Die Herzogin

Originaltitel
The Duchess
Jahr
2008
Laufzeit
110 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Simon Staake / 1. Juni 2010

Hat Keira Knightley eigentlich eine Klausel in ihren Verträgen, die vorsieht, dass ihre Filme grundsätzlich in einer anderen Zeitepoche spielen und sie doch bitte im Kostüm auftritt? Fast könnte es einem so vorkommen, denn die letzten Filme, in dem Knightley im Hier und Jetzt auftrat, waren das zwischen LSD und OCD schwankende Desaster "Domino" und der in Deutschland nur auf DVD erschienene, aber ausgesprochen empfehlenswerte Fantasythriller "The Jacket". Aber ansonsten hat sich Frau Knightley als Piratin, Krankenschwester, Lebefrau, Schriftstellerin oder Amazonenprinzessin in eigentlich allen möglichen Zeitepochen der letzten Jahrhunderte verdingt.
Nun also der Weg zurück in jene Zeit und Ort, die sie letztmals in der gelungenen Jane Austen-Verfilmung "Stolz und Vorurteil" bearbeitete, das viktorianische England. Anstatt aber wie damals als Lizzie Bennett in netten Kleidern herumzulaufen, wird hier geklotzt und nicht gekleckert. Nicht umsonst hat ausgerechnet der Kostümdesigner den einzigen Oscar der "Herzogin" gewonnen, denn als Georgianna Spencer, Herzogin von Devonshire, darf Frau Knightley sich hier einige bemerkenswerte Kostüm- und Perückenmonster überstülpen. Sie ist aber nicht nur mit extremer Garderobe gesegnet, die einen Elton John vor Neid erblassen lassen würde, sondern leider auch mit einem extrem maulfaulen und unromantischen Ehemann. William Cavendish (Ralph Fiennes) hat eigentlich nur ein paar Freunde in der Welt, und das sind - sehr zum Leidwesen seiner auch deutlich jüngeren Frau - seine Jagdhunde. Als ihm Georgianna dann auch "nur" zwei Töchter gebärt, nicht aber den versprochenen Thronfolger, wird ihr Leben auf dem imposanten Landgut des Herzogs immer ungemütlicher.

Irgendwie kommt einem dieses Dilemma bekannt vor, und das ist dann auch das größte Dilemma von "Die Herzogin". So gut das alles hier umgesetzt ist - und es ist makellos umgesetzt -, der Film kann eben doch nicht verhehlen, dass man ähnliche Geschichten über lieblose Zweckheirat und das Leben im goldenen Käfig nun schon öfters gesehen hat. Immerhin hält sich "Die Herzogin" nicht lange damit auf, diese altbekannte Situation zu etablieren. Nach etwa 20 Minuten ist die Problematik klar und die Positionen klar verteilt: Knightley spielt die intelligente, forsche Georgianna als frühe Emanze, Ralph Fiennes wird dagegen als eindimensional miesepetriger Adliger größtenteils verheizt.
Was mag da also über die nächsten anderthalb Stunden noch kommen, fragt sich der Zuschauer da zurecht. Und während die meisten Konflikte ihren erwarteten Verlauf nehmen, so kann "Die Herzogin" doch immerhin mit einigen zumindest ein klein bisschen überraschenden Storyentwicklungen punkten. Die Rolle, die Georgiannas Freundin Bess Foster (Hayley Atwell) einnimmt, etwa. Ihre Erkenntnis, dass Ehebruch noch lange nicht dasselbe für weibliche und männliche Partner ist - das spricht zumindest in Teilen auch zu einem modernen Publikum.
Das soll natürlich damit geködert werden, dass als Nachkommin von Georgianna eine gewisse Diana Spencer ebenfalls in einer romantiklosen Ehe mit einem englischen Monarchen landete und sich in eine Affäre flüchtete. Ähnlichkeiten des lieblosen Cavendish mit Prinz Charles sind da wohl auch eher gewollt denn zufällig. Der Trailer macht die Verbindung mit einem Bild von Lady Di überdeutlich, wohl auch um zu signalisieren "Wir sind kein muffiges altes Kostümdrama, sondern sehr wohl mit moderner Relevanz". Ganz so weit wie Sophia Coppolas dekonstruierender, aber auch leerer "Marie Antoinette" wollte Regisseur Saul Dibb aber wohl trotzdem nicht gehen und inszeniert seinen Film konventionell und klassisch, wie man es von einer BBC-Produktion halt erwartet.

Das heißt natürlich, dass hier alles erlesen ist, man größtenteils an Originalschauplätzen drehte und das Ganze so ein richtiges Prestigeobjekt ist. Dieses kann zwar nie das Gefühl abschütteln, doch nicht so wirklich zwingend zu sein, und der zugrunde liegende Konflikt "Liebe gegen Pflichterfüllung" ist nun wie gesagt auch ein alter Hut (oder eine alte Perücke), aber trotzdem füllt "Die Herzogin" seine Laufzeit doch recht ansprechend, was natürlich an der gerade in dieserlei Produktion aufblühenden Knightley liegt. Fiennes muss sich dank der eindimensional angelegten Rolle zwar notgedrungen unter Wert schlagen, aber immerhin macht sich der Film die Mühe zu zeigen, was für ein Druck auch auf seiner Figur lastet. Er bleibt zwar auf reiner Plotebene notgedrungen der Bösewicht, der seine Frau zwingt, ihrer wahren Liebe abzuschwören und seine Mätresse im Haus zu akzeptieren, aber man kann zumindest erahnen, dass William Cavendish schlicht jemand war, der sowohl in den Ansprüchen an ihn wie auch in den Konventionen der Zeit gefangen war.
Die Nebenrollen sind mit Charlotte Rampling als Georgiannas Mutter, Hayley Atwell als ihre Freundin und Dominic Cooper als ihr Liebhaber gut besetzt und insgesamt werden Freunde dieser Art von Kostümdrama hier auf ihre Kosten kommen. Zu mehr reicht es nicht, auch weil der Film kaum mehr möchte und sich nicht mehr traut. Aber zuviel trauen geht ja manchmal auch daneben und hier gilt: Was man sieht, das bekommt man. Nicht mehr, und nicht weniger. Übrigens: Für ihren nächsten Film "Last Night" ist Frau Knightley wieder in der Gegenwart gelandet. Goodbye Herzogin Knightley, welcome back Keira.


"Das viktorianische England"?
Hm, da sollte wohl jemand doch noch mal einen kurzen Blick ins Geschichtsbuch werfen - denn "Die Herzogin" spielt im 18. Jahrhundert, ziemlich genau ein halbes Jahrhundert vor dem Beginn jener Epoche, die wir "Viktorianik" nennen. (Zur Erinnerung: Die titelgebende Herzogin starb 1805 - vierzehn Jahre, bevor die spätere Königin Viktoria auch nur GEBOREN wurde, und 32 Jahre vor der Krönung derselben.)

Schon allein die Haarpracht sollte einen Hinweis darauf geben, dass wir es hier eher mit Zeitgenossen Mozarts zu tun haben als mit Leuten, die Charles Dickens lesend durch verrußte Industriestädte stapfen.

(Übrigens spielen auch Jane Austens Romane und deren Verfilmungen NICHT im viktorianischen Zeitalter, sondern gut zwanzig Jahre vorher, während der sogenannten "Regency". Aber da hier zumindest schon einmal das Jahrhundert stimmt, ist das schon eher ein vernachlässigbarer Fehler, den anzumerken schon als Spitzfindigkeit ausgelegt werden kann.)

Permalink

6
6/10

Jaja, als Frau hatte man da nichts zu lachen im präviktorianischen England.

Permalink

10
10/10

Ich liebe diesen Film!Er ist einfach rührend.Wie die Herzogin unter ihrer Ehe leidet,das rührt zu Tränen.
In dem Film ist alles drin:Tragik,Liebe,Sex,wunderschöne Kostüme und vor allem hervorragende Schauspieler.Dieser Film ist perfekt besetzt worden.Von den Hauptdarstellern bis zur der kleinsten Nebenrolle.
Auf jeden Fall sehenswert,besonders für Liebhaber der historischen Filme.

Permalink

7
7/10

Es geht einem schon echt nah, wenn sie das Kind abgeben muss. Aber ich habe auch schon besseres gesehen, obwohl es wirklich gut war

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.