Dumplings - Delikate Versuchung

Originaltitel
Gaudzi
Land
Jahr
2004
Laufzeit
91 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Margarete Prowe / 4. März 2011

Wer bei "Dumplings - Delikate Versuchung" an einen Film wie die romantische Koch-Komödie "Bella Martha" denkt, vielleicht asiatisch angehaucht und mit einer Prise Erotik gewürzt, wird wohl schreiend das Kino verlassen oder sich mindestens das anschließende Essen sparen. "Dumplings" (übersetzt: Teigtaschen) handelt davon, wie weit Frauen gehen würden, um ewige Schönheit und Jugend zu erlangen. Ganz nebenbei geht es da noch um Betrug, Inzest, Abtreibung und Rache. Nicht zu vergessen: die Füllung der Teigtaschen, welche die anderen Themen eher in den Hintergrund rücken lässt, dafür aber den Mageninhalt des Zuschauers leider schnell wieder in spürbare Nähe.

Der ehemalige Filmstar Quing Li (Miriam Yeung) ist in die Jahre gekommen. Verheiratet mit einem reichen und schönen (nunmehr jedoch auch nicht mehr ganz jugendlichen) Mann könnte sie eigentlich ihr Luxusleben in der Hongkonger Society genießen. Doch leider macht Geld nicht glücklich, wenn man Falten bekommt und der eigene Mann (Toni Ka-Fai Leung) es mit allem treibt, was jugendlich-hübsch ausschaut. Doch Frau Li hört, dass es eine ganz besondere Köchin gibt in Hongkong, welche die teuersten Teigtaschen der Stadt serviert, die - so munkelt man - ewige Jugend versprechen. Endlich im Wohnzimmer der Köchin Mei (Bai Ling) in einem Frau Li fremden und ärmeren Teil der Metropole angekommen, kann sie die Teigtaschen jedoch nur mit großem Würgen herunter bekommen. Manchmal kosten Dinge mehr als nur Geld, wie sie nun merkt. Doch sie glaubt an die Wirkung des Wundermittels und wird schon bald wie ein Junkie dauernd nach mehr verlangen. Allerdings gibt es wie bei vielen Heilmittelchen gewisse unerwünschte Nebenwirkungen….

"Dumplings - Delikate Versuchung" ist die Langfilmversion eines Teils der Trilogie "Three...Extremes" (2004), bei der Fruit Chan (Hongkong), Chan-Wook Park (Südkorea) und Takashi Miike (Japan) Regie führten und die der Horrorfilmreihe "Three" (2000) folgte. Während sich das Extrem Eitelkeit im Teil "Dumplings" offenbarte, wurde im zweiten Teil "Cut" (Park) Neid thematisiert, im dritten "Box" (Miike) hingegen Angst.
Vielleicht hätte man "Dumplings" lieber dort lassen sollen, denn in dieser Reihe galt er als bester Teil. Doch konnte der Regisseur anscheinend den Mund nicht voll genug bekommen und ließ das große Auswälzen beginnen. Das Drehbuch von Lillian Lee ("Lebewohl meine Konkubine") entwickelt hier leider keine sinnvolle Einheit, die den verschiedenen Themen und Personen auch nur annähernd gerecht wird. Man fragt sich eher wegen des seltsam anmutenden Satzes auf der Homepage von "Dumplings": ‚Ein Film, der die Männer schockieren wird!', ob hier mit der Autorin eine emanzipatorische Note eingeschleust werden sollte im Sinne von: Hier seht ihr die ungeschminkte Wahrheit über das, was Frauen hinter eurem Rücken so tun. Falls dies tatsächlich so gemeint ist, kann man nur noch den Kopf schütteln ob dieser grotesken Marketingstrategie.

Die angepriesene Gesellschaftssatire kann der Film jedenfalls nicht überzeugend liefern. Denn für eine Satire wird hier zu wenig deutlich, was man eigentlich anprangern möchte, und so wird einfach mal alles Mögliche irgendwie verdammt. Für eine Satire reicht es nicht, drastische Ekelszenen en masse einzusetzen und diese mit glibschigem Geschlürfe und Blutmassen zu unterlegen, auch wenn sie in wunderschönen Einstellungen gefilmt sind, die ästhetisch Wong Kar-Wai-Niveau erreichen. Kunststück, schließlich ist Christopher Doyle der Stamm-Kameramann von Hongkongs Ausnahme-Regisseur ("In the Mood for Love", "2046"). Seine Arbeit ist der einzige wirkliche Glanzpunkt von "Dumplings", doch bleiben die tollen Bilder leider weitgehend inhaltsleer.

Trotzdem sollte man diesem Film seine Leistungen nicht absprechen. Die Bildsprache ist ergreifend und die Musik lässt einen schon in den ersten Minuten denken, dass hier gleich etwas ganz Schreckliches passieren wird. Doch ist Form ohne passenden Inhalt leider nicht viel.
Das gilt anscheinend auch für das chinesische Enfant Terrible Bai Ling, die im Westen eher bekannt ist für schlüpfrige Szenen ("Wild Wild West"), knappe Outfits (als Jurorin bei der Berlinale) und ihre aktuellen Fotos im amerikanischen Playboy. Wenig verwunderlich, dass sie in mehreren Interviews bestätigte, gerne Tabus zu brechen. Dass dies manchmal auch den Magen verderben kann, merkte aber schließlich sogar die schöne Bai Ling: Ihr wurden auf der Hongkong-Premiere des Films Teigtaschen serviert, die sie nicht einmal mehr selbst herunter bekam.


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