kunstschneewellen, mittelmäßigem Dialogwitz und ganz schlimmer Studioästhetik haben wir hier ein abgefilmtes Theaterstück, das der großen Leinwand im Kino weder etwas Neues noch etwas Altes abgewinnen kann.

Bilder: Copyright

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1/10

"Coeurs" führt zu einer Reduktion des Skelettmuskeltonuses und zur unkontrollierbaren Schläfrigkeit und beeinträchtigt dadurch ungewollt das Reaktionsvermögen auf längere Zeit.
Es wird im eigenen Interesse empfohlen vor Erwerb der Kinokarte unbedingt den Arzt ihres Vertrauens zu Rate zu ziehen um späteren Lähmungszuständen medizinisch vorzubeugen.

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