Eden, das ist das Paradies. Der heilige Garten. In Michael Hofmanns Film "Eden" ist der Begriff durchaus ambivalent zu verstehen. Zum einen ist Eden (Charlotte Roche) der Name einer schönen Frau, die im übergewichtigen Meisterkoch Gregor (Josef Ostendorf) eine neue Leidenschaft entfacht. Zum anderen kann man unter Eden eine Metapher für den himmlischen Genuss verstehen, den Gregors berühmte "cucina erotica" bietet. Sein Essen verführt jeden Menschen, so auch Eden, die zu seiner persönlichen Muse wird. Ihr Mann Xaver (Devid Striesow) wird mit der Zeit äußerst eifersüchtig und versucht, mit purer verzweifelter Gewalt, diese Freundschaft zu beenden.
"Eden" ist ein Film über Freundschaft und wann sie
aufhört. Wo Liebe beginnt und wann sie endet. Aber vor allem
über jene Grauphase zwischen Liebe und Freundschaft, die so
manchen verzweifeln lässt, da sie so undurchschaubar und undurchdringlich
daher kommt und damit oft mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
So wissen Gregor und Eden auch nicht so recht, wie sie mit ihrer,
nennen wir es mal vorsichtig "Beziehung", umgehen sollen.
Irgendwie leben sie in einer Symbiose, und das wollen beide sich
nicht eingestehen. Denn Eden ist für Gregor, seitdem sie in
sein Leben getreten ist, seine einzige Inspirationsquelle, er läuft
unter ihren Augen zur Höchstform auf. Endlich kocht er für
jemand speziellen. Eden ist kein anonymer Gast, kein Tisch Nummer
vier. Sie hat ein Gesicht. Für Gregor ist es das Gesicht seiner
Muse. Gregors "cucina erotica" hingegen gibt der anfangs
lethargisch und ein wenig untot umherwandelnden Eden ihre Lebensenergie
wieder zurück. Ihre eisige Ehe mit Xaver taut langsam wieder
auf.
Nun stellt der Film folgende Frage: Sind Gregor und Eden nur Freunde,
oder hat sich während ihrer abendlichen Essorgien doch weitaus
mehr entwickelt? Nutzen sie sich beide vielleicht
nur gegenseitig aus? Hofmann gibt eine Antwort, aber dann wird die
ganze Geschichte etwas gemein und auch unglaubwürdig. Wenn
Eden ihr Familienleben wieder einigermaßen in Lot sieht, reduziert
sie ihre Besuche bei Gregor. Das Drehbuch gerät hier etwas
ins wanken, scheut sich um eine plausible Erklärung herum,
es versteckt sich hinter dem bösen Ehemann und seinen Eifersuchtsängsten.
Und später mag man der lieben Charlotte Roche (die hier ihre
erste Kinorolle zum besten gibt) ihre "Wir sind doch noch Freunde,
oder?"-Ausflüchte auch nicht mehr glauben.
Dafür versteht es der Regisseur wunderbar, das Kochen genial
zu visualisieren, und führt "Eden" in diesen Szenen
zu seinen stärksten Momenten. Hier wird der Film zum deutschen
Äquivalent von Lasse Hallströms "Chocolat".
Leider gehen mit Michael Hofmann zum Schluss die Pferde durch.
Er zieht das bis dahin streckenweise etwas zu schleppend geratene
Tempo extrem an und erzwingt ein radikales Zehn-Minuten-Ende. Damit
ist die bis dato behutsam aufgebaute Geschichte kaputt und wird
ihren Figuren so einfach nicht gerecht.
Auch wenn der Film deutliche Schwächen aufweist, hat er dennoch
wundervolle Augenblicke voller Magie und ist reich an Details. Aber:
Man hätte mehr aus dem Stoff herausholen können. So wird
aus einem vermeintlich perfekten Dinner nur ein recht ordentlicher
Imbiss.
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