Dolls

Originaltitel
Dolls
Land
Jahr
2002
Laufzeit
113 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 14. Februar 2011

Drei Geschichten über Menschen auf der Suche nach der großen Liebe, die sie irgendwann verloren haben. Dreimal schlägt das Schicksal dabei grausam zu: Dem alternden Yakuza-Boss Hiro bleibt nur wenig Zeit mit seiner wiedergefundenen Jugendliebe; die junge Haruna zieht sich nach einem Unfall aus ihrem Leben als Popstar und von ihren Fans zurück. Vor, zwischen und nach diesen zwei eher kurzen Episoden verfolgen wir den Weg von Matsumoto und Sawako, einem Paar das als "die aneinandergebundenen Bettler" berühmt wird. Sawako verlor den Verstand als ihr Geliebter sie verließ, um eine Vernunftehe mit der Tochter seines Chefs einzugehen. Von Schuldgefühlen geplagt kümmert sich Matsumoto fortan um seine wahre Liebe und verliert dabei seine sichere bürgerliche Existenz. Mit einem Seil bindet er die verwirrte und hilflose Sawako an sich und gemeinsam wandern sie scheinbar ziellos durch das Land.

Die Anhänger des "coolen Takeshi" werden sich mit seinem neuen Film vielleicht nicht so recht anfreunden können, denn zu sehr unterscheidet dieser sich von Werken wie "Brother" oder "Violent Cop", für die er in unseren Breitengraden am ehesten bekannt ist. Zwar taucht auch in "Dolls" der wohl unvermeidliche Yakuza-Pate auf, doch auf virtuos in Szene gesetzte Gewaltorgien wird dieses Mal weitestgehend verzichtet. "Grausam" ist der Film zwar auch diesmal, das allerdings weniger durch den Einsatz von Kunstblut sondern durch die Grausamkeiten eines unbarmherzigen Schicksals.
Ebenfalls eher ungewöhnlich ist, dass Takeshi Kitano - immerhin einer der größten Stars des modernen japanischen Films - sich hier auch nicht selbst vor der Kamera zeigt sondern als Regisseur, Autor und Cutter konsequent dahinter bleibt. Wer andererseits ein wenig mehr mit dem Werk Takeshis vertraut ist, dem ist auch die Vielseitigkeit dieses Künstlers bekannt, der mit seinem Meisterwerk "Hana-Bi" den vielleicht poetischsten und traurigsten Gangsterfilm aller Zeiten inszenierte, sich aber andererseits auch nicht für den herrlichen Blödsinn der Spielshow "Takeshi's Castle" zu schade ist und nebenher noch als Romanautor und Maler wirkt. Nach den zahlreichen Auszeichnungen für "Hana-Bi" (unter ihnen der goldene Löwe von Venedig) muss bei Herrn Takeshi Kitano der Wunsch gewachsen sein, einmal einen wirklich anspruchsvollen und symbolträchtigen "Kunstfilm" zu machen und das Ergebnis dieser Bestrebungen liegt nun also mit "Dolls" vor.
Schon die Einführung, in welcher der Zuschauer Zeuge einer Aufführung des japanischen Puppentheaters "Bunraku" wird, lässt erahnen, dass hier keine gradlinig erzählte Geschichte folgen wird. Kitano verbindet die Puppen dann mit dem Schicksal seiner beiden Hauptfiguren und lässt diese durch ein Japan voll traumhaft schöner Landschaften ziehen, die von den beiden Unglücklichen jedoch anscheinend gar nicht wahrgenommen werden. Der Betrachter folgt Matsumoto und Sawaku dabei durch Schnee, Herbstlaub und Blütenfelder voller Farbenpracht. Es bleibt ihm dabei selbst überlassen, diese Bilder einfach "schön" zu finden oder ihre Symbolik und ihre Bedeutung für die Charaktere zu entschlüsseln.

So interessant und reizvoll diese Schauwerte und ihre feine musikalische Untermalung dann auch sind, auf Dauer ermüdet der lange Marsch der beiden Bettler dann doch den Zuschauer, und eine gewisse Straffung hätte hier zweifellos gut getan. Der Beginn der Geschichte und ihre anfängliche Entwicklung bilden daher auch den gelungeneren Teil des Films, zusammen mit den beiden eingeflochtenen Nebenhandlungen. In denen zeigt sich nämlich sehr deutlich Takeshis eigentliche Stärke: Das Gefühl für faszinierende Situationen und interessante Dialoge, in denen mit wenig Worten viel ausgedrückt werden kann. Dank dieser Szenen ist ihm das Experiment "Dolls" daher größtenteils gelungen, auch wenn man danach doch schnell wieder Lust auf einen "klassischen Takeshi" von und mit dem Meister bekommt.

Bilder: Copyright

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