Elefantenherz

Originaltitel
Elefantenherz
Jahr
2001
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Vera Kampschulte / 8. März 2011

Raue Umgebung, raue Typen, raues zwischenmenschliches Klima: so sieht die Welt das Ruhrgebiet. Der Klischee-Pottler an sich ist arbeitslos, tummelt sich in zwielichtigen Kneipen oder Schrebergärten und trägt speckige Kleidung aus Lederimitat. Sein bester Freund ist Gastarbeiter oder Wirt und das Leben im Pott bietet nichts außer zu viel Zeit, die man totschlagen muss.
Die schönsten Klischees über diesen liebenswerten Landstrich haben wir in Heimatfilmen wie "Bang Boom Bang" und "Was nicht passt, wird passend gemacht" gesehen, und doch kann man die Klischeeschraube noch um einiges enger und unangenehmer anziehen.

Hubschrauberflug über eine Hochhaussiedlung. Auf dem Dach eines der Häuser steht ein junger Mann. Nein, er steht nicht, er läuft. Und er boxt.
Der junge Mann heißt Marko (Daniel Brühl, Deutschlands Nachwuchs-Star aus "Good Bye Lenin" und "Nichts bereuen"), ist talentierter Amateurboxer und will zusammen mit seinem besten Freund Bülent (Erhan Emre) hoch hinaus und Profi werden. Trainer Ali (Ali Cakir) lässt es da mit den Hoffnungen der beiden erst mal langsam angehen. Doch dann trifft Marko nach einem Amateurkampf einen alten Bekannten, den zwielichtigen Promoter Gerd Hermsbach (Manfred Zapatka, "Manila"), der ihm Hoffnungen auf eine Profikarriere in seinem Boxclub macht. So heuert Marko nach einem heftigen Streit mit seinem Vater bei Hermsbach an, stößt damit seinen besten Freund vor den Kopf und entzweit sich mit seiner Familie. Sein Vater (Jochen Nickel), arbeitsloser Alkoholiker wohlgemerkt, ist Hermsbach gegenüber äußerst misstrauisch, und will nicht, dass sein Sohn in die kriminelle Halbwelt abrutscht. Auch seine Mutter ist nicht begeistert, vor allem nicht, als ihr Mann immer gewalttätiger wird. Doch Marko hat zunächst genug eigene Probleme, er ist völlig in seine neue Boxschule eingespannt und steht vor seinem ersten Profikampf.

Leider können auch die fähigen Schauspieler nicht über die unausgegorene Story hinwegtäuschen. Daniel Brühl und Jochen Nickel zeigen derart extreme Wut aufeinander, dass es bei den Dreharbeiten zu echten Tränen gekommen sein soll. Und schmieriger als der "Ruhrgebietspate" Zapatka kann man wohl nicht wirken. Auch die Atmosphäre ist durchaus treffend und beklemmend inszeniert. Doch trotz wirklich überzeugender Leistungen geht an diesem Film nichts über ein Fernsehspiel der Öffentlich-Rechtlichen hinaus. Gut, es ist das Regiedebüt des Kurzfilm- und Nachwuchsregisseurs und Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien Aladag, aber aus der Besetzung hätte man wirklich mehr herausholen können und müssen. Zumal vor allem einige äußerst schwache Wendungen am Schluss erst zusätzlich eingebaut wurden, um die Handlung plausibler zu machen.
Dazu töten auch die langatmigen Boxszenen viel an Aufmerksamkeit. Als Laie sieht man nun einmal nicht, ob von Kampf 1 zu Kampf 2 Fortschritte erzielt wurden oder ob Marko eher ein KO-Schläger als ein Techniker ist. Und dies ist vor allem nicht wichtig für die Konflikte, die die Handlung vorantreiben sollen.

Weniger wäre hier in einigen Punkten eindeutig mehr gewesen, aber dann hätte man aus "Elefantenherz" vermutlich einen Kurzfilm machen müssen. Ansonsten bleibt nur noch die Frage übrig, warum man diesen Film zwei Jahre im Regal liegen ließ, und ihn nicht gleich ins Fernsehen abschob. Vielleicht wollte man warten, bis aus Daniel Brühl der Star geworden ist, den wir heute haben, um auch aus diesem Mittelmaß-Produkt noch ein wenig Profit zu schlagen. Wenn "Elefantenherz" für eins gut ist, dann wenigstens für den Beweis, ob die große Schauspiel-Hoffnung Brühl genug "drawing power" für einen echten Star mitbringt.


10
10/10

war voll geilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll

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