Haus der 1000 Leichen

Originaltitel
House of 1000 corpses
Land
Jahr
2003
Laufzeit
88 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Simon Staake / 1. Juni 2010

Der Hinterwaldhorror ist zurück. Eine ganze Weile war dieses Subgenre des Horrorfilms, in der eine Gruppe Teenager sich in einer abgelegenen, ländlichen Gegend verirrt und dort massakriert wird, verschwunden. Und feiert so unverhofft wie unvermittelt ein richtiges Comeback: "Wrong Turn", "Cabin Fever", das Remake des "Texas Chainsaw Massacre"... und natürlich Rob Zombies "Haus der 1000 Leichen". Bleibt immer noch die Frage, ob dieses Comeback denn so unbedingt nötig bzw. erstrebenswert ist. Und zumindest was Zombies Beitrag betrifft, kann die Antwort nur "ganz und gar nicht" heißen. Denn was Zombie hier abliefert ist ein Verbrechen an Verstand, Geschmack, Geduld und Leidensfähigkeit des Zuschauers; eine perverse Fanboyfantasie mit Subtilität und Stil einer Häckselmaschine. Zumindest in einem kann sich Zombies hirnverbrannte Story um vier Teenager, die in die Fänge einer verrückten Hinterwäldlerfamilie gerät, durchaus mit den Klassikern in diesem unangenehmen Subgenre messen: Nach dem Betrachten bleibt derselbe schlechte Geschmack im Mund übrig, den man auch nach dem Sehen vom "Blutgericht in Texas" oder "Muttertag" hatte. Aber ansonsten macht er alles falsch, was falsch zu machen ist.

Das nur mit sehr viel Wohlwollen als Drehbuch zu bezeichnende wirre Geschreibsel Zombies klaut dabei aus sämtlichen Vorgängerfilmen, ist im Grunde genommen nur eine Revue aus bereits da gewesenen Szenen aus anderen, besseren Filmen. Am unverschämtesten stiehlt Zombie dabei beim "Blutgericht in Texas" (wie das "Texas Chainsaw Massacre" hierzulande hieß), mischt dann noch ein bisschen von Hoopers "The Funhouse", Wes Cravens "Hügel der blutigen Augen" und einigen anderen Vorbildern hinzu. Zumindest sorgt das für die komplette erste Stunde durchgezogene Quasi-Remake des legendären Kettensägen-Gemetzels (das richtige Remake kommt ja schon zu Neujahr über uns), noch für das eine oder andere wissende Grinsen, etwa die Aufforderung von Mutter Firefly (Karen Black, mein Gott was für ein Abstieg...) an den Sohn Tiny, der hier mit Gesichtsmaske den Leatherface-Ersatz gibt: "Get Grampa". Mit sehr viel Wohlwollen könnte man Zombie ja noch parodistisches Vorgehen bescheinigen, aber das wäre schlichtweg zuviel der Ehre: Er ist zu sehr Fanboy und lässt jegliche kritische Distanz zu den geliebten Referenzwerken oder seinem eigenen Film vermissen.
Und so nützt alles nichts, denn schlecht geklaut bleibt schlecht geklaut und Zombie bringt genau null neue Ideen ein. Und dies ist noch der beste Teil des Films (wenn man bei einem solchen Schund überhaupt von Kategorien wie gut und besser reden kann). Denn später werden die perversen Mitglieder der Mörder- und evtl. Kannibalenfamilie auf einmal zu Satanisten (!), die ihre Opfer Zombies zum Fraß vorwerfen wollen (!!), falls diese nicht vorher von auf einmal auftauchenden grunzenden Unterweltbewohnern (!!!) oder einem Mutanten in Gasmaske (!!!!) zuerst erwischt werden. Was sich hier noch lustig-unterhaltsam-trashig anhört, ist leider weder ersteres noch zweites sondern nur trashig und dazu haarsträubend dämlich, unglaublich beknackt, wahnsinnig sinnlos und nicht einmal von jemandem mit weichem Herz für Trash zu goutieren.

Und da vermutlich irgendwelche Unverbesserlichen diese Diskussion sowieso anstimmen werden, macht man das dann doch lieber gleich selbst: Dieser Film ist all das, was man "Kill Bill" vorgeworfen hat: Unerträglich gewalttätig, sadistisch und pervers. Dies hier ist wahrlich Gewaltpornographie, liebe Leute. Kaum verwunderlich für jemanden, der früher Pornomagazine entworfen hat, filmt Rob Zombie mit der Sensibilität eines Sadomaso-Pornofilmers. Über den Goregehalt des Films mag man ja noch streiten können, aber die perverse, sadistische Freude, mit der hier genüsslich Folter an einer Reihe von Teenagern durchexerziert wird, ist absolut untragbar. Zudem sexistisch und frauenverachtend bis zum Extrem: Wenn die Kamera hier wiederholt die Qualen von gefesselten jungen Frauen in kurzen Röcken oder Schulmädchenkostüm zeigt, hört man förmlich den Geifer von Zombie vor dem Regiestuhl auf den Boden platschen. Dies ist wirklich kranke Scheiße, Freunde.

Und Blutgehalt seines Rachefilms hin oder her, Tarantinos Film zeichnete sich - und das ist unbestreitbar - durch inszenatorische Klasse aus, durch Stil, Eleganz und filmisches Knowhow. Und ist "Haus der tausend Leichen" inhaltlich kaum zumutbar, so versetzt Zombie diesem filmischen Müllhaufen mit einer dilettantischen, bodenlos schlechten filmischen Form den endgültigen Todesstoß. Nichts gegen Regieerstlinge, aber man merkt Zombie förmlich an, wie er alles ausprobieren wollte, was es gab. Und so werden lustig Negativbelichtung, Videokameraaufnahmen, Farbfilter und sonstige Spielereien herausgeholt und sinnlos zusammengeschnitten. Im Grunde genommen laufen hier zwei Filme komplett schizophren nebeneinander: Die im Retro-Design gehaltene Hauptgeschichte zum einen, die dann alle zwei Minuten von, tja, sollen wir dies so wohlwollend wie falsch "künstlerische Montagen" nennen, unterbrochen wird. Diese spekulativen Sequenzen sollen in Zombies verdrehtem und nur durch Musikvideos geschärften Hirn wohl so etwas wie Kunst sein, bleiben aber prätentiöse Dummheiten, die zudem in einem derart aufdringlichen Musikvideostil zusammengeschnitten wurden, dass einem die Augen schmerzen. Epileptiker werden nach den ersten drei dieser Intermezzi sowieso schon zuckend am Boden liegen. Und der Rest muss dann diesen unbeholfen abgefilmten, verwirrend geschnittenen und schlichtweg hundsmiserabel inszenierten Film bis zum Ende sehen. Das gibt dem Wort "Folter" wahrlich eine ganz neue Bedeutung.

Dass einige Unerschrockene sich diese Zelluloidfolter überhaupt antun können, ist das eigentlich erstaunlichste am ganzen Film, da Zombies Machwerk mittlerweile drei Jahre auf Halde lag. Finanziert von Universal, rückten die Verantwortlichen dort nach Ansicht des Streifens vom Verleih des Films ab, da er ihnen "zu verstörend" war. Hüstel. Was hatten die denn erwartet, als sie ein Projekt jemandem wie Rob Zombie anvertrauten: die Waltons in der Geisterbahn? Jedenfalls ging Zombie dann mitsamt Machwerk zu MGM, die den Film für einen Halloween-Start 2002 absegneten, um dann nach Ansicht flugs einen Rückzieher zu machen. Und so landete er bei einem Kleinverleih (Lion's Gate) bzw. Kleinstverleih hier in Deutschland (Alamode Films). Wobei man die Reaktionen der Anzugträger schon verstehen kann, und den eventuell vorgefallenen Griff zur Kotztüte auch. Denn dies ist weder flächendeckend kommerziell verwertbar (um genau zu sein bedient man hier nur ein sehr kleines Klientel aus Splatterheads und Gorehounds), noch möchte man, dass solch in jeder Hinsicht filmischer Abfall wie "Haus der Tausend Leichen" den Namen der eigenen Firma beschmutzt.

Zumindest in einer Hinsicht ist dieser Bodensatz allerdings erklärbar: Er stammt von einem Zombie. Und die sind ja bekanntlich hirntot. Bis auf Wiederruf der schlechteste Film des noch frischen Jahres, noch fast frischen Jahrzehnts, noch sehr frischen Jahrhunderts und noch überaus frischen Jahrtausends.


10
10/10

Der Film wa gruslig ,angsteinjagend
Wir freuen uns schon auf den 2. teil :DD
und wir sind noch nichteinmal 18 :DD

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