Hardcover

Originaltitel
Hardcover
Jahr
2008
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Juni 2010

Christian Zübert macht Filme über Jungs, die langsam erwachsen werden müssen. Sein sehr schöner Kinderfilm "Der Schatz der weißen Falken" ist das offensichtlichste Beispiel für dieses durchgängige Motiv, aber auch die weitaus älteren Helden seiner anderen Filme schlagen sich letztlich mit demselben Problem rum, wie in seinem Debüt "Lammbock", mit dem Zübert damals aus dem Stand einen der ganz wenigen deutschen Kultfilme des letzten Jahrzehnts hinlegte (Indikatoren: Wird mit mehrfachem Sehen immer besser und formt eine eingeschworene Fangemeinde mit Insider-Schlüsselwörtern: "Äugeln" oder "Bullenfotzen!", anyone?). Und auch das Brüderpaar in seinem tollen Pro7-Fernsehfilm "Echte Männer?" ist zwar schon um die 30, benimmt sich aber trotzdem noch ziemlich kindisch.
Das trifft zumindest auch auf einen der beiden "Helden" in Züberts neuem Film "Hardcover" zu, denn Dominik (Wotan Wilke Möhring) gefällt sich zwar in der Rolle des toughen Straßengangsters, ist in Wahrheit aber nur ein ganz kleines Licht in der Düsseldorfer Unterwelt und hängt die meiste Zeit nur kiffend in der Wohnung seiner Freundin rum. Das merkt Christoph (Lucas Gregorowicz) allerdings erst, nachdem er mit Dominik einen Deal gemacht hat, dass er ihn in sein "aufregendes" Gangsterleben einführt. Christoph ist ein ganz furchtbar harmloser Twingo-Fahrer, arbeitet in einer Autovermietung und träumt von der großen Karriere als Romanautor. Aber mehr als ein paar Groschenheft-Krimis sind dabei bis jetzt nicht rumgekommen. Eine echte, lebensnahe, aufregende Gangster-Geschichte soll her, damit Christoph endlich den Adelsschlag als Roman-Autor erhält: ein Hardcover.

In dieser Grundkonstellation steckt sowohl die eigentlich originelle Grundidee von "Hardcover", als auch sein größtes Problem. Der Schriftsteller, der von einem Gangster, der eigentlich gar keiner ist, einen Eindruck vom echten Ganovenleben haben will - das verspricht zunächst mal eine wenig vorhersehbare Handlung, denn klar ist nur eins: Dass, was Christoph eigentlich sucht, wird er nicht bekommen. Das Ding ist nur: Was er stattdessen erlebt, ist zwar ganz nett, aber leider nicht sonderlich aufregend. Und das trifft dann leider für den gesamten Film zu.
Dass man dem letztlich wenig ereignisreichen Geschehen trotzdem erst einmal gerne und amüsiert folgt, ist Züberts gewohnten Stärken zu verdanken: Er besitzt das Talent, aus einem Klischee individuelle Charaktere zu formen, er schreibt originelle und gewitzte Dialoge, und er weiß, wie er zusammen mit seinen Darstellern das beides überzeugend auf die Leinwand bringt. So lebt "Hardcover" wie schon Züberts zwei andere "Erwachsenen"-Filme vor allem vom Zusammenspiel seiner zwei Hauptdarsteller, "Lammbock"-Protagonist Lucas Gregorowicz als verspannter, mutloser Christoph und Zübert-Stammdarsteller Wotan Wilke Möhring als der großmäulige Poser Dominik.
Letzterer hat hier, wie schon in "Echte Männer?", nominell zwar nur die zweite Geige, tatsächlich aber die bessere Figur abbekommen, und übernimmt darum - auch aufgrund seiner fabulösen Schauspielkunst - hier ziemlich bald das Ruder. Das hat nichts mit absichtlichem Show-Stehlen zu tun, sondern ist schlicht die Konsequenz aus der Geschichte, die in Dominik und seinen Illusionen vom Gangsterleben - und den resultierenden Problemen mit seiner Freundin - einfach die interessantere Figur und die schöneren und witzigeren Szenen findet. Christophs eigener Subplot um die unbeholfene Romanze mit einer polnischen Gogo-Tänzerin ist zwar auch ganz nett, aber ziemlich unspannend.

So stolpern Christoph und Dominik mehr durch die Geschichte, als dass sie laufen, und der Film stolpert mit. Dank eigener Dämlichkeit gelingt es den beiden zwar schon, sich in etwas größere Schwierigkeiten zu bringen und auch einen Hauch vom "echten" Gangsterleben zu erhaschen, das alles ist jedoch so leicht erzählt, dass sich "Hardcover" selbst dann nicht wirklich spannend anfühlt, als es für einen Moment potentiell lebensbedrohlich wird. Bezeichnend: Es wird zwar öfter mal eine Waffe hervorgeholt, wirklich benutzt aber nie.
Auch wenn diese Harmlosigkeit konsequent dem Kern des Films entspringt, dass Dominik eben kein echter Gangster ist, killt sie leider auch beinahe jeden Ansatz für ein wenig Spannung, und sorgt unbeabsichtigt auch noch dafür, dass die ganze Prämisse des Films ins Wanken kommt. Denn angesichts des unspektakulären Verlaufs fragt man sich schon ein wenig, worüber Christoph am Ende eigentlich seinen ominösen Hardcover-Roman schreiben will. Dass dessen erhoffter finanzieller Erfolg noch dazu als Pfand für einen Ganoven-Deal herhält, sollte man dabei schon gar nicht hinterfragen. Tatsächlich dürfte Christoph in einem Jahr in der Autovermietung mehr verdienen als an den Verkaufserlösen so eines Romans.

So versandet "Hardcover" leider in den seichten Gewässern seiner eigenen Geschichte, denn die Idee von einer Gangster-Komödie über einen Möchtegern-Gangster, in der es also fast gar nicht "gangstert"; erweist sich als deutlich zu dünn für 90 packende Minuten. Auch wenn es dem Konzept vielleicht widersprochen hätte: Ein paar mehr unbeabsichtigt losgetretene, vor allem aber gefährliche Verwicklungen hätten dem Film wahrscheinlich gut getan. So plätschert "Hardcover" in konsequenter Harmlosigkeit zu einem ziemlich unbefriedigenden Ende, und lässt damit leider nur ein Fazit zu: Bislang eindeutig der schwächste Film von Christian Zübert. Wir hoffen aufs nächste Mal.


8
8/10

Wirklich nicht schlecht -

Mindestens so gut wie "Schule"

Permalink

6
6/10

kann man ansehen. teilweise durchaus witzig, teilweise aber auch so typisch deutscher klischee-mist. z.b. die lovestory ist extrem blöd.
interessant sind die charaktere auch nicht, aber dafür ist der film
- wie gesagt - phasenweise witzig.
++

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